"Meine Schmerzen sind so gut wie verschwunden.", lächelte Erik mich an. Ich war zwar froh über diese Tatsache, jedoch wusste ich, dass es sicher noch nicht überstanden war. Gemütlich hockte ich in einem Armlehnensessel, welchen ich mir zum Lesen geholt hatte. Erik saß aufrecht im Bett und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Als er bemerkte, dass dies bei mir nicht der Fall war, verflog auch seines sofort wieder. "Was ist denn los?", fragte er mich und ich versuchte so zu tun als wäre ich nicht der Meinung seine Schmerzen würden wieder kommen. "Du glaubst meine Schmerzen kommen wieder? Du meinst es ist noch nicht überstanden oder?". Kopfschüttelnd bejahte ich. "Aber ich bin froh, dass es dir derzeit besser geht.", ergänzte ich meine Antwort und lächelte leicht. "Trotzdem hast du angst, dass sie schlimmer wieder kommen könnten oder?", stellte er fest. "Ja schon, aber solltest nicht eher du derjenige sein, der vor den Schmerzen angst hat und nicht ich?", meinte ich. "Naja, da du bei mir bist, können sie gar nie so schlimm sein, als dass ich angst vor ihnen hätte.", versicherte er mir und lächelte sein süßestes Lachen. Genau in das hatte ich mich so verliebt. Mein Herz setzte für einen Moment aus, als sich unsere Augen trafen. Wieder einmal war es mir so, als würden sie in meine Seele starren. Mit ihrem leuchtenden Blau, das so sehr strahlte, dass sogar die Sterne dagegen zu verblassen schienen. Es war einfach so unglaublich. Ich hatte mir nie erträumt, dass es jemals so etwas Wunderschönes geben könnte und doch saß er nun vor mir. Liebe machte einen Menschen wirklich komisch. Alles was derjenige, den man liebte, tat, war perfekt. Alles, einfach alles. Seine Fehler verblassten, als wären sie nie geschehen. Egal wie schwer sie wiegten, für dich waren sie nicht da. Liebe machte blind und genau deswegen machte sie mir auch so angst. Was wäre wenn Erik wieder jemanden töten würde, wenn er unschuldige töten würde? Würde ich ihn verteidigen und all meine Prinzipien verraten oder würde ich ihm beistehen? Ich meine könnte man solche Taten überhaupt verzeihen? Immerhin war es er, aber ich würde doch selbst zum Monster werden, wenn ich ihn dabei unterstützen würde oder? Doch könnte ich ihn nie verlassen und genau so wenig könnte ich mir vorstellen ihn deswegen zu verlassen. Diese Gedanken machten mir angst. Irgendwie wusste ich, dass er sowieso nie mehr jemanden töten würde, aber uns beiden wurde so übel im Leben mitgespielt, da konnte man nie wissen. Zum Glück kam Charles genau in diesem Moment ins Zimmer und ich konnte meine düsteren Gedanken nicht weiter führen.
"Hallo, ihr zwei.", begrüßte er uns freudig. "Wie ich sehe seid ihr heute beide wohl auf, das freut mich." "Ich hoffe mal das bleibt so.", sagte ich mehr zu mir selbst. Charles fing an zu lachen. "Was?", fragte ich verwirrt. Charles drehte sich in meine Richtung. "Naja, du scheinst mehr angst vor seinen Schmerzen zu haben, als er selbst. Das finde ich irgendwie süß.", grinste er. Mein Kopf lief hochrot an und ich blickte zu Boden. "Ach halt die Klappe, Charles.", nahm ich Eriks genervte Stimme wahr. "Hast du nicht Schüler zu unterrichten?", ergänzte er etwas gereizt. "Nein, außerdem wollte ich nach euch zwei Turteltauben sehen.", versuchte er Erik auf die Palme zu bringen und ich saß in meinem Sessel und konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Eriks Blick verfinsterte sich und ich sah wie sehr es Charles amüsierte. "Ich würde ihn nicht provozieren.", warnte ich ihn, während ich ihm einen warnenden Blick zuwarf. Doch er ließ sich seinen Spaß nicht nehmen. "Ach komm, Erik. Ist doch nur Spaß.", versuchte er seinen Freund wieder zu beruhigen. Irgendwie fand ich es komisch, dass er überhaupt so eingeschnappt war. Ich meine es konnte ihm doch so egal sein, immerhin liebte er mich ja nicht so, wie ich ihn. Und da schoss es mir plötzlich wie ein Blitz durch den Kopf. Was ist wenn er mich genauso liebte? Mein Herz setzte erneut kurz aus und begann dann bei diesem Gedanken vor Freude zu hüpfen. Sofort wurde ich jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht und mein Hochgefühl verflog so schnell, wie es gekommen war. "Ich bin einfach nur froh, dass es euch beiden wieder gut geht. Zumindest besser als früher. Du schwebst nicht in Lebensgefahr und Stef hat sich von ihrem Schock auch sehr gut erholt, hab ich recht?", stellte er die Frage in den Raum. Erik schien sich wieder beruhigt zu haben, würdigte Charles jedoch keines Blickes. "Ja mir geht es wieder gut, aber ohne ihn hätte ich es nie geschafft. Zwar denke ich manchmal, dass vor mir eine Flammenwand empor schießt, aber wenn ich dann zu Erik sehe, ist diese Panikattacke sofort wieder vorbei.", meinte ich etwas gedankenverloren. In meinen Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie sich Eriks Miene aufhellte und sich ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen bildete. "Freut mich zu hören und wie mir zu Ohren gekommen ist, kannst du mit deinen Kräften seine Schmerzen lindern?", fragte er neugierig. Diesmal war es Erik, der antwortete. "Ja das kann sie. Und sie könnte noch so viel mehr, wenn sie mehr Vertrauen in ihre Kräfte hätte." "Hey.", empörte ich mich lautstark. Er fing an zu lachen. "Naja so unrecht habe ich doch gar nicht oder?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue. "Ja hast du.", sagte ich kleinlaut. "Wie war das? Ich habe dich nicht gehört.", sagte er und bildete mit seinen Händen einen Trichter um sein Ohr. "Jaaaa.", rief ich ihm schmollend zu. "Ach Erik, du solltest sie lieber unterstützen, anstatt sie runter zu machen.", schaltete sich der Professor wieder ein. "Du bist jetzt mal ganz ruhig, Charles. Immerhin trainiere ich sie immer und nicht du.", fing Erik an gegen Charles vor zu gehen. Ich liebte es, wenn die beiden sich so stritten. Es war ja weniger ein Streit, als eine kleine Zankerei zwischen Freunden. "Wenn ihr beide wieder vollkommen fit seid, dann komm ich mit, um euch mal beim Training zuzusehen. Ich kann mir euer Training ja nur zu gut vorstellen." Das Training betonte er extra. "Hey.", rief ich gekränkt. "Wir trainieren wirklich.", versuchte ich uns zwei zu verteidigen. "Achja?", fragte er belustig. "Ja?", gab ich zurück. Er drehte sich wieder zu mir und fing an zu grinsen. "Was war als du vollkommen durchnässt warst? Nennst du das Training?" "Du provozierst heute wirklich gern nicht wahr?", schaltete sich Erik wieder ein. "Wir haben vorher wirklich trainiert. Von mir aus kannst du glauben, was du möchtest, aber wir haben trainiert.", versuchte er uns beide zu retten. Ich fing an zu lachen. "Lass gut sein Erik, er hat ja recht, ganz so viel kommt bei unserem Training ja doch nicht heraus." Er warf mir einen gekränkten Blick zu. "Willst du sagen, ich bin ein schlechter Trainer?", fragte er herausfordernd. "Nein, nein.", versuchte ich mich heraus zureden, jedoch vergebens. "Es ist nur so, dass ich mich mit dir schlecht konzentrieren kann." "Jetzt bin ich auch noch an deiner Konzentrationsschwäche schuld?" Charles fing wieder an zu lachen. "Ich glaube sie will einfach damit sagen, dass sie mit dir nicht ernsthaft kämpfen könnte.", wollte er Erik wieder etwas aufheitern. "Das ist doch gar nicht wahr. Wir haben schon gekämpft und ich spüre die blauen Flecken immer noch." "Ok, Ok. Jetzt mal ganz langsam. Wie wärs wenn wir das Thema auf sich beruhen lassen und etwas anderes besprechen.", versuchte ich verzweifelt das Thema zu wechseln. Nicht dass noch rauskommt, dass ich Erik liebte. Charles wusste ganz genau, was in mir vorging, denn wissend streiften sich unsere Blicke.
Ich hatte keine Ahnung wie oder warum, aber nach einiger Zeit begann sich unser Gespräch immer weiter in Richtung Haustiere zu gehen. Ich selbst hatte immer nur eine Katze und schaltete mich, als es um Hunde ging aus der Unterhaltung aus. Charles blieb noch eine ganze Weile und versuchte uns zwei auf andere Gedanken zu bringen. Er wusste ja genau, wie sehr ich um Erik angst hatte. Die Schmerzen waren vielleicht fürs erste weg, aber man konnte ja nie wissen. Ich verstand einfach nicht, wie er so ruhig bleiben konnte, wenn es doch so weh tat. Irgendwie kam mir der Gedanke, dass er mir einfach so sehr vertraute, dass er meinen Kräften so sehr vertraute, um sich einfach keine Sorgen machen zu müssen. Und ich war jetzt so stolz auf mich, weil er anscheinend mehr Vertrauen in mich hatte, als ich es je haben würde. 'Glaub mir, so viel Vertrauen, wie er in dich hat, hat niemand anders in irgendjemanden. Vertau mir.', ertönte Charles Stimme in meinem Kopf. Zufrieden sah ich ihn an. Er schenkte mir ein warmes Lächeln. "Ich lasse euch zwei wieder alleine. Hab noch viel zu tun.", verabschiedete er sich. Und wir zwei waren mit unseren unausgesprochenen Gefühlen wieder alleine.
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H.O.P.E
FanfictionAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...