6. Kapitel - Nachtschwärmer (3)

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Ihr Körper erstarrte für einen Moment, als die Schuld über sie herein brach. Vor ihrem geistigen Auge mussten all unsere Begegnungen ablaufen und sie versuchte Hinweise, die auf mein Geheimnis hinwiesen, zu erfinden. Sie wollte versuchen sich selbst einzureden, dass sie es doch gemerkt haben musste. So einfach konnte ein Mensch so eine Seite doch nicht verstecken. Sie glaubte nicht, dass ich einfach ein Meister darin war mich vor der Welt zu verstecken.
„Mami bin Zuhause!“ Ihre Augen wurden groß und sie begann wie wild zu zapeln. Die kleine, süße Ivon war endlich nach Hause gekommen und nun hatte ich mit ihrer Mutter eigentlich freies Spiel. Sie würde es nicht riskieren, dass der Kleinen etwas zustieß.
„Du bist jetzt am besten ganz ruhig, damit die Kleine uns hier nicht in dieser prekären Situation wieder findet. Vielleicht werde ich sie auch Leben lassen, denn an ihr hab ich auch eigentlich kein wirkliches Interesse.“ Ich lehnte mich zu ihr hinunter und sah ihr tief in die Augen. Aus der geringen Distanz heraus spürte ich ihren schnellen feuchten Atem auf meiner Haut. Sie würde einwilligen, selbst ohne dass sie es aussprach.
„Brav.“ Ich richtete mich erneut etwas auf. Ihr Widerstand war erstorben und sie lag nun einfach nur regungslos unter mir. Ihre Augen folgten meiner kleinsten Bewegung, als ich begann mich zur Seite zu neigen. Da stand noch die kleine Platte mit verschiedensten Kleinigkeiten unter dessen Vorwand mich Connie zu sich gelockt hatte. Uns beiden war klar gewesen was das eigentlich zu bedeuten hatte, doch gewisse Dinge verloren ihren Reiz, wenn man sie nicht dennoch ab und an schön verpackte. Und genau an diesem netten Abend sollte mir das zu gute kommen. Ich schob das Käsemesser an den Rand des hölzernen Bretts und fasste es fest mit der linken Hand. Nicht meine erste Messerwahl, doch es ging nun mal nichts über den Klassiker. Heute hatte ich keine Zeit zum spielen, also konnte ich es nicht so recht genießen. Allerdings hatte ich  nun wirklich lange genug auf sie gewartet.
"Du hast Glück, dass wir beide so viel Zeit miteinander verbracht haben und ich weiß was für ein Mensch du hinter dieser Maske bist." Ein letztes Mal fuhr ich über ihre noch heißen Wangen.
"Du gibst dich sehr leicht auf und ich dachte du wärst schwach, doch für deine Tochter hast du das gemacht. Ich werde es dir also nicht weiter vorhalten. Um es auch Ivon leichter zu machen werde ich dich schnell sterben lassen. Du wirst nicht viel Blut verlieren, allerdings hast du mir kein sehr großes Messer gegönnt, weshalb ich wohl doch ein paar Versuche brauchen werde, bis es richtig funktioniert." Ich begann zu lachen und spielte mit dem Messer etwas vor ihrer Nase. Ihre Brust zukte bei jedem Atemzug und ihre Unterlippe bebte, doch ansonsten verzog sie keine weitere Miene.
"Gute Nacht Connie. Vielleicht sehen wir uns eines Tages in der Hölle wieder." Ich hob das Messer über ihre Brust und holte ein letztes Mal tief Luft bevor ich den ersten Stich setzte. Ich Körper begann sich zu verkrampfen. Für einen Moment verharrte ich und zog auch das Messer nicht wieder aus ihrer Brust. Die Klinge war kurz. Das würde noch echte Arbeit werden. Meinen Blick hob ich an und sah der Mutter in die Augen. Sie weinte. Natürlich könnte ich sie beruhrigen oder ihr mit meinen Worten noch viel mehr Angst machen, doch ich blieb  still. Ivon sollte uns wirklich nicht hören. Sie würde ihre Mutter finden, doch ohne mich. Für sie riskierte ich meine Freiheit nicht. Ein weiteres Mal rammte ich das Messer in ihre Brust, direkt dorthin wo ich ihr Herz vermutete. Ich spürte wie es schlug. Es brachte das kleine Messer zum vibrieren. Unter mir zuckte ihr Körper. Sie schrie nicht. Wie schlimm waren solche Schmerzen nach einer Geburt noch?

In meinen Fantasien versunken versag sogar mein Körper, dass ich in diesem Moment noch Stufen hinauf stieg. Immer fauler wurden meine Beine, bis sie sich kaum noch hoben. Kurz bevor ich dann an meinem Ziel angekommen war schlug die Spitze meines Schuhs gegen die nächste Stufe, die ich hinauf steigen wollte. Der Schlag fuhr durch meinen Körper und ließ mich, Gedanken verloren wie ich war, meinen Oberkörper zu weit nach vorne lehnen. Ich kam ins taumeln und suchte halt an der Betonwand des eckigen Stiegenhauses. Durch den Schock begann mein Herz für einen Moment schneller zu schlagen. Ich blieb stehen und holte tief Luft. Die Bilder erstarben und die Realität in der ich nun mal leben  musste schnürte mir für einen Moment die Kehle zu. Instinktiv hielt ich die Luft an und wartete ab, bis dieses Gefühl wieder begann zu verschwinden.  Ich hatte mich gehen lassen. Der Alkohol  begann wohl bereits in der geringen Menge ein paar meiner Gehirnzellen lahmzulegen. Das hatte ich seit meiner Jugend nicht mehr wirklich so schlimm gehabt. Ich hatte immer gedacht dass es mein innerer Kampf gewesen war, doch was war das denn jetzt? Rührte sich da irgendwo wieder das weiche Kind?
Ich stieß mich erneut von der Wand ab und lief weiter. Auf meinen Lippen ein kleines Lächeln. Mein Körper schrie ja förmlich nach einer weiteren Zigarette und jetzt war ich wirklich mehr als nur gewillt ihm zu geben was ich wollte. Am Besten war es wohl wenn ich nicht mehr so unbeaufsichtigt träumte oder ich wurde vielleicht noch eines Tages angefahren oder baute selber einen Unfall. Das wäre wirklich sehr unpraktisch. Ich trat mit einem Bein gegen die dicke Tür, die hinauf zum Dach führte. Erneut begann ich zu lachen. Eine harte Tür war ein geringeres Hindernis als ein 19 jähriges Mädchen. Was war ich nur für ein Mann! Dieses kleine Ding hatte mich einfach so um ihren kleinen Finger gewickelt. Sie spielte mit mir, doch wusste sie nicht wer ich denn war. Nun muss ich mit ihr spielen.

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