7. Kapitel - Das Spiel mit dem Gewissen

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Ich war nicht immer ein Monster ohne Gewissen, zumindest habe ich mich nicht dafür gehalten. Ich habe versucht die Beziehung zu meinen Gewissen gut zu halten, doch irgendwann hat es mich allein zurück gelassen. Nun war es ein unliebsamer Verwandter, der sich ab und an bei mir meldete und begann sich in mein Leben einzumischen. Über Höflichkeiten sind wir dabei längst hinaus.

Schwer fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Langsam ging ich die Stufen wieder hinunter. Meine Beine erschienen schwer und machten das Gehen, selbst für diesen kleinen Weg äuserst mühselig. Die Müdigkeit streckte ihre warmen Finger nach mir aus und klammerte sich an meine Beine. Ich fuhr mir mit meiner rechten Hand durch meine Haare. Langsam verloren sie ihren Halt und fielen mir ins Gesicht. Was für ein Ärgernis, doch zum Glück hatte ich es nicht weit zu unserer Wohnung. Es war eine moderne Wohnung. Weite offene Räume mit viel Lichteinfall und alles schön geometrisch, dazu einen schalldichten Keller. Charlie bewohnte einen dieser Räume. Die Miete in dieser Gegend war hoch, doch dafür wurde einem auch etwas geboten und vor allem machte sich die Adresse gut auf dem Papier. Nur mit Charlies Hilfe konnte ich mir das finanzieren. Er war dabei ein Glücksfall gewesen, denn ansonsten hätte sich mein Hobby irgendwann zu einem Problem entwickelt. Oder mein lieber WG-Genosse wäre früher oder später zu einem Opfer meiner Leidenschaft geworden. An manchen Tagen war die Ironie nur schwer zu tragen, vor allem für die Leichen, die von nun an unter meinen Dielen schlummerten.
Die letzten Meter lief ich durch den langen, gedimmten Flur. Der Boden war mit grauem Teppich ausgelegt und so hallten selbst meine schweren Schritte kaum wieder. Keiner in den Wohnungen, die um mich lagen würde mich hören, was natürlich gewisse Vorteile bot. In erster Linie natürlich für die Mieter, doch auch für mich. Würde ich mir hier doch ein Opfer suchen, so könnte ich mich ganz leicht an sie heran schleichen. Unterstützend dazu waren noch die besonders ohrenschützenden Türen.
Ich zog den Schlüssel erneut aus meiner Tasche hervor und schob ihn ins Schloss. Kein unnötiges Geräusch. Langsam drehte ich ihm im Schloss herum. Mit einer Leichtigkeit schwebte die Tür über den Boden. Kein Knarren, kein Quietschen. Absolute Stille. Lediglich war es der Atem eines Opfers und der Meinige, den man irgendwo in der geistigen Stille wahrnehmen konnte. Niemand würde mich näher kommen hören, dazu müsste man schon ganz genau hinhören. Heute allerdings waren die meisten meiner Opfer taub. Würde sich nun jemand nichtsahnend in meiner Wohnung befinden, so konnte ich mich ganz einfach an sie heran schleichen. Ohne es zu ahnen würden sie mir den Rücken zu zudrehen und dann konnte ich ganz einfach hinter sie treten und meine Hand auf ihren Mund legen. Sie sollte ja nicht schreien und dadurch meine Stille stören. Ich war müde und dann wurden meine Ohren sehr Lärm empfindlich. Das Geschrei einer hysterischen Frau brauchte ich dann nun wirklich nicht.
"Jetzt bloß nicht schreien." Mit der zweiten Hand drückte ich dann ihren Körper einfach ganz fest an mich, so dass ihr die Flucht schwer gemacht wurde. Im ersten Moment erstarrten sie immer, dabei müssten sie nur einfach gleich beginnen loszulaufen und sie hätten sogar eine reelle Chance sich gegen mich zu beweisen.
"Sonst weckst du Charlie noch auf." An diesem Punkt begannen sie dann meist sich zu währen, zu zappeln und, wenn auch gedämpft, zu schreien. Also musste ich nun umgreifen. Ich löse meine Hand also möglichst schnell von ihrer Taille und schnappte mir ihre Hand. So hatte ich sie noch etwas besser unter Kontrolle und sie begann sich noch hilfloser zu fühlen. Außerdem wollte ich verhindern, dass die kleine Katze es womöglich noch schaffte mich zu kratzen.
"Sei bitte brav, für mich,..." Ich erhöhte den Druck auf ihr Handgelenk und ihren Mund, so dass die Situation noch unangenehmer für sie wurde. So hatte ich dann mit ihr auch ein leichtes Spiel. Ganz leicht konnte ich sie dann nach vorne schieben. Der Weg war nicht weit und so konnte ich sie ohne Probleme auf die Couch werfen. "...damit wir noch etwas spielen können." Mit meinem Gewicht drückte ich sie auf die Couch. Sie lag auf ihrem Bauch, so dass ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, doch ich erkannte sie bereits an ihren Haaren. Rote schöne Locken vielen mir ins Auge. Sie waren weich und seidig. Ich neigte mich hinunter und flüsterte ihr ins Ohr.
"Wir wollen jetzt keine Zeit mehr verschwenden." Erneut packte ich sie am Arm und versuchte sie, zugegeben etwas umständlich, auf ihren Rücken zu drehen. Ich wollte ihr ins Gesicht schauen, wenn ich es tat. In ihren Augen wollte ich all das sehen, was durch ihren