96. Nicht umkehrbar

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Ihr steht vor dem großen Anwesen deines jungen Herren. "Also. Wir sehen uns!" "Was? Du gehst jetzt einfach?!" "Jup, aber wir sehen uns sicher wieder. Und jetz bye bye." Mit diesen Worten verschwindet der 'Vampir' in der Nacht. Du siehst Lillith nachdenklich hinterher. "Da sind sie ja.", sagt der junge Herr hinter dir. Du drehst dich um, um ihm in die Augen schauen zu können. "Sie sind ja noch wach.", sagst du überrascht. "Wo warst du?", fragt der junge Herr und wechselt das Thema. Du lächelst. "Haben sie sich etwa Sorgen gemacht?" "Ganz sicher nicht!", faucht Ciel und dreht seinen erröteten Kopf zur Seite. "War auch nur ein Witz. Sagen sie, wo ist denn Sebastian?" "Sebastian? Der ist vorhin los, um dich suchen zu gehen." "Vorhin?" "Ja, ist schon eine Weile her, als er los ist. Zwischendurch war er immer mal wieder hier, um mir Tee zu bringen. " "Wollen sie ihn nicht zurück befehlen?", fragst du verwirrt. Ciel lächelt. "Ich lass ihn noch ein wenig suchen.", sagt er höhnisch. 'Typisch Ciel.' "Haben sie etwas gegessen?", fragst du beiläufig, als ihr in das Anwesen geht. Ciel schüttelt den Kopf. "Dann mache ich ihnen etwas.", sagst du und biegst in die Küche. "Ich habe keinen Hunger.", sagt der junge Herr monoton. Du ignorierst seine Aussage absichtlich und gehst weiter. 'Ich schäle ihm einen Apfel oder anderes Obst.'

Du betrittst das Arbeitszimmer von Ciel und stellst einen Tee und etwas Obst auf seinem Tisch ab. "Abends gibt es kein Süßes mehr, wie sie sicher wissen, ist das sehr ungesund.", sagst du.  'Ich fühle mich wie eine Mutter...' Ciel stöhnt genervt und greift ein Stück Apfel. "Besser als nichts...", murmelt er schmollend. Du schaust Ciels Haare an, von denen ihm ein paar im Gesicht hängen. Plötzlich ertönt eine Stimme. "Ich dachte mir schon, dass sie wieder da sind.", sagt Sebastian. Erschreckt drehst du dich um und siehst Sebastian an. "Hast du mich erschreckt...", sagst du leise. "Sie hatten nicht vor, mir zu sagen, dass die junge Dame wieder da ist, hab ich recht?", sagt Sebastian grinsend und schenkt Ciel einen Ich-hab-dich-durchschaut-Blick. Der junge Herr zuckt nur mit den Schultern. Du verschwindest aus der unangenehmen Atmosphäre und ziehst dich in eine Übungshalle zurück. Dieses Zimmer ist so leer, dass deine Schritte von den Wänden wieder hallen. Du ziehst deine Schuhe aus und legst sie ordentlich an die Seite. Dann schaltest du das Grammophon ein, welches in der Ecke steht. Die Töne, die es wiedergibt, sind klar und deutlich zu höre. Ein Stück von Adolphe Charles Dam erfüllt das Zimmer. Du schließt deine Augen und lässt die Musik in dich einfließen. 'Wie lange ist es wohl her? Warum habe ich damit aufgehört? Ich weiß es nicht mehr, aber ich sollte es bereuen.' Die Melodie von Giselle bahnt sich einen Weg in deinen Kopf und erobert deinen Körper. Du öffnest deine Augen und fängst an deine Arme zu der Melodie zu bewegen. Du fühlst dich schwerelos. Du drückst deinen Fuß durch und hältst dein Gerades Bein hinten hoch, so dass der Fuß der höchste Punkt deines Körpers ist. Das Bild von deiner Arabesque erkennst du im Fenster. Du bewegst deinen Körper weiter zu der Musik, während du im Kopf die Geschichte Giselles durchgehst. 'Giselle, ein einfaches Mädchen, verliebt sich in einen jungen Prinzen namens Albrecht, welcher sich als Dorfkind ausgibt. Hilarion, welcher Giselle liebt, beobachtet das Spektakel und lässt Albrecht auffliegen. Es bricht Giselle das Herz und sie stürzt sich in Albrechts Schwert. Nach ihrem Tod, hält Albrecht totenwache an Giselles Grab, wo er eine Erscheinung von Giselles Geist sieht und ihm in den Wald folgt. Auch Hilarion war an Giselles Grab und dort wurde er von der Anführerin der Wilis, welches verstorbene Frauen sind, die Männer verführen und sie töten, ins Visier genommen. Myrtha tanzt mit Hilarion, bis er stirbt. Später entdeckt Myrtha auch Albrecht und möchte ihn töten, doch Giselles Liebe schützt ihn. Bei Tagesanbruch verlieren die Wilis ihre Kraft und Giselle löst sich in der Sonne in Nebel auf und verschwindet für immer.' Als du mit deinen Gedanken zuende bist, ist das Stück vorbei und du bist außer Atem. Ein Klatschen erfüllt nun den Raum. "Ich wusste nicht, dass sie tanzen.", sagt Sebastian lächelnd.

Sebastian Michaelis Love Story/Sebastian x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt