„Na, wie läuft es denn so, Stef? Du siehst glücklich aus.", fragte eine Stimme hinter mir. „Professor.", sagte ich freudig. Ich drehte mich zu Charles um, welcher mich mit einem warmen Blick anstarrte. „Mir geht es prächtig seitdem Erik wieder zuhause ist." Ich legte meinen Kopf schief. „Zuhause, also.", murmelte er vor sich hin. „Wie bitte?", fragte ich, weil ich nicht ganz verstand, was er damit meinte. „Zuhause. Du nennst das hier endlich dein Zuhause.", strahlte er. Verlegen richtete ich meinen Blick auf den Boden. „Ich...ich glaube nicht, dass ich das hier, also die Schule, als mein Zuhause ansehe, Professor. Es ist eher so, dass ich ihn als mein Zuhause ansehe. Manchmal ist alles, was man braucht ein Mensch, den man liebt. Es muss nicht immer ein Gebäude oder ein Ort sein, manchmal hat dein Zuhause einen Herzschlag." Charles schien keines Wegs gekränkt über diese Antwort zu sein. Im Gegenteil er schien diese Antwort sogar viel lieber zu hören, als ich es gehofft hatte. Er rollte etwas auf mich zu und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich wusste zwar nicht genau warum, aber ich glaube er war einfach nur verdammt froh, dass Erik endlich ein Leben gefunden hatte, das er verdient hatte. Auch wenn es nach Eriks Meinung, viel zu gut für ihn war. „Da hast du vollkommen recht, Stefanie. Ich bin froh, dass auch er endlich glücklich ist. Er hat so viel Leid erfahren und nun kann er mit dir ein Leben führen, welches ihm die Freude im Leben wiederbringt. Außerdem finde ich deine Einstellung sehr Vorbildhaft." Zuerst war ich erstaunt, dass er meine Gedanken erraten hatte, bis mir Dussel wieder einfiel, was Charles' Mutation war. „Wie meinst du das? Welche Einstellung?" Wir gingen nun nebeneinander her. Nur wusste ich nicht genau wohin, da er die Richtung vorgab und ich einfach folgte. Seine Stimme klang ruhig, dennoch konnte ich hören, dass er seine Worte mit Bedacht wählte, als ob er aufzupassen hatte, dass ich nicht zerbrach: „Weißt du, auch wenn du so viel erdulden musstest, weil diese zwei Jungen es zu weit getrieben haben, so hast du nie einen Gedanken an Rache verschwendet. Du hast nie ein Wort darüber fallen lassen, auch wenn es für dich so leicht wäre an ihnen Rache zu üben. Du hast ihnen vielleicht nicht verziehen und das verstehe ich, aber du hast dich mit deinem Schicksal abgefunden, du hast dich entschieden es hinter dir zu lassen und weiterzumachen. Es ist besser etwas zu vergessen, als es deine Zukunft zerstören zu lassen und das können nicht viele. Ich bin unheimlich stolz auf dich." Mich machten nicht die Worte, die er sprach, traurig, sondern wie er sie sprach. Er klang wie mein Vater, wenn er nach einem harten Tag mit mir geredet hatte und sagte er sei so stolz auf mich, weil ich so unglaublich gut war. Ich musste mich zusammen reißen, immerhin konnte ich nicht jedes Mal in Tränen ausbrechen, wenn jemand mit mir sprach. Charles schien mein Zögern zu bemerken, sagte nichts und ließ mir Zeit meine Gedanken zu ordnen. Ich wusste nicht einmal, ob er eine Antwort von mir erwartete, also bedankte ich mich einfach. „Wenn wir dann soweit sind, können wir doch mal sehen, wie gut du deine Kräfte im Griff hast? Erik wartet schon am Trainigsplatz auf dich und ich möchte mir deine Fortschritte gern mal persönlich ansehen." Da schoss es mir wieder in den Kopf. Erik hatte ja versprochen mit mir zu trainieren, da ich so erpicht darauf war mich selbst zu verteidigen. „Klar, Professor. Ich kann es kaum erwarten ihnen zu zeigen, was ich drauf habe."
Der Professor hatte recht, Erik wartete bereits auf mich und er sah kampfbereit aus. Er schien wenig begeistert darüber zu sein, dass ich seinen besten Freund zum Training mitschleppte, aber fand sich damit ab, da er es sowieso nicht zu ändern vermochte. Stattdessen stellte er mir Aufgaben, die ich alle mit Bravur bestand, außer wenn es um meine Kraft ging das Feuer zu beherrschen. Es war zwar nicht mehr so, dass ich Angst davor hatte, aber ich hatte einfach keine Übung darin. Wenn ich die Erde, Luft oder das Wasser zu bändigen versuchte, dann fühlte es sich so an, als würde ich meinen Körper erweitern, als würde all das ein Teil von mir sein, den ich blind zu beherrschen verstand, aber Feuer. Mit dem Feuer war es eher so, dass man mir ein Schwert in die Hand drückte und ich nicht wusste, was damit anfangen. Ich hatte noch nie eines benutzt und deshalb fühlte es sich einfach falsch an. Falsch und gefährlich, denn wenn ich nicht Herr über es war, dann war es genau umgekehrt. In diesem Fall konnte ich nicht versprechen jemanden nicht zu verletzen. Also hatte ich eigentlich doch Angst davor, nur nicht mehr in dem Ausmaß, wie vor einigen Wochen noch. Ich war froh, dass Erik mir zeigte, wie ich meine Kräfte unter Kontrolle bringen konnte. Auch Charles gab mir reichlich gute Tipps, die ich zu beachten hatte. Ich musste meinen Willen dem Feuer aufzwingen und nicht umkehrt. Niemand von uns dachte daran, dass dieser Tag ein solch schlimmes Ende haben würde und niemand ahnte, dass es so viele Herzen brechen würde.
Das Training war hart. Am frühen Abend, als wir unsere Übungen beendet hatten, konnte ich kaum einen Teil meines Körpers spüren. Alles brannte und tat weh. Meine Muskeln ächzten unter jeder Bewegung. Am liebsten hätte ich geschrien, wenn es Erik nicht so freuen würde. Ich trug etliche blaue Flecken von seinen Schlägen davon. Die paar Kämpfe, die wir heute ausgefochten hatten, waren alles andere als glimpflich abgelaufen. Ich hatte Erik die Hand gebrochen und trotzdem war er mir nicht böse. Die Ärztin hatte ihm eine Schlinge um den Hals gelegt und ihn mit einem Kopfschütteln bedacht. Dann sagte sie so etwas wie: „Werde ich dich denn jetzt jeden Tag sehen oder passt du endlich einmal auf und denkst an deine Gesundheit." Als ich bei diesen Worten gelacht hatte, hatte Erik mir bloß einen Ich-werde-mich-noch-Rächen-Blick zugeworfen und sofort gefror mir mein Grinsen. Er meinte es zwar nicht so aber dennoch hatte ich etwas Angst vor ihm. Jetzt waren wir gerade auf dem Weg zurück ins Gebäude. Die Sonne verschmolz langsam mit dem Horizont und es wurde kühl. Ein kalter Wind blies und schwarze Wolken zogen auf. Blickte man gen Norden, so konnte man die ersten Blitze sehen, die die Wälder erhellten. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft, welche ich nicht zu beschreiben vermochte. Das einzige woran ich denken konnte, war mein knurrender Magen. Ich hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen und war total fertig deswegen. Der Tag heute war einfach zu viel. Erik hat nicht ein einziges Wort über gestern verloren und ich beschloss deshalb auch nichts zu sagen. Seine einzigen Worte waren, dass ein Gentleman schweigt und genießt und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, weil er solch ein Idiot war.
Plötzlich zerschnitten Helikopterrotoren die Stille des Abends. Drei riesige Helikopter, wie das Militär sie einsetzte, landeten vor uns auf der Wiese. Dann ging alles einfach viel zu schnell. Mehr als zweidutzend Männer mit Bewaffnung stiegen aus und umzingelten die Schule. Erik stellte sich schützend vor mich. Und da schossen die Männer. Es war schrecklich. Schüler die noch draußen waren wurden niedergeschossen, ohne zu zögern. Wie ich bemerkte, waren es zwar bloß Schüsse zur Betäubung, doch wusste ich, dass mit diesen Männern nicht zu spaßen war. Ihre schwarze Uniform ließ auf keine Organisation schließen, die ich kannte. Ich konnte meine Panik nicht länger verbergen und nahm Eriks gesunden Arm und klammerte mich daran. „Lass uns reingehen.", flehte ich, aber Erik schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss diese Kinder beschützen, was auch immer diese Leute vorhaben, es ist nichts Gutes." Ich konnte nur noch sehen, wie die Männer die ersten Mutanten in ihre Helikopter brachten und in eine Art Käfig sperrten, dann wurden auch schon einige von Erik Außergefecht gesetzt. Zu meinem Erstaunen tötete er sie nicht, er machte sie bloß Kampf unfähig. „Wir müssen Charles warnen.", brüllte er über die Schüsse hinweg. ‚Ich weiß schon', ertönte seine Stimme in unserem Kopf. ‚Ich schicke jeden der Kämpfen kann und bringe alle Kinder in Sicherheit. Haltet sie so lange in Schach, wie ihr könnt und rettet meine Schüler. ' Seine Stimme klang betrübt, zornig und überaus bedrohlich. Erik schien seine Anweisungen umzusetzen und ich konnte nichts anderes tun, als da zustehen und zu verzweifeln. Ich war auf keinen richtigen Kampf vorbereitet. Ich versteckte mich hinter Erik, hoffte darauf, dass er alles regelte. Aber ich vergaß, dass er verletzt war. Und das war mein Fehler, das wurde mir zum Verhängnis. Ein Soldat verwickelte Erik in einen Zweikampf. Er versuchte sich zu wehren, aber vergebens. Meine Gedanken kreisten und schrien. ‚Hilf ihm', brüllten sie, aber ich war wie gelähmt. Diese Massaker war zu viel. Die Schüsse verstummten allmählich. Ein kalter Dunst lag in der Luft. Erik kämpfte. Ich war wie allein auf dem Schlachtfeld. Um mich herum kämpften Colossus, Wolverine und einige weitere Lehrer. Sie versuchten die Schüler zu befreien, die die Männer in ihrer Gewalt hatten, aber ein Kraftfeld hielt sie davon ab.
Und plötzlich spürte ich einen Schuss durch meinen Magen. Das Einzige, das ich noch wahrnahm, waren Eriks Schreie. Seine verzweifelten Versuche mich zu retten. Aber er war angeschlagen und erschöpft vom Training. Er konnte nichts tun. Auch ich nicht. Ich war so kaputt, dass ich nicht einmal mehr schreien konnte. Alles woran ich denken konnte war er. Sein Gesicht sollte das letzte sein, in welches ich blickte. Nie werde ich den Schmerz und die Tränen in seinen Augen vergessen, als er versuchte nach meiner Hand zu greifen. Nie werde ich seinen letzten verzweifelten Versuch vergessen, meine Entführer aufzuhalten. Und nie werde ich seine letzten Worte vergessen. Auch wenn ich alles nur noch durch einen Vorhang hörte, so wusste ich genau was er sagte. „Ich komme dich holen und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ich liebe dich." Ich wurde brutal in den Hubschrauber gezerrt. Wenige Sekunden später waren wir in der Luft. Mir war das Ausmaß des Ganzen nicht bewusst. Zumindest nicht in diesem Moment. ‚Erik kommt mich holen. ', das war der letzte Gedanke, bevor die ganze Welt um mich herum schwarz wurde.
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H.O.P.E
FanfictieAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...