Auf die harte Tour

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Seitdem Erik mir meine Vergangenheit wieder gegeben hatte, sind nun wieder zwei Tage verstrichen. Bis jetzt hatte Pyro mich keines weiteren Blickes gewürdigt und ich war auch froh darüber. "Hey Stef.", rief mir Jean von der anderen Seite des Flures zu. "Morgen.", sagte ich alsbald sie neben mir her ging. "Tut mir leid, dass ich gestern nicht da war.", entschuldigte sie sich. "Kein Problem, so hatte ich etwas Zeit mich mit Scott zu unterhalten. Zumindest hatte er versucht mich zum Reden zu bringen. Leider etwas vergebens. Bitte sag ihm es tut mir leid aber ich bin noch nicht allzu gesprächig." Sie kicherte: "Ach keine Sorge. Er nimmts dir sowieso nicht übel." 'Gott sei Dank', dachte ich und ein erleichterter Seufzer entwich meinen Lippen. "Was gibts denn da zu lachen, Mädels?", hörten wir eine Stimme die vor Selbstgefälligkeit nur so triefte. Fast im selben Moment verdrehten wir beide unsere Augen. "Was willst du?", fragte Jean verächtlich. Er stieß sich von der Wand ab, an der er lehnte und versperrte uns den weiteren Weg. "Ach ich wollte mich nur erkundigen, wie Erik sich so macht. Hat er dir schon weh getan?" Ein breites hämisches Grinsen teilte sein Gesicht. Wenn er weiter reden würde, dann würde ich verdammt wütend werden und darauf schien er es auch anzulegen. "Immerhin eilt sein Ruf ihm voraus. Schlecht durch und durch.", lachte er. Was bringt ihm das? "Halt die Klappe!", fauchte ich mit einem kalten Blick in meinen Augen. "Oh die Kleine kann reden, muss das denn nicht Erik für dich übernehmen?" Provozieren konnte er, das ließ ich ihm. 'Stef beruhig dich. Er ist es nicht wert. Hör ihm einfach nicht zu', ertönte Jeans Stimme in meinem Kopf. "Es reicht Pyro. Halt Erik und Stef aus deinen Spielchen raus.", funkelte nun auch sie ihn finster an. "Und was wenn nicht?", fragte er belustigt, "wird mich die Kleine Stefanie verbrennen lassen, wie ihre Familie?" Ok das war nun genug. In mir brodelte es wie in einem Vulkan. Normalerweise wurde ich Emotional total unbrauchbar bei der Erwähnung meiner Familie, aber diesmal war es anders. Es war kein Schock, keine Trauer oder Panik. Nein es war die blanke Wut. 'Stef bitte', drängte Jean sich erneut in meine Gedanken. "Nein Jean jetzt ist er zu weit gegangen. Niemand darf diese Grenze übertreten. Niemand.", fuhr ich sie scharf an. Im selben Moment tat es mir auch wieder leid. Ich wollte meine Wut nicht an ihr auslassen, aber ich konnte mich gerade nicht beherrschen. "Bist du jetzt etwa wütend auf mich?", grinste er selbstzufrieden und im selben Augenblick fegte ich ihm dieses Grinsen auch wieder aus dem Gesicht. Meine Faust traf auf sein Unterkiefer, welches ein leises knacken von sich gab. Seine Haut war aufgeplatzt und blutete. Angewidert spuckte er auf den Boden, drehte sich zu mir um und sah mich Hass erfüllt an. Ich war noch immer wütend, aber sein Ausdruck gefiel mir nicht. Er trat einen Schritt an mich heran. "Du hast Mumm, Kleine.", sagte er, packte mich fest am Handgelenk und verdrehte es schmerzhaft. "Einmal noch und du machst Gesellschaft mit meinen Flammen.", fauchte er mir zornig zu. Nun schwankte ich unter seinem Blick. Verzweiflung kam in mir auf und mein Arm tat furchtbar weh. "Auuu.", schrie ich als er ihn noch weiter verdrehte. "Hast du mich verstanden?", fragte er scharf und versuchte mit mir Blickkontakt zu halten. Gerade als Jean eingreifen wollte, nickte ich und er ließ von mir ab. Dann ließ er uns einfach im Gang stehen, ohne irgendein weiteres Wort. Wie angewurzelt stand ich da und konnte mich nicht rühren, zu geschockt war ich über seine letzten Worte. Meine Hand pochte äußerst schmerzhaft und langsam aber sicher kehrte ich mit meinen Gedanken in die Realität zurück. "Stef, heyyy.", hörte ich Jean neben mir und spürte wie sie mich an den Schultern rüttelte. "Gehts dir gut?", fragte sie. "Nein. Nicht mal ansatzweise.", zitterte meine Stimme und ich fühlte eine Träne meine Wange hinunter rinnen. "Willst du zu Erik?" Ich nickte bloß.

"Was ist passiert?", fragte Erik wütend als er mich sah. Ich konnte nicht sprechen oder besser gesagt ich wollte einfach nicht. "Pyro ist passiert.", gab Jean ihm stattdessen eine Antwort. "Was hat er getan?" Sein Blick lag schwer auf mir. Bedrückt aber dahinter lag so viel Zorn. Jean trat auf ihn zu und legte zwei Finger auf seine Schläfe. Einen Moment lang war es still und er sog die Ereignisse in sich auf. Sie nahm ihre Finger wieder zu sich und Erik mich in seine Arme. "Keine Sorge, Pyro wird noch sein blaues Wunder erleben. Damit kommt er nicht durch und wenn Charles das nicht in den Griff bekommt, dann ich." Er bedeute Jean zu gehen, nachdem er sich bedankt hatte, mich zu ihm gebracht zu haben. "Komm ich mach dir eine heiße Schokolade dann gehts wieder." Ich antwortete nicht. "Stef?", fragte er besorgt. "Soll ich deine Hand verbinden?" Diesmal nickte ich. Er beendete seine Umarmung und öffnete die Zimmertür. Seine Hand zeigte auf das Bett und ich wusste er wollte, dass ich mich setzte. Ich tat wie mir befohlen. Kurzerhand ging er ins Bad und holte den Verbandskasten aus dem kleinen Schrank in der Ecke. Er kniete sich vor mich hin und streckte seine Hände nach meiner aus. Ich legte sie in seine und er begutachtete sie. Etwas blau und leicht geschwollen pochte mein Handgelenk nun zwischen seinen Fingern. Langsam und sanft strich er über das Gelenk. "Tut es weh?", fragte er und schaute mir in die Augen. Bejahend schüttelte ich den Kopf. Ich zuckte leicht zusammen und sofort legte sich Besorgnis auf seine Züge. "Tut mir leid.", sagte er. Sein Griff wurde noch sanfter. Ich beobachtete ihn wie er den Verband langsam darum wickelte. Seine Züge waren wunderschön. Mit einem versierten Blick lagen seine blauen Augen auf seiner Arbeit. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden zu sehr zog er mich in seinen Bann. "So fertig.", unterbrach er meine Tagträumerei. "Danke.....", sagte ich zögerlich. Er stand auf und sah mich ernst an: "Nagut was ist los? Ich sehe doch dass es dir nicht gut geht. Ich werde mir Pyro vorknöpfen." Ich spürte wie Wut in ihm auf stieg und sah wie sein Blick sich verfinsterte. "Nein.", schrie ich und sprang auf. Verwundert sah er mich an. "Bitte, lass es. Ich schaff das alleine. Ich will dich nicht wütend sehen, das macht mir angst." "Aber ich kann doch nicht zusehen wie er dir weh tut und nichts dagegen tun. Ich habe geschworen dich zu beschützen.", redete er sich in Rage. "Ich weiß und du bist wütend und ich verstehe das. Aber dein Zorn trübt deine Urteilskraft. Du kannst nicht Gewalt mit Gewalt vergelten, sonst hört das hier nie auf. Es ist sein Ziel dich als brutales Monster da stehen zulassen und er hat es erreicht wenn du jetzt nachgibst.", versuchte ich in zu beschwichtigen. "Ich wäre tausend Mal lieber ein Monster, bevor ich zulasse dass er dir noch einmal weh tut." Seine Stimme bebte und ich wusste seine Beherrschung sehr zu schätzen. "Erik bitte. Tu es für mich. Sei bitte nicht wütend, du schadest dir nur selbst damit. Bitte.", fing ich an ihn an zu flehen. "Bitteeeee." Er senkte seinen Kopf und nahm meine verletze Hand in seine. Sanft strich er über meinen Handrücken. "Eine letzte Chance bekommt er noch, aber sollte er dich noch einmal anfassen oder dich blöd anmachen dann bring ich ihn um, das schwöre ich bei Gott." Erneut begann seine Stimme zu beben, doch diesmal unterdrückte er seine Wut nicht. "Schon gut.", sagte ich und umarmte ihn, bis auch sein Körper nicht mehr vor Wut zitterte. "Ich werde es einfach mit Charles regeln, wenn es dir recht ist, denn irgendetwas muss ich unternehmen." Ich nickte und er verschwand zur Tür hinaus.

Eriks POV:

"Charles!", rief ich wütend noch bevor ich seine Bürotür ganz geöffnet hatte. "Was gibts?", sagte er viel zu entspannt. "Tu nicht so als würdest du das nicht wissen, denn das tust du." Ich war einfach nur wütend und enttäuscht. Wütend auf Pyro und was er ihr angetan hatte, enttäuscht auf mich, weil ich es nicht geschafft hatte sie vor ihm zu beschützen. Ich weiß ich hatte es Stef versprochen ihm nichts anzutun, aber es kostete mich so viel Beherrschung, dass ich nicht wusste wie lange ich diese aufbringen konnte. Meine ganze Körpersprache war auf Konfrontation gestellt. Niemandem war es geheuer mich jetzt anzusprechen und sie taten Recht daran. "Deine Wut bringt dir nichts Erik, also beruhig dich. Du wirst keinem meiner Schüler etwas antun." "Aber einer deiner Schüler darf ihr etwas antun?", brüllte ich zornig. "Nein, aber ich konnte es leider nicht verhindern, doch dich kann ich jetzt aufhalten.", sagte er schärfer als sonst. "Bring ihn unter Kontrolle oder ich werde das tun und du weißt dass du das nicht willst." "Erik du kannst nicht alles immer mit mehr Gewalt lösen. Manchmal.." "Manchmal was? Manchmal was Charles? Soll ich etwa darauf warten dass ein Wunder geschieht? Soll ich warten bis sie ernsthaft verletzt wird? Er muss seine Lektion lernen und wenn es die harte Tour sein muss, ist mir das egal. Manche Menschen können nicht anders als es so zu lernen.", fauchte ich. "Aber nicht in meiner Schule." Ich war es nicht gewohnt dass er wütend wurde. "Dann regle du es. Es ist mir egal, aber wenn er ihr noch einmal zu nahe kommt, dann kann ich für nichts garantieren." Das waren meine letzten Worte an ihn. Mit einem lauten Knall drosch ich die Tür zu. Jetzt hieß es erstmal Aggressionen abbauen.

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt