86. Die Lüge zur Wahrheit

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"Junge Dame!", hörst du Sebastians Stimme. Sie verblasst in deinem Kopf. Dir wird schwarz vor Augen. Du merkst wie du nach hinten fällst, doch es ist dir egal. Du bist zu müde. Du schließt deine Augen und lässt dem Schicksal seinen Lauf.




"Es war leichtsinnig von ihr einfach in den Wald zu rennen. So übermüdet wie sie war ist es kein Wunder, dass sie gestürzt ist.", hörst du Bard sagen. Seine Stimme hat den gleichen schroffen Ton wie früher. "Ja, da hast du recht.", stimmt Mey-Rin zu. "Ich... kann euch hören.", sagst du ohne deine Augen zu öffnen. "Dann ist ja gut! Wenigstens muss ich nichts wiederholen!", meckert Bard. "Nicht so laut...", sagst du müde. "Sie hat recht. Wir sagen schnell Sebastian Bescheid.", sagt Mey-Rin. Du wartest bis du niemanden mehr atmen hörst und öffnest dann deine Augen. Ein Stöhner verlässt ungewollt deinen Mund, als du dich aufsetzt. Du ziehst dein Oberteil hoch und betrachtest die Bandage, welche um deinen Bauch gebunden wurde. 'Das wäre nicht nötig gewesen... ach scheiße! Belüg dich nicht selbst. Es ist nötig gewesen.' Du legst dich wieder hin und starrst an die Decke. Als dir diese Aussicht zu langweilig wird drehst du dich zur Seite und starrst die Wand an. Du musterst die Wand bis ins kleinste Detail und erst dann wird dir klar wo du dich befindest. 'Mein altes Zimmer.' Du schließt deine Augen und holst einmal tief Luft. Plötzlich öffnet sich quitschend die Tür. Schritte kommen näher. "Wie geht es ihrer Wunde?", fragt Sebastian monoton. Du gehst mit deinem Gesicht bis zur Nase unter die Decke und antwortest nicht. Der Geruch von Tee steigt in deine Nase und du entschließt dich aufzustehen. Kaum sitzt du, hält Sebastian dir den qualmenden Tee hin. Du nimmst ihn nichts sagend an. "Also.", sagt Sebastian auffordernd. Du ziehst mit der linken Hand dein Oberteil hoch und lässt Sebastian die Wunde betrachten. 'Früher wäre mir das viel zu peinlich gewesen. Ich habe mich wohl doch verändert. Ob Sebastian mich wohl trotzdem noch mag? Ich will ihn. Ich liebe ihn. Aber ein Teufel und ein Shinigami dürfen sich nicht lieben. Falls jemand es erfahren sollte käme sogar ein so großer Shinigami wie ich in Schwierigkeiten. Ich muss es ändern.' "Sebastian." "Ja?", fragt er und schaut dich an. Du weichst seinem Blick aus. "Ich... habe jemanden geküsst.", sagst du zögerlich. Sebastians Augen weiten sich und sein Mund steht leicht offen. Du schluckst. "Wen?", fragt Sebastian enttäuscht und wütend. "Grell.", antwortest du leise. "Ihn?", fragt Sebastian ungläubig. Plötzlich unterbricht eine Stimme euch. "Was erzählst du denn da? Ich würde doch niemals meinen Sebastian betrügen.", sagt Grell. "Du schaust verwundert zu ihm. 'Das ist deine Chance. Sag was! Na los!' "Sebastian! Ich liebe dich, aber wir können nicht zusammen sein. Nicht ein Teufel und ein Shinigami. Das habe ich dir schonmal erzählt. Diese Zeit hier war die schönste in meinem Leben, aber ich kann nicht zurück. Danke für alles." Nach diesen Worten stehst du auf. Du schiebst Grell an die Zeite und und springst auf die Fensterbank. "Ich konnte es nicht.", sagt Sebastian plötzlich. "Du konntest was nicht?", fragst du und drehst dich um. "Sie essen." "Sie?" "Deine Seele." "M-meine Seele?", wiederholst du stotternd. "Richtig. Wir hatten einen Vertrag. Du warst schon damals nicht dumm. Vor vielen Jahren. Sehr vielen Jahren. Ich habe dich schon damals geliebt. Wir schlossen den Vertrag, der besagte, dass ich nach Erfüllung der Bedingung deine Seele essen darf, doch nachdem die Bedingung erfüllt wurde, hast du dir die Adern aufgeschnitten. Ich hatte Angst, mir würde so etwas nochmal passieren, also ging ich sehr lange keine Verträge mehr ein, bis zu dem Tag, als ich den jungen Herren sah. Und dann, eines Tages, hörte ich einen Schrei, dem ich dir zuordnete. Wie konnte ich auch den Schrei vergessen, als du dir deine Adern aufgeschnitten hast.", erzählt Sebastian leise. Du stehst wie angewurzelt da. Fassungslosigkeit steht dir ins Gesicht geschrieben.

Sebastian Michaelis Love Story/Sebastian x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt