7. Kapitel - Das Spiel mit dem Gewissen(6)

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Ich ballte eine Faust um das Handtuch und stieß mich von der Bank ab. Jemanden erwürgen, dass hatte ich wirklich schon lang nicht mehr gemacht. Im laufe der Zeit war ich wohl etwas zu festgefahren auf den manuellen Waffeneinsatz. Ich lief zu Hanteln, die wir an die gegenüberliegende Wand gestellt hatten. Daneben hang ein Spiegel, der es einem möglich machte sich beim Training selbst zu beobachten. Wie eigentlich jeder Mensch betrachtete auch ich mich gerne im Spiegel, doch nun nicht unbedingt beim Training. Zu beobachten, wie einem der Schweiß von der Stirn lief gehörte weniger zu meinen liebsten Freizeitgestaltungen. Obwohl es sicherlich irgendwo einen Reiz haben musste, ansonsten würden es wohl nicht so viele machen. Als ich noch wirklich regelmäßig ins Studio gelaufen war, schien es mir bei anderen ein essentieller Teil des Selbststudiums zu sein. Fasziniert beobachteten sie das zucken ihrer Muskeln und wie der vermehrte Blutfluss langsam dafür sorgte, dass ihr Körper in einem tiefen und dennen leichten rot zu leuchten begann. Ich hingegen hatte meinen Arm immer lieber direkt beobachtet, wenn ich mich daran machte ihn nach meinen Wünschen zu formen.
Trotz der dicken Luft erschien das Metall der Hanteln kühl auf meiner Haut. Es war fast angenehm. Zuerst schlungen sich die Finger einer Hand um ein  Gewicht und begannen es hochzuziehen. Ein leichtes Prickeln fuhr durch den Muskeln, als er zu arbeiten begann. In der anderen Hand hielt ich immer noch das Handtuch. Die Spannung verlor sich nicht. Ich konnte mich in meinen Gedanken komplett verlieren und dennoch  mit voller Kraft an etwas festhalten. Anspannung war mir in diesem Punkt wohl mit der Muttermilch eingeflößt worden. So richtig zu entspannen war schwer für mich, dass gebe ich nur zu gerne offen zu. Sex war dabei eine gute Möglichkeit zumindest etwas Dampf abzulassen. Bis zu einem gewissen Punkt zwang sich dann mein Körper zumeist sich zu entspannen. Es war als würde man an beiden Enden eines Knotens zu ziehen beginnen. Zunächst tut sich nicht viel und es braucht immer mehr Kraft. Der Knoten beginnt sich scheinbar immer fester zusammen zu ziehen und man zweifelt schon beinahe daran, doch dann mit einem Mal lößt sich das Seilgebilde und streckt sich erneut als Linie. Es ist eine unglaubliche Form der Erleichterung, doch mit manchen meiner Opfern auch wirklich schwer zu erreichen. Natürlich könnte ich es wie Charlie machen, doch Zwang ist wirklich nur in gewissen Situationen angebracht. Sie sollten Reue verspüren und den Eckel auf sich selbst projizieren, nur allein dadurch bedingt, dass sie die Zeit mit mir genossen haben.
Die krampfhafte Anspannung in meinen Fingern begann sich langsam zu lößen und wie die Kralle bei den trügerischen Spielautomaten öffnete sich meine Faust. Immer mehr Luft suchte ihren Platz erneut in den Falten des Handtuches. Aus seiner zuvor komprimierten Form begann sich der Stoff zu befreien und versuchte erneut sich zu entfallten. Es wuchs aus meiner Hand bis ihm der Platz nicht mehr genug war und es langsam herausfiel. Lautlos viele es zu Boden. Ich beobachtete den Verlauf seiner Bewegung im Spiegel, dadurch erschien mir die gesamte Handlung deutlich abstrakter und beinahe so, als würde ich lediglich mein Ebenbild dabei beobachten. Es schien nicht mehr wirklich meine Hand zu sein. Nun mit befreiter Hand wollte ich auch meinen anderen Arm arbeiten lassen und fasste ebenfalls ein Gewicht. Kurz betrachtete ich die nun beschäftigten Arme, wie sie ihrer neuen Aufgabe nachgingen. Die erste Regung war ein leichtes Spannen. Ich hielt mich in Form und war auch gewillt meine Stärke beizubehalten, doch so richtig war ich nie ein Fan davon gewesen den Körper im übermaß zu Formen. Gemeiselte Körper waren auf Fotos und im Film schön und auch gern gesehen. Menschen allerdings, die im realen Leben aggierten schreckten sich, wenn sie etwas sahen, dass sie augenscheinlich für perfekt hielten. Sie glauben nicht daran, dass es etwasa perfektes geben kann. Alles bewusst geformte entsteht durch den Menschen, dessen Vorstellungskraft nicht in die Unendlichkeit reicht. Er muss sich an dem orientieren, dass er kennt. Ganz einfach was ihm die Natur forgiebt. Sie kann allerdings auch keine perfekten Formen schaffen. Keine bemässene Schönheit. So also war es mehr als verschwendete Liebesmüh sich so hochzupumpen. Es brauchte so viel Zeit. Zeit, die ich durchaus auch besser einsetzten konnte, die ich lieber in meine Planung investieren wollte. Sport fraß wie jedes Hobby Zeit und Geld.
Außerdem konnte einem ein zu gestählter Körper schnell verdächtig machen. Man würde mir sofort ansehen können zu was ich womöglich alles in der Lage war. Tarnungen brökeln, wenn man zu sehr auffällt. Die Kunst ist es in der Masse zu verschwimmen. So gut ich auch aussehen mochte, zuviel Aufmerksamkeit kam mir nicht zu gute. Alles konnte dadruch gefährdet werden.
Ich spürte das zucken meiner Muskeln. Heißes Blut begann meinen Körper noch weiter zu erwärmen. Je länger ich die Spannung hielt, desto stärker begann es zu brennen. Es war ein kontinuierlich ansteigender Schmerz. Ähnlich wie eine Wunde, die sich immer weiter mit Eiter oder dergleichen zu füllen begann, bis sie irgendwann wohl bersten würde. Ein durchaus eckelhaftes Gefühl. Der willkürlich zugeführte Schmerz. Allerdings schafft es in dieser Zeit keiner mehr sich selbst so zu lieben, als dass man sich nicht selbst optimieren möchte. So ein schönes Leben.

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