Ich liebte es ihn zu beobachten, wenn er schlief. Sein Atem ging dann ganz entspannt, seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und sein Herz schlug in einem Rhythmus, der derart beruhigend war, dass es schwer war nicht selbst auch einzuschlafen. Das konnte ich mir nicht erlauben. Sollte ich einschlafen, könnte ich meine Kräfte nicht aufrecht erhalten und er würde wieder leiden. Ich richtete mich etwas auf, um in sein Gesicht sehen zu können. Er sah so friedlich aus, als wäre dieser ganze Tag nie passiert. So als ob ich ihn nie verbrannt oder ihm mit meinen Worten das Herz gebrochen hätte. Er war einfach das Schönste, was ich je gesehen hatte. Wie konnte jemandes Gesicht nur solch einen Eindruck hinterlassen? Mein Blick wanderte von seinen geschlossenen Augen, über seine wunderschön geformten Wangenknochen bis hin zu seinen leicht geöffneten Lippen. Verdammt. Noch nie in meinem gesamten Leben wollte ich jemanden so sehr küssen, wie ihn in diesem Moment. Es war ja auch nicht so, dass ich je irgendjemanden geliebt hatte. Er war in so vielen Dingen der Erste. Der Erste, der mich aus meiner Einsamkeit retten konnte, der Erste, der mich wieder zum Lachen gebracht hatte, nachdem es für mich so ziemlich nichts gab, dass mir Anlass zum Lachen hätte gegeben. Und er ist der Erste, den ich über alles liebte. Ich weiß gar nicht, wie ich auch nur ansatzweise denken konnte, ihn verlassen zu können. Das wäre das Schlimmste, was ich je hätte tun können. Desto glücklicher bin ich, dass er mich davon abgehalten hatte. Plötzlich fing mein Herz an zu rasen. Ich war mir zwar schon etwas länger im Klaren darüber, dass ich ihn liebte, aber bis jetzt hatte mein Herz noch nie begonnen schneller zu schlagen, wenn ich bei ihm schlief. Dies trat immer nur ein, wenn er mich vor anderen umarmte oder mich an der Hand nahm. Waren wir alleine, war es das Normalste auf der Welt, aber in der Öffentlichkeit war es etwas ganz anderes. Und nun hatte ich angst vor diesen Gefühlen. Was ist wenn er es bemerken würde? Schon mehrmals habe ich darüber nachgedacht es ihm zu sagen, aber die Angst ist zu groß, dass er nicht das Selbe empfinden würde.
Just in dem Moment, in dem er sich bewegte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Er sah mich mit seinen wunderschönen blauen Augen an. Nun hatten sie endlich wieder das strahlende Blau des Ozeans, in das ich mich so sehr verliebt hatte. "Lang hast du aber nicht geschlafen.", stellte ich fest. "Naja, nach meinem letzten Schläfchen hast du beschlossen mir aus dem Weg zu gehen. Ich wollte nicht noch solch eine Überraschung erleben.", grinste er. "Du hast aber gute Laune.", lächelte ich zurück. "Wie gehts dir?", fragte ich ihn. "Schmerzfrei seitdem du hier neben mir liegst.", beruhigte er mich. "Aber ich finde du siehst sehr müde aus. Der Tag hat dir sehr zu schaffen gemacht, schlaf doch ein wenig." "Nein, ich kann nicht. Wenn ich schlafe, werden deine Schmerzen wieder zurück kommen und das werde ich nicht zu lassen.", entgegnete ich. "Du wirst deine Kräfte aber nicht mehr lange aufrecht erhalten können, wenn du übermüdet bist.", stellte er fürsorglich fest. Ich verdrehte gespielt die Augen. "Aber solange meine Kräfte noch funktionieren, werde ich alles mir nur Mögliche tun, um dich nicht leiden sehen zu müssen. Außerdem weiß ich nicht welche Pläne du wohl schmieden würdest, wenn ich schliefe.", grinste ich. "Also eines ist sicher, ich würde im Leben nicht daran denken dich zu verlassen. Das Szenario würde sich nicht mal in meinen schlimmsten Alpträumen abspielen." Sein Lächeln war zuckersüß und es brachte mich zum Schmelzen. "Hör auf damit.", protestierte ich. "Mit was denn? Ich tu doch gar nichts.", wehrte er sich. "Du sollst aufhören so zu grinsen, das macht mich fertig." Er hob neugierig eine Braue. "Wenn das so ist, verspüre ich nicht mal im Geringsten die Absicht dies zu tun." Und erneut lächelte er sein süßestes Lächeln. Ich setzte mich auf und musterte ihn. "Was?", fragte er verwirrt. "Ich habe die totale Macht über dich. Solltest du damit also nicht aufhören, dann werde ich dir meine Kräfte nicht mehr zur Verfügung stellen.", drohte ich grinsend, dies nahm der Drohung irgendwie den gewünschten Effekt.
Eriks POV:
Auch wenn ich nicht wirklich erpicht auf diese Schmerzen war, konnte ich nicht umhin sie in Verlegenheit zu bringen. Außerdem war ich mir mehr als nur klar, dass sie ihre Drohung so, oder so nie wahr machen würde. Demnach wurde mein Lächeln noch breiter. "Findest du mein Lachen etwa nervig, da du es mir verbietest?", fragte ich gespielt gekränkt. "Du bist ein Idiot, der ganz genau weiß, dass das nicht stimmt.", gab sie zurück. Ich schmunzelte. "Vielleicht." Sie fing an mit ihren Haaren zu spielen, welche ihr leicht über die Schulter fielen. "Na komm, legt dich wieder hin. Ich will, dass du schläfst." Sie sah mir ernst in die Augen und plötzlich wirkte sie vollkommen abwesend. "Hey, hörst du mir zu?", fragte ich besorgt. "Ja, ja klar hör ich dir zu.", lächelte sie mich an. "Aber ich kann nicht schlafen, wenn ich weiß, dass somit deine Schmerzen wiederkommen." Ihr Blick wurde traurig. Ich seufzte. "Für ein paar Stunden werde ich wohl mit Mengen an Morphin auskommen. Komm schon, ich will nicht auch noch, dass du hier Patientin wirst, weil du dich überanstrengst, dann kannst du mir auch nicht mehr helfen.", versuchte ich sie zu überzeugen. Langsam ließ sie sich wieder nieder und legte ihren Kopf erneut auf meine Brust. Ich fühlte wie ihr Herz anfing zu rasen und musste innerlich Lächeln. Anscheinend mache ich sie nervös, das könnte man ausnutzen. Mir war nicht bewusst, dass sie mich so sehr mochte, aber wahrscheinlich war ihre Verliebtheit nur von kurzer Dauer. Immerhin hatte ich sie gerettet, ist es nicht normal, dass man so empfand? "Na los, schließ die Augen.", forderte ich sie auf und ohne ein Wort der Widerrede schloss sie diese sofort. Alsbald sie dies tat, ließen ihre Kräfte nach und meine Schmerzen kamen prompt wieder. Es war als würden sich Flammen über meine Haut fressen. Mit meiner freien, aber eben auch verletzten Hand, versuchte ich die Morphiumzufuhr zu erhöhen. Nach etlichen Versuchen unter großem Kraftaufwand schaffte ich es. Der gewünschte Effekt blieb aber aus. Mir kam es so vor als würden die Schmerzen nur noch größer werden. Am liebsten hätte ich geschrien, aber damit hätte ich Stef aufgeweckt und das war nicht meine Intuition. An Schlaf auch nur zu denken, war totale Zeitverschwendung, also tat ich das Einzige, was mir einfiel. Ich beobachtete Stef.
Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig, auch ihr Herzschlag hatte sich wieder verlangsamt. Ich versuchte mich auf ihre Atemgeräusche zu konzentrieren, um nicht an meine Schmerzen denken zu müssen, aber es war der totale Reinfall. Meine gesamte linke Körperhälfte brannte. Es fühlte sich so an, als wären die Flammen nie erloschen. Wenn sich so das Fegefeuer anfühlt, dann Gnade dir Gott. So etwas würde ich nicht einmal Pyro wünschen, obwohl er es verdient hätte. Stef regte sich leicht und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Es half etwas. Das Morphium schien nun auch endlich zu wirken und trug einen großen Teil dazu bei, dass die Schmerzen erträglich wurden. Aber ein noch größeren Teil trug Stef bei. Allein der Gedanke an sie half. Ich würde jeden Schmerz auf mich nehmen, solange sie hier sicher in meinen Armen liegen würde. Langsam fing auch ich an zu glauben etwas für sie zu empfinden. Konnte das sein? Ich hatte mir doch geschworen nie jemanden zu lieben. Zu groß war meine Angst, diesen jemand wieder zu verlieren, genau wie meine Eltern. Ich ließ diesen Gedanken sofort wieder in den Tiefen meines Bewusstseins verschwinden. So etwas wie Gefühle konnte ich mir nicht leisten. Ich hatte es schlicht und einfach nicht verdient von jemanden wie ihr geliebt zu werden. Meine Vergangenheit, meine Taten hielten mich davon ab, solche Gefühle zuzulassen. Zu sehr fürchtete ich mich vor dem Tag, an dem mich die Vergangenheit einholte- genau wie es mit Pyro gerade war, und mir alles nahm, was ich liebte. Es war also viel kluger erst gar nicht zu lieben. Stefs Verliebtheit wird schon verschwinden. Ich hoffte es für sie, denn sie hatte etwas viel besseres als mich verdient.
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H.O.P.E
FanfictionAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...