Frisch geduscht und umgezogen legten wir uns schlafen. Meine Hand wurde immer noch von Stefs Wasser eingeschlossen, so hatte ich keine Schmerzen. Sie hatte mir vorhin aber erklärt, dass sie dies im Schlaf nicht aufrecht erhalten konnte. Das hieß: bereit machen für den Schmerz. Mental stellte ich mich schon auf eine schlaflose Nacht ein, und ich sollte recht behalten. Die Sonne stieg am Horizont bereits wieder gen Himmel, ohne dass ich auch nur für eine Minute ein Auge zugetan hätte. Stef wälzte sich unruhig in meinen Armen, schlief aber immer noch tief und fest, auch entgegen der Tatsache, dass das gleisende Sonnenlicht ihr ins Gesicht schien. Im Schlaf sah sie so friedlich aus. Ohne jede Angst oder jeden Zweifel. Er verlieh ihre einen Frieden, den sie auch im Wachzustand verdient hätte. Ihre langen braunen Haare fielen ihr ins Gesicht. Sanft strich ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, leicht zuckte sie zusammen, wurde aber nicht wach. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, ohne sie dabei zu wecken. Es dauerte zwar aber immerhin stand ich nun. Die Müdigkeit machte sich bemerkbar, indem mir schwindelig wurde. Ich musste mich kurz setzten und ging dann ins Bad um mich fertig zumachen. Für den Tag hatte ich mir vorgenommen mit Pyro zu reden. Ich hoffte mich genügend beherrschen zu können, um ihm nicht eine ins Gesicht zu schlagen. Möglichst leise verließ ich das Zimmer, sehr darauf bedacht Stef in ihrem Schlaf nicht zu stören. Sie musste ja nicht unbedingt erfahren, dass ich zu Pyro ging. Sie würde mir nur wieder einen Vortrag halten, von wegen besserer Mensch und so weiter. Außerdem hatte ich sowieso nicht vor ihm etwas zu tun. Mein Versprechen ihr gegenüber würde ich nicht brechen, das war ausgeschlossen. Der Gang war fast menschenleer. Die meisten schliefen entweder noch oder waren schon längst im Unterricht. Von Pyro wusste ich jedoch, dass er die erste Stunde im großen Versammlungsraum im ersten Stock verbringen würde.
Lässig hockte er auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes. Seine Haltung wirkte arrogant, wie immer. Als er hörte wie ich das Zimmer betrat, drehte er sich auf dem Stuhl um und sah in meine Richtung. Alleine bei seinem Anblick wurde mir schon übel und kalte Wut brodelte in mir auf. "Erik, Erik, Erik, was willst du denn hier?", fragte er kopfschüttelnd. Er stand von seinem Stuhl auf und stellte sich mir direkt gegenüber. Wir befanden uns nun auf Augenhöhe. Sein Blick schien meinen zu durchbohren und umgekehrt. Sein gehässiges Lächeln trug nicht gerade dazu bei mich zu beruhigen. Ich musste mich zusammenreißen oder meine Faust landete in seiner Visage. "Du weißt was ich will. Ich will dass du dich von Stef ein für alle Mal fernhälst.", fauchte ich ihn an. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Was ist wenn ich nein sage? Was ist wenn ich mir den Spaß daran nicht nehmen lassen will?", provozierte er. 'Ganz ruhig Erik. Du hast ihr ein Versprechen gegeben und du wirst es nicht brechen.', redete ich mir selbst ein. Ich packte ihn wütend am Kragen und drückte ihn gegen die nächstbeste Wand. Er zuckte erschrocken zusammen, was mir ein triumphierendes Lächeln auf die Lippen zauberte. "Dann werde ich dich dazu zwingen und glaub mir das willst du nicht.", sagte ich bedrohlich. Pyro versuchte sich seine Lässigkeit zu bewahren, schien ihm aber nicht allzu gut zu gelingen. Mit fester Stimme erwiderte er: "Glaub nicht ich hätte angst vor dir. Du Monster." "Das solltest du besser.", brüllte ich ihn an und schlug mit der Faust gegen die Wand direkt neben seinem Kopf. Ein Luftstoß streifte seine Haare, seine Augen weiteten sich geschockt aber ich bezweifelte, dass er mich wirklich fürchtete. Mein Gesicht war vor Zorn zu einer grausamen Grimasse verzogen. Ein höllischer Schmerz durchzuckte meine Hand, als wäre die Verbrennung alleine nicht schon schlimm genug gewesen, jedoch ließ ich mir diesen nicht im Geringsten anmerken. "Ich weiß doch dass du mir nichts tun wirst. Charles und deiner Stef würde es nicht gefallen und du tanzt natürlich nach ihrer Pfeife, wie ein kleiner jämmerlicher Köter." Seine Stimme klang kräftig und unbeeindruckt. "Achja? Glaub mir ich kann mich nur schwer beherrschen.", knurrte ich. "Aber sie würde es dir nie verzeihen wenn du dich auf mein Niveau herab lässt.", lachte er hämisch, "aber eigentlich liegt deines doch schon weit unter meinem." "Halt deine verdammte Klappe oder mein nächster Schlag trifft." Ich musste mich beruhigen ansonsten würde ich noch total ausrasten. Ich atmete einmal tief ein und ließ meine Worte auf ihn wirken. Pyro wirkte immer noch unbeeindruckt. Anscheinend vertraute er darauf, dass ich mich an mein Versprechen hielt. "Du glaubst deine Drohungen bewirken etwas? Wenn du mir etwas tun würdest, dann würde sie dich verabscheuen, obwohl wir beide wissen, dass du sie nur vor mir beschützen wolltest. Ist das nicht ironisch?" "Ich würde lieber damit leben von ihr verabscheut zu werden, als dass du ihr noch einmal weh tust.", fauchte ich wieder. "Wie edel von dir, aber glaub mir, du könntest es nicht ertragen, dafür hast du sie zu gern, als dass es dir nichts ausmachen würde." "Aber du glaubst ich würde es eher ertragen dass du ihr weh tust und ich nichts dagegen tun könnte, weil sie es nicht gut findet? Lieber würde ich sterben." Plötzlich fing er an zu lachen. "Würdest du sterben, würdest du ihr damit mehr weh tun als ich es jemals mit meinem Feuer vermag." Mein Griff verstärkte sich um seinen Kragen. "Siehs ein Erik. Du wirst immer derjenige sein, der sie enttäuscht, egal für welchen Weg du dich entscheidest. Entweder du lässt zu, dass ich ihr weh tue oder du verhinderst es und sie wird dir nie wieder in die Augen sehen. Diese Spiel kannst du nicht gewinnen, das war von Anfang an klar und du kannst rein gar nichts dagegen tun.", sagte er siegessicher. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit, als ich realisierte, was er da gerade gesagt hatte. Er hatte recht, das hier war für ihn wie ein Spiel und der Sieger stand von Anfang an fest. Es sein denn, er machte einen Fehler. "Deine Überheblichkeit wird dein Verhängnis sein. Dieses Spiel wirst du nicht gewinnen, das lasse ich nicht zu und wenn ich zu unfairen Mitteln greifen muss. Eines weiß ich mit Sicherheit, solltest du deine Finger nicht von ihr lassen, wirst du sie nicht mehr lange haben. Und jetzt geh mir aus den Augen oder ich mache meine Drohung jetzt schon wahr.", sagte ich bedrohlich und ließ von ihm ab. Er rieb sich den Hals ohne mich aus den Augen zu lassen. "Wir sehen uns wieder, Erik und dann werden wir sehen wer am längeren Ast sitzt.", erwiderte er. Das waren seine letzten Worte an mich, bevor er triumphierend den Raum verließ.
Meine Hand pochte wie wild. Der Schmerz wollte nicht aufhören und die Stimmen in meinem Kopf wurden immer lauter. 'Du wirst sie verlieren.', wiederholten sie immer und immer wieder. Es war zum verrückt werden. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Verzweiflung machte sich in mir breit, als ob ich keine Wahl hätte. Irgendwie stimmte es ja. Ich hatte zwar eine Wahl, aber beide führten zu dem selben Ergebnis, das ich keineswegs akzeptieren wollte. In der Wand war ein Abdruck meiner Faust zu sehen, den ich nun anstarrte. Meine Wut über meine Unfähigkeit Pyro aufzuhalten, wurde immer größer mit jedem Pochen, das durch meine Hand zuckte. Der äußere Schmerz lähmte meinen Inneren für einen Moment und in diesem war es mir vergönnt wieder klar zu denken. Pyro würde für all das hier bezahlen, er würde bluten und um Gnade winseln. Wenn ich mit ihm fertig war, würde er sich wünschen nie geboren worden zu sein. Das war ein Versprechen und zu diesen stand ich auch. Bei keiner meiner beider Optionen käme ich als Sieger hervor, also musste ich einfach die mit dem geringeren Übel wählen. Ich würde die wählen, die Pyro am meisten weh tat. Bei dem Gedanken breitete sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus. Auf keinen Fall würde er gewinnen, das ließ ich nicht zu.
DU LIEST GERADE
H.O.P.E
FanfictionAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...