85. Kurzschlussreaktion mit Folgen

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Plötzlich reißt die Tür auf. "Hab ich sie also doch erkannt!", posaunt Soma triumphierend. "Sie waren ein Jahr weg und haben weiße Haare? Was haben sie denn gemacht? Wo haben sie die ganze Zeit gesteckt? Wir haben die ganze Zeit nach ihnen gesucht!", meckert Soma. Dann guckt er dich eine Weile an. Er beißt sich auf die Unterlippe und seine Augen werden wässrig. Dann breitet er seine Arme aus und umarmt dich. "Ich bin ja so froh, dass sie wieder da sind. Kommen sie doch mit rein.", sagt Soma schluchzend. Zögerlich nimmst du seine Einladung an. "Agni! Mach uns bitte Tee!" "Uns? Wir haben besuch?", fragt Agni verwundert. "Wen darf ich denn begrüßen?", fragt er lieb. Sein Kopf taucht hinter der Ecke auf. Als er dich sieht bleibt er stehen. "Sie sind wieder da?", fragt er ungläubig. Du schaust zur Seite. "Deck bitte den Tisch.", befiehlt Soma und stolziert weiter. Du folgst ihm. Ihr setzt euch gegenüber an einen kleinen runden Tisch. "Aber sagen sie, wo waren sie die ganze Zeit?" Du zögerst einen Augenblick und sagst dann:"Ich bin gereist. Durch die ganze Welt." "Oh! Wie spannend! Aber hätten sie nicht Bescheid geben können?" "Es war so plötzlich.", antwortest du. Einen Moment herrscht Stille. "Sie haben sich verändert..." "Wie meinen sie das?" "Sie haben bis jetzt nicht einmal gelächelt.", sagt Soma monoton. Du schaust in deinen Tee. "Ach ja?", fragst du leise. Du stellst die Tasse auf den Tisch und stehst auf. "Es war schön sie zu sehen. Ich muss jetzt wieder meiner Arbeit nachgehen.", sagst du und drehst dich um. "Arbeit?", fragt Soma verwirrt. "Bei Ciel?" "Nein.", antwortest du und bleibst stehen. "Was denn sonst?", fragt Soma verwirrt. Du drehst dich um und lächelst. "Sie werden es schon noch herausfinden. Aber nicht jetzt. Dafür ist es zu früh.", sagst du und gehst los. Nachdem du eine paar Schritte gelaufen bist holt Soma Luft. "Sie erinnern mich an mein früheres Ich." "Viele Leute erinnern sie an ihr früheres Ich. Oder finden sie nicht, Prinz?", fragst du monoton. Als es nicht mehr so aussieht, als würde der Prinz etwas sagen gehst du. Agni kommt dir entgegen. Du sagst nichts zu ihm. Er schaut dir hinterher. "Wer... sind sie?", fragt er leise, doch gerade noch so laut, dass du es verstehst. Du schaust auf den Boden. "Das Gleiche frage ich mich auch.", sagst du und verlässt das große Haus. Du spürst Agnis Blick in deinem Rücken. Ein genervter Stöhner verlässt deinen Mund. 'Ich hab echt keine Lust mehr auf diesen Mist.' Aggressiv trittst du gegen einen Baum, welcher einen kleinen Schaden davon trägt. "Heute so aggressiv?", sagt Grell lächelnd. "Was willst du?", fragst du aggressiver als gewollt. "Ich war nur zufällig hier." "Zufällig also..." "Weißt du, deine kalte und weise Art macht mich wirklich an..." "Sie macht dich an...?" "Aber... meinst du nicht, du vergisst wer du bist?" "Ich soll vergessen wer ich bin?", fragst du verwirrt. Grell kichert. "So siehts aus. Bist du du oder bist du das Klischee des Shinigamis der Nacht?" "Ich bin es ja wohl, sonst wärst du ja wohl nicht auf diese schöne Beschreibung gekommen.", antwortest du monoton. "Aber, ich bin die Person, welche in diesem Augenblick vor dir steht. Das was ich getan habe, das was ich tue und das was ich tun werde ist die Entscheidung von mir ganz allein. Ich habe mich dazu entschieden das Klischee des Shinigamis der Nacht zu sein.", antwortest du zischend. "Ist es denn das was du willst?", fragt Grell lächelnd. "Ob es das ist was ich will? Was... ist denn das.... was ich will?", denkst du laut. "Das kannst nur du wissen, meine Gute. Ich muss sagen, dass ich dich immer schon anziehend fand. Ob als wild und frech oder als düster und mysteriös. Tjaa... wahre liebe kennt halt keine Bedingungen.", schwärmt Grell. Eine kurzschluss Reaktion überkommt dich. Du gehst auf Grell zu. Du schaust in seine roten Augen. Deine Lippen liegen auf seinen. Du presst sie an seine. Dann löst du dich wieder ausdruckslos von ihm. "Nein. Das ist nicht das, was ich will.", sagst du leise. Grell neben dir explodiert förmlich, jedoch ignorierst du es gekonnt. 'Ich weiß wieder was ich will.' Du rennst los. In einem Tempo wie es dir unbekannt ist. Um schneller zu sein springst du auf einen Baum. Das ist eine Abkürzung, welche du letztens endeckt hast. Plötzlich rutscht du von dem Ast ab. Du fliegst durch die Luft und landest mit dem Bauch auf einem spitzen Stein. Du hustest und Spucke gemischt mit Blut läuft dir aus dem Mund. Als du so auf dem Boden liegst fällt dir auf, dass du sehr müde bist. Für einen Moment überlegst du einfach dort liegen zu bleiben, doch dann siehst du dein Ziel wieder vor Augen. Du drückst dich hoch und läufst mit zittrigen Beinen weiter. 'Was für eine Erniedrigung... Von einem kleinen Sturz so fertig zu sein.' Du hustest noch einmal. Aus Reflex hältst du dir die Hand vor den Mund. Du kannst auf deinem Handrücken das Blut erkennen, doch es hält dich nichts davon ab weiter zu laufen. Äste knallen dir ins Gesicht und du kneifst deine Augen zu, bis du merkst, dass dir keine Äste mehr ins Gesicht knallen und du auf einem Weg bist. Du öffnest deine Augen. Die große Tür, welche seit Jahren die gleichen Kratzer und Spuren der Nutzung hat öffnet sich langsam. Als du die Person erkennst lächelst du, doch zugleich laufen dir Tränen übers Gesicht. Mit deiner letzten Kraft formst du deine Lippen und sagst:"Sebastian, verzeih mir."

Sebastian Michaelis Love Story/Sebastian x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt