5 Tage zuvor:
Ich schrie, wie ich noch nie zuvor in meinem Leben geschrien hatte. Es war grauenhaft. Zuvor wurde mir noch ein weiterer Riemen um den Kopf gelegt, damit ich endgültig bewegungsunfähig war. Ich konnte hören, wie Jordan, jedenfalls glaubte ich, dass er es war, eine elektrische Säge anwarf. Normal wurden diese bei Operationen verwendet, wenn der Knochen falsch zusammen gewachsen war, aber anscheinend war es ein noch besseres Folterinstrument. Warmes Blut floss meine Hand hinab. Der Schnitt, den er zuvor mit einem Skalpell an meinem Unterarm vollbracht hatte, brannte höllisch, doch war der Schock und die Panik umso größer, weshalb der Schmerz nur gedämpft zu mir vordrang. Und trotzdem hatte ich noch nie in meinem Leben so etwas gespürt. Es war so surreal, dass mir das passierte, dass mein Körper unwillkürlich in eine Art Trance verfiel, als ob er sich vor dem nun kommenden schützen wollte. Wieder hörte ich die Säge und mir lief es kalt den Rücken hinab. Was hatte er damit vor? Dann hörte ich ein Gespräch. "Versuch sie bei Bewusstsein zu halten, immerhin soll sie spüren, was wir hier tun. Und beeil dich wir haben noch weitere Patienten.", sagte Striker. Kurz war es totenstill. Die Säge war verstummt, dann sprach Jordan: "Du weißt ich bin ein Meister darin, daran brauchst du mich nicht jedes Mal zu erinnern." Er machte auf mich einen leicht genervten Eindruck. Ich musste mich wehren, dabei wusste ich, dass es sinnlos war. Die Riemen um Armen und Beine waren zu fest und die Angst lähmte mich sowieso. Schritte bewegten sich von mir weg. "Ich bereite die anderen schon mal vor, wenn du die Knochenprobe hast, dann mach die Wunde sauber und verbinde sie ordentlich. Immerhin soll unsere Kleine hier nicht an den Folgen einer Infektion sterben.", konnte ich Striker hören. Ich war so froh sein Grinsen nicht sehen zu müssen. Aber Knochenprobe? Brauchten sie etwa dafür die Säge. "Bring die Probe dann gleich zur Analyse, wir wollen ja nicht unnötig Zeit verlieren.", fügte er hinzu und verließ endgültig den Raum. Jordan fing plötzlich hämisch an zu Lachen. "Dann lass uns etwas Spaß haben.", dröhnte seine Stimme in meinen Ohren und vergnügt schaltete er sein Folterinstrument wieder ein. Zum Glück konnte ich nicht sehen, wie es geschah, da mein Kopf auf die Liege geschnallt war, aber verdammt ich konnte es fühlen. Bevor er einen kleinen Splitter meines Knochens herausschnitt, musste er den Schnitt am Unterarm öffnen. Ich wusste nicht wie er es machte, ich wusste nur dass es weh tat. Ich fühlte wie die Haut sich spannte und wie er den Muskel etwas teilte. Ich schrie auf, bis irgendwann kein einziger Ton mehr aus meinem Mund kam. Tränen verließen meine Augen und ich wollte nur noch sterben, dann würde das hier alles aufhören. Dann plötzlich dachte ich an Erik. Ich konnte nicht aufgeben, ich würde diese Schmerzen erdulden müssen, bis er kam und mich retten würde. Ich durfte nicht sterben ohne mich von ihm verabschiedet zu haben. Das konnte ich ihm nicht antun. Das Blut floss immer schneller aus meinem Arm und noch nie war ich glücklicher über solch einen drastischen Blutverlust wie gerade eben, denn dieser führte dazu, dass ich das Bewusstsein verlor, bevor ich weitere Schmerzen zu erdulden hatte.
Wie lange ich weggetreten war, wusste ich nicht. Das Erste, das ich bemerkte als ich zu mir kam, war, das der Riemen um meinen Kopf wieder entfernt wurde. Ängstlich hob ich meinen Kopf. Erstaunt sah ich auf meine verbundene Hand. Blut tränkte den Verband und ich war nicht in der Lage ihn zu bewegen. Zuerst dachte ich es wären vielleicht Nerven durchtrennt worden, dann begriff ich, dass es einfach die ganze Situation war. Der Schmerz, der Schock, einfach alles. Denn wenn ich mich konzentrierte, konnte ich meine Finger fühlen. Das war der größte Fehler den ich je gemacht hatte. Sobald ich mich auf meine Finger konzentriert hatte, schoss eine Woge des Schmerzes meinen Arm hoch und trieb mir Tränen in die Augen. Ich wollte schreien, aber nichts kam heraus. Fast verlor ich mein Bewusstsein erneut, aber leider nur fast. Ich musste also mit dem pochenden Schmerz leben, solange ich hier war. "Erik..", schluchzte ich,"...bitte komm mich holen." Die zwei Männer wollten zwar, dass ich ihn für all das hier hasste, weil er allein schuld daran war, dass ich hier war, aber dies konnte ich einfach nicht. Er war der einzige Grund warum ich noch lebte und der Einzige der mich retten konnte. Ich hielt an dem Gedanken fest, dass er mich schon bald finden würde. Immerhin wollten sie ihn, also musste er doch wissen, wo sie waren, oder? Ich hoffte es inständig, um mich auch von den Schmerzen abzulenken. Und als ob die Situation nicht noch schlimmer hätte sein können, spürte ich plötzlich schrecklichen Hunger in mir. Auch meine Kehle war vollkommen ausgetrocknet, aber zu hoffen, dies würde sich ändern, war ein Fehler, den ich nicht begehen wollte.
Höchstens zwei Tage konnte ich hier sein, ging es mir durch den Kopf und bereits jetzt zuckte ich bei jedem kleinsten Geräusch zusammen. Die Angst wurde nie weniger, sie war wie ein ständiger, aber ungewollter, Begleiter immer an meiner Seite. Auch wenn ich schon seit Stunden alleine hier lag, wurde sie nicht weniger. Lähmenden Todesangst. Wie oft ich mir auch einredete, dass sie mich nicht töten konnten oder durften, so war die Alternative eigentlich um einiges schlimmer. Früher verstand ich nie, wie man den Tod jemals dem Leben vorziehen konnte, dafür wurde es mir jetzt umso klarer vor Augen geführt. In meinem Delirium lag ich also auf der Liege in diesem schrecklichen Zimmer und das Einzige, was ich tun konnte, war darauf zu warten, dass Striker oder Jordan zurück kamen. War das nicht großartig? Nur darauf warten zu können wieder gefoltert zu werden. Ich war verzweifelt. Ein Knall, dann ein Schrei. Ich schreckte hoch. Eine weitere Welle an Panik schoss in mir hoch. Pures Entsetzen lag auf meinem Gesicht. Und dann öffnete sich die Tür erneut. Nein, nein, nein, bitte nicht. Ich schloss meine Augen, um nichts sehen zu müssen, nur leider konnte ich alles hören. "Sie scheint panische Angst zu haben, ihr ganzer Körper zittert.", ertönte die dunkle Stimme Jordans. Er hatte recht. Mein ganzer Körper bebte und ich war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um das zu bemerken. "Gut, gut.", drang Strikers Stimme an mein Ohr. "Genau so sollte es sein." Plötzlich spürte ich, wie eine Hand über meine Wange strich. Ich zuckte ruckartig zusammen. "Wenn sie bereits jetzt so verängstigt ist, dann wird sie wenn wir fertig sind vor jeglicher fremder Berührung zurückschrecken." Er hatte recht. Ich hatte bereits jetzt höllische Angst, was war wenn Erik mich retten kommen würde und ich dann Angst vor ihm hätte? Eins wusste ich, ich würde ihn nie hassen, so wie es Striker von mir erwartete. Was für mich jedoch noch viel schlimmer war, war der Gedanke, Angst vor ihm zu haben. Anscheinend bemerkten die beiden die Regungen in meinem Gesicht, denn sie fingen an zu lachen. "Dir wurde etwas bewusst nicht war?", stellte Striker fest. "Auch wenn du Erik nicht hassen wirst, sowie ich es mir wünsche, so kann ich wenigstens versuchen dir so sehr weh zutun, dass du Angst vor ihm hast. Und ich glaube, das würde ihn noch härter Treffen, würde er so lange leben es zu realisieren." Er wurde still. "Jordan, bring sie in die Zelle und bring ihr was zu essen. Ich will sie nicht mehr sehen. Wie erbärmlich.", spuckte er aus. Mein Körper zitterte immer noch und auch meine Panik wurde kein bisschen kleiner. "Ja, Sir.", meldete sich Jordan zu Wort. Das Letzte, was ich noch spürte, war wie sich eine Nadel in meinen Unterarm bohrte, dann schlief ich ein. Für mich war das gerade der Himmel auf Erden.
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H.O.P.E
FanfictionAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...