Die Vergangenheit holt auf

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Ein schmaler Gang zog sich lange vor mich hin. Er war dunkel, stickig und düster. Ich hatte keinen blassen Schimmer was mich an dessen Ende erwarten würde. Ein warmes Licht, wenn auch nicht sehr hell, spendeten Fackeln an jeder Seite des Ganges. 'Flammen', war das Einzige was sich in meinem Kopf breit machte und mit diesem Gedanken wuchs meine Panik. Der kalte Schweiß brach mir aus und meine Hände fingen an zu zittern. Da plötzlich verwandelten sich die Fackeln in Lampen, die mit einer mir schleierhaften Energie betrieben wurden. Wieder neuen Mutes machte ich mich auf, das andere Ende zu erreichen. Langsam wagte ich mich vorwärts, bedacht auf jeden Schritt den ich tat. Näher und näher rückte der Ausgang und immer heller wurde das rote Licht. Ich wurde zunehmends nervöser als ich die Hitze spürte, die von dem Licht aus ging. Und ehe ich mich versah, stand ich in einem riesigen Saal umgeben von tausend einzelnen Flammen. Schiere Panik wuchs in mir. Ich drehte mich hastig in alle Richtungen, aber nirgends war ein Ausgang zu sehen. Kein Fenster, keine Tür nur Feuer überall. Kauernd lag ich am Boden mit einem Herzen das mir drohte aus der Brust zu springen, so wie so ziemlich jedes Mal wenn Flammen im Spiel waren. Es war zum verrückt werden. Meine Sinne waren wie benebelt. Lange würde meine Psyche diese Anfälle nicht mehr aushalten. Langsam und genüsslich leckten die Flammen meine Beine hoch. Immer weiter und weiter...

Schweißgebadet schreckte ich hoch, nur um zu bemerken, dass Erik nicht neben mir lag. Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln und begannen im selben Moment zu fließen. Ich drückte den Teddy, den Erik mir wieder gegeben hatte, an mein zu schnell schlagendes Herz. Zu mehr war ich nicht im Stande. Die Angst lähmte mich und Erik war nicht da. Wo verdammt noch einmal war er? Er hatte mir doch versprochen nie wieder zu gehen, wenn ich schlief. Da wurde die Badezimmer Türe geöffnet und er stand frisch geduscht, mit einem Handtuch um die Hüften, im Türrahmen und starrte mich entgeistert an. "Steff, hey was ist los?", fragte er erschüttert. Sofort ließ er alles fallen, was er in seinen Händen hielt und eilte zu mir. Seine Arme schlangen sich um meinen Körper, wie eine Schlange es bei ihrer Beute tat. Nur mit dem einen Unterschied, dass seine Umarmung warm war und voller Geborgenheit. "Es tut mir so leid.", murmelte er in meine Haare. Meine Hand legte sich auf seine Brust, in der sein Herz ruhig und beständig schlug. Ich fühlte mit meinen Fingern seine Muskeln und so schnell mein Herz sich wieder beruhigt hatte, so schnell fing es nun auch wieder an zu schlagen. "Schon gut, immerhin musst du ja nicht immer bei mir sein!", gab ich zurück. "Aber wenigstens jetzt in dieser schweren Zeit. Das wäre das Mindeste was ich tun kann." Seine Finger strichen langsam über meinen Rücken und ein Schauer durchzuckte meinen Körper. Ich löste mich aus der Umarmung, um dieses Gefühl los zu werden, obwohl ich es eigentlich gar nicht wollte. "Erik?" Widerwillig nahm er seine Arme von mir und starrte mit seinen blauen Augen direkt in meine Seele. Jedenfalls fühlte es sich so an. 'Na toll', dachte ich mir. Da dachte man es würde besser werden und nun verlor man sich in den tiefen seiner Augen. Durch das Schnippen seiner Finger vor meinem Blickfeld weckte er mich aus meiner Starre. "Du wolltest eben noch etwas sagen", grinste er mich an. "Ähmm ach echt?", stammelte ich vor mich hin. Eine Braue hob sich auf seinem Gesicht und ein verdutzter Ausdruck schlich sich darauf. "Hast du dir den Kopf gestoßen?", fragte er belustig und legte den Kopf schief. 'Nein ich liebe dich du Idiot', dachte ich, wagte es jedoch nicht auszusprechen. Ein Seufzer verließ meine Kehle als ich mich zurücklehnte.

"Erstens ich habe mir nicht den Kopf gestoßen und wenn doch bist du schuld. Und zweitens du weißt doch ich habe dir gesagt ich hätte keine angst vor Pyro..", ich pausierte und er nickte mir zu, "naja das stimmt nicht so ganz um ehrlich zu sein, hab ich sogar angst aus dem Zimmer zu gehen, weil ich auf ihn treffen könnte. Und das will ich unbedingt vermeiden." Sein Blick verfinsterte sich, im selben Moment bereute ich es das Thema angesprochen zu haben. "Bitte sag jetzt nichts und beruhig dich auch gleich wieder. Du weißt ich hasse es, wenn du wütend bist.", versuchte ich seine Wut zu vertreiben. Er stand auf und ging Richtung Fenster. Sein Blick schweifte in die Ferne und verlor einen kleinen Teil der Wut. "Du weißt das fällt mir schwer. Ich sags dir und Charles immer und immer wieder....es fällt mir einfach verdammt schwer still schweigend zu zusehen wie er dir weh tut. Das Schlimmste ist, dass ihr beide mich zum Nichtstun verdammt. Ich muss zusehen und es über mich ergehen lassen, wie ein kleines Kind. Es macht mich nicht nur wütend sondern, nein, wütend ist eine schöne Umschreibung von dem, was in mir vorgeht.", schnaubte er. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, da bemerkte ich wie eine Wunde anfing zu bluten. "Erik wieso blutest du?", fragte ich schockiert, stand auf und bewegte mich auf ihn zu. Er versuchte es mit einer Handbewegung abzutun, aber ich hatte eine dunkle Vorahnung, was er vielleicht getan hatte.

"Bitte sag mir nicht du hast Pyro was angetan?", brauste ich auf. "Du hast versprochen nichts zu tun. Du hast geschworen besser zu sein als er, es auf sich beruhen lassen. Ich habe mehr von dir erwartet Erik....ich bin einfach nur enttäuscht.", sagte ich gekränkt. Irgendwie brach etwas in mir. Meine Bewunderung und meine Liebe zu ihm schlugen in Enttäuschung und Unbehagen um. "Tu mir das jetzt nicht an.", sagte er aufgebracht, während er sich zu mir umdrehte. "Hör auf mich so anzusehen als hättest du gerade die Liebe deines Lebens verloren. Ja ich weiß was ich versprochen habe, daran brauchst du mich nicht zu erinnern. Außerdem habe ich ihm nichts getan. Wir haben nur geredet. Und er hat provoziert, behauptet ich spiele ein Spiel, dessen Ausgang unabwendbar sei. Rate mal wer der Verlierer ist. Genau ich.", lachte er. Es war ein gekränktes Lachen, eines das man lachte, wenn man gerade ungerecht behandelt wurde. "Ich hab dir Unrecht getan.", stellte ich fest. "Ich dachte du vertraust mir, aber da habe ich mich wohl geirrt.", sagte er traurig. "Verdammt nein, hast du nicht. Es tut mir leid okay? Aber es fällt mir manchmal schwer, das weißt du. Außerdem würde ich genau das tun, was ich dir vorwerfe. Ich bin wohl schlechter als gedacht.", schmunzelte ich. "Lass uns das hier einfach vergessen. Pyro soll nicht unser Alltagsthema werden." Er lächelte mich an. Es war so ein Lächeln, das auch sein Herz erreichte und es steckte mich an. "Du bist der beste Erik, weißt du das?" Ich streckte ihm die Zunge raus. Er tat es mir gleich und zog mich in eine Umarmung. Da verschwand das Gefühl von Enttäuschung und Unbehagen wieder und wurde durch die alten Gefühle ersetzt. Egal welche Alpträume auch kommen mochten, mit ihm würde ich mich ihnen tapfer stellen. "Lass uns was essen gehen. Ich habe hunger.", unterbrach ich die schöne Stille. Er nickte zufrieden und so verließen wir das Zimmer.

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt