9. Kapitel - Eine kleine Reise (5)

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„So früh schon so schick?" Der Aufzug war zum stehen gekommen und die schweren Türen schoben sich auf. Im Gang erschien die kleine Ivon, die ihr Kommentar kaum zurück halten konnte, als sie mich sah. Ihr wacher Blick hatte begonnen mich zu Mustern und mit einem begrüßenden Lächeln trat sie neben mich in den Aufzug.

„Ein wichtiges Treffen. Und als ob du mich anders kennst." Sie kam nahe zu mir heran und lehnte sich neben mich gegen die Wand des Liftes. Ich ließ meinen Blick zu ihr wandern und begann ihre besondere Aufmachung genau in Augenschein zu nehmen. Ihr schulterlanges schwarzes Haar war mit Spangen in Form gesteckt und mit genügend Haarspray fixiert, so dass sich kein Haar mehr aus seiner Position lösen würde. Ihre Augen und ihre Lippen war dunkel geschminkt, primär schwarz und einem sehr dunklen Violett. Ein schwarzes Korsett hielt zusätzlich ihren schmalen Körper zusammen und begann ihre nur leicht ausgeprägten Formen zu betonen. Der Rest ihres Körpers ging im Schatten unter. Sie schien zu einem besonderen Event aufzubrechen, umsonst hatte sie sich wohl nicht so aufgetakelt.

„Was treibt dich dazu dir selbst die Luft zu nehmen?" Das freundliche Lächeln mit dem sie mich begrüßt hatte war so gleich wieder verschwunden. Ihr Blick, der zuvor noch auf die schwere Aufzugtür gerichtet war, wanderte nun zu mir. Ihre Augen begannen zu leuchten und erneut begann sie zu lächeln. Es war ein ehrliches Lächeln, nicht bloß eine Floskel.

„Gefällt es dir? Ich hab es mir Gestern gekauft und wollte es unbedingt einmal ausführen." Ihre Augen begannen zu glitzern. Sie schien wirklich verliebt in dieses Kleidungsstück. Ein wenig euphorisch stieß sie sich von der Wand ab und begann sich im Zentrum des Liftes langsam zu drehen, so dass es mir möglich war ihr gesamtes Outfit noch einmal in Ruhe zu betrachten. Nun war es mir auch möglich das dumpfe tam-tam der Stöckelschuhe auf dem künstlichen Boden zu hören.

„Du siehst wunderschön aus." Mit einem leichten Ruck kam der Aufzug erneut zum stehen und die Tür glitt erneut auf. Wir waren in der Tiefgarage angekommen. Sie hatte nichts gedrückt. Sie war mir also in geringen Maßen ausgeliefert, auch wusste keiner, dass sie hier war, dass sie mit mir zusammen war.

„Hoffentlich weiß der Junge für den du den Aufwand betreibst diesen auch zu schätzen." Mit diesen Worten stieg ich aus. Was Ivon machte sollte mir gleich sein, doch brav wie sie war stieg sie ebenfalls aus und lief mir wie ein gut abgerichteter Hund hinterher.

„Wie kommst du denn auf die Idee?" Meine Schritte wurden langsamer und ich begann sie erneut direkt anzusehen. Selbst das weiße Make-Up schaffte es nicht ihre rot angelaufenen Wangen zu verstecken. Nun sah sie aus wie eine kleine Puppe.

„Erfahrung." Ich begann zu lächeln. Sie wich meinem Blick aus und sah leicht beschämt zu Boden. Ganz genau konnte ich nicht einordnen wieso. In ihrem Alter gab es nun wirklich genügend Gründe für Scham. Und wohl jeder hatte bereits in seiner Jugend großen Aufwand betrieben um einem Menschen zu gefallen. Ich war nun wirklich auch keine Ausnahme.

„Willst du mit mir mitkommen? Ich kann dich ja zu deinem Treffen fahren, wenn du das möchtest." Sie sah mich nun erneut an. Ihre Kontrolle schien sie nun wieder erlangt zu haben. Die röte war beinahe gänzlich wieder abgeklungen. Sie schien wirklich schnell zu lernen. Schon bald würde es ihr wirklich leicht fallen ihre Emotionen zu verstecken bzw. wirkungsvoll zu unterdrücken.

„Und du bringst mich auch wirklich nicht um?" Breit begann sie zu lächeln. Natürlich war es für sie nur ein Witz, ein Wink ihres morbiden Humors. Wenn die Kleine doch wüsste.

„Versprochen, my Lady." Ich stellte mich vor meinen Wagen und begann meinen unsichtbaren Hut von meinen Kopf zu ziehen. In der Bewegung fiel mein Körper in eine Verbeugung. Mein Kopf hielt ich für einen Moment gesenkt, so dass ich nur die Schuhe und den unterenteil ihres Rockes im blick hatte. Sie allerdings begann zu Kichern. Beinahe jedes Mädchen war für solche Gesten sehr empfänglich. Außerdem war mir ihre romantisch, tragische Ader nicht entgangen. Selbst wenn sie sich ihren Wunsch nach Romantik nicht unbedingt eingestand. Sie wollte sich außerhalb dieser Klischees bewegen, denn sie war anders. Die Zeit hatte sich geändert und nun war für viele Sex auch nicht mehr als „ein Handschlag in der Horizontalen" war. Langsam fuhr ich erneut aus meiner Verbeugung auf uns sah sie an. Sie war sichtlich amüsiert.

„Kommst du bei allein Frauen so an, um sie um deinen kleinen Finger zu wickeln." Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Eine potentiell abwehrende Haltung, doch recht sicher war ich mir nicht. Es konnte auch einfach nur eine Folge von Anspannung sein. Die Situation schien ihr etwas unangenehm. Vielleicht weil ich ja eine Liebschaft mit ihrer werten Mutter hatte. Sie wollte sicher nicht hören, dass ich auch Kontakt zu anderen Frauen hatte.

„Nicht ganz." Lächelnd lief ich um das Auto herum und öffnete der Dame die Beifahrertür. Ich wollte sie gut im Augen behalten können. Schweigend würde diese Fahrt wirklich nicht von dannen gehen. Dankend begann sie zu nicken und glitt in den Sitz. Sie fasste ihren Rock und begann ihn zusammen zu raufen, damit sie sich hinein setzten konnte ohne ihren Rock einzuklemmen. Als sie saß schlug ich die Tür ins Schloss und lief erneut um den Wagen herum. Ihr Blick folgte mir. Ich spürte sie in meinem Rücken brennen, doch ich reagierte nicht.


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