Ein langes Gespräch

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Ich befand mich zwar nur im Bad, das direkt ans Zimmer grenzte, dennoch gefiel es mir nicht Stef alleine zulassen. Aber meine Hand hörte einfach nicht auf zu pochen. Es haben sich Brandblasen gebildet, die sich auf der ganzen Handfläche erstreckten. Ich spürte die Hitze, die von ihr ausging und der Schmerz war einfach unerträglich. Schnell stellte ich das Wasser an, bevor ich noch durchdrehte. Ich gab einen erleichterten Seufzer von mir, als das Wasser kalt über meine Hand floss. Fast hätte Stef etwas gemerkt, aber ich wollte nicht, dass sie etwas von meiner Verletzung wusste. Sie würde sich nur die Schuld dafür geben, so wie ich es auch getan hatte. Das konnte und wollte ich einfach nicht ertragen. Draußen hörte ich wie die Tür geöffnet wurde. Ich begab mich ebenfalls wieder ins Zimmer und stand nun Charles gegenüber. "Ich glaube ich brauche gar nicht zu fragen, was du hier willst.", ergriff ich das Wort. "Nein das glaube ich auch nicht.", erwiderte er. Stef war inzwischen eingenickt wie es scheint. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Ich ging auf das Bett zu und ignorierte die Tatsache, dass Charles hier war. Meine Hand fing wieder an zu brennen, den Schmerz ließ ich mir aber nicht ansehen. "Erik du kannst nicht ignorieren, dass wir reden müssen.", versuchte er mich in ein Gespräch zu verwickeln. "Da hast du recht, aber immerhin kann ich es versuchen.", meinte ich mit meinen Gedanken ganz bei ihr. "Wo wir schon dabei sind: Stefanie wird es vielleicht auch interessieren was wir hier zu besprechen haben." "Das mag ja auch sein, aber wie du siehst schläft sie jetzt und ich werde sie auch ganz bestimmt nicht wecken.", sagte ich leicht gereizt. "Keine Sorge Jungs, bin schon wach.", hörte ich sie verschlafen neben mir.

"Also ich hab mich mit Pyro unterhalten. Hab ihn auf sein Verhalten hingewiesen und versucht ihn zur Vernunft zu bringen, aber er scheint sich für das alles nicht zu interessieren. Er tat alles mit einem Schulterzucken ab. Auch seine Strafe war ihm egal. Das Einzige was ihn interessierte, war dass er dir hatte weh tun können, Erik. Er hasst dich wirklich.", sagte Charles. "Wenn er mir weh tun will dann soll er sie in Ruhe lassen.", sagte ich aufgebracht. "Von mir aus kann er mich hassen, so viel er nur will, aber nicht wenn sie darunter leiden muss." Inzwischen hatte ich mich aufs Bett gesetzt und spürte wie sie ihre Hand auf meine Schulter legte. "Erik beruhig dich. Deine Wut macht es auch nicht besser.", meinte sie. "Wie soll ich mich bitte beruhigen?", sagte ich zu ihr gewandt, "außerdem Charles, hast du mir gesagt du regelst das mit ihm. Ich sehe aber nicht, dass es irgendetwas gebracht hätte. Ich habe recht behalten, manchen kommt man mit Vernunft nicht mehr bei." "Willst du mir damit etwa sagen ich soll es mit Gewalt lösen, so wie du es gerne hättest?", fragte er ungläubig. "Nein ich will damit sagen, dass ich es klären werde." Charles Blick wurde finster. "Das lass ich nicht zu. Du wirst ihm nichts antun, verstanden.", ertönte seine Stimme bedrohlich. Stef spannte sich neben mir an. Ihr gefiel nicht in welche Richtung dieses Gespräch zu führen schien. Sie wollte mich nicht wütend sehen, weil sie dann vor mir angst hatte. Aber ich konnte nicht anders. "Du willst von mir verlangen ihm nichts zu tun, kannst mir aber nicht garantieren, dass er ihr nichts tut. Eines vergisst du aber: Er kann sich wehren, sie aber nicht." "Du weißt, dass ich neben dir sitze?", lachte sie leise. Ich warf ihr bloß einen 'Das ist ernst' Blick zu und sofort war sie still. Charles seufzte, anscheinend begriff er, dass dieses Gespräch lange dauern konnte. "Ich will einfach keine Gewalt hier an der Schule. Wir sind alle Mutanten. Wir sollten uns vertragen und zusammen arbeiten, nicht uns untereinander fertig machen.", stellte er fest. "Eigentlich bin ich deiner Meinung aber Pyro wird nicht aufhören. Ich könnte damit leben, wenn er mich angreifen würde aber nicht Stef." "Erik, er will dich da treffen, wo es dir am meisten weh tut und das ist nun leider sie. Er weiß er kann mit ihr mehr gegen dich anrichten, als er es sonst je könnte." Wie recht er damit hatte. "Aber das rechtfertigt seine Taten immer noch nicht. Er soll seine dreckigen Hände von ihr lassen. Er soll sie nicht mal ansehen.", fauchte ich wütend. "Das habe ich auch nie gesagt. Aber bitte, versuch dich zu beherrschen." Bevor ich etwas antworten konnte, ergriff Stef das Wort: "Erik er hat recht. Wut bringt dich nicht weiter. Ich versteh dich ja und finde es auch nicht fair. Wann war das Leben denn je fair zu einem von uns beiden? Nie. Also warum dann jetzt? Aber es ist mir egal. Diese Ungerechtigkeit kann ich auch noch ertragen, immerhin weiß ich dass du immer da sein wirst um mich aufzufangen." Wow, ihre Worte trafen genau in mein Herz. "Ich.....", zu mehr war ich nicht im Stande. Charles grinste fröhlich in unsere Richtung. "Ich werde dir helfen, Erik. Ich werde Jean und Scott damit beauftragen sie zu beschützen wenn du nicht da bist. Du weißt was Jean anrichten kann wenn sie will." 'Sie geht wirklich davon aus, dass ich immer da sein werde. Ich werde sie nicht enttäuschen.', war mein einziger Gedanke. 'Reiß dich zusammen Erik', ertönte eine Stimme in meinem Kopf. Ich zuckte zusammen und fing mich wieder. Stef warf mir einen drängenden Blick zu. Sollte ich dem zustimmen? Schließlich gab ich nach. "Wie viele Chancen muss ich ihm denn noch geben? Aber nagut. Ich tus für dich Stef.", sagte ich und drehte meinen Kopf in ihre Richtung. Das brachte mir ein Lächeln von ihr ein und ich war vollkommen zufrieden. "Aber Charles wenn er noch einmal übertreibt, dann...." Er unterbrach mich: "Werde ich ihn von meiner Schule verweisen." Eine wunderbare Zufriedenheit machte sich in mir breit. "Danke, Erik.", nahm ich sie neben mir war. "Nun gut. Wir haben uns also darauf geeinigt ihn nicht umzubringen, dann wär das hier wohl geklärt. Etwas gegen meinen Geschmack, aber Stef ist glücklich, das reicht mir." 'Es tut mir so leid Erik. Ich kann deine Wut nur zu gut verstehen. Zusehen zu müssen, aber nichts tun können. Umso mehr bin ich dir für unsere Einigung dankbar. Stef kann sich wirklich glücklich schätzen dich zu haben. Bleib einfach bei ihr okay?' Ich nickte ihm zu, dann drehte er seinen Rollstuhl Richtung Tür und verschwand wieder.

"Ich habe doch hunger. Würdest du mir was zu essen holen?", fragte sie mit flehendem Blick. "Für dich immer. Aber ich muss dir was sagen." Ihr Kopf hob sich, während sie mich neugierig zu mustern begann. "Ich hab dir und Charles zwar gesagt, dass ich Pyro in Frieden lassen werde, aber ich kann dir nicht versprechen es auch zu schaffen." "Was meinst du damit?" "Ich meine damit, dass ich nicht weiß was passiert, wenn er mir gegenüber steht. Ich weiß nicht, ob ich meine Wut zügeln kann und ihn einfach vorüber ziehen lassen kann.", sagte ich betrübt. "Was soll ich dazu sagen? Ich verstehs schon. Ich kanns mir zwar nicht vorstellen, aber es ist nicht leicht, demjenigen gegenüber zu stehen, der den Menschen weh tut, die man liebt. Und ich schätze deine Bemühungen sehr. Du tust das für mich, also könnte ich dir nie böse sein. Sein Temperament zu zügeln ist manchmal etwas schwierig." Sie zwinkerte mir zu und lachte. Irgendwie heiterte es mich auf. Vielleicht schaffte ich es ja doch irgendwie. "Danke, dass du so verständnisvoll bist. Ich gebe mein bestes." "Du hast mich gerettet, da ist es nur selbstverständlich und jetzt mein edler Ritter bringe mir etwas Essbares.", scherzte sie. Ihr lachen steckte mich an. Seit langem war ich nicht mehr so glücklich. "Etwas Geduld ich geh ja schon.", grinste ich und verschwand kurz.

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt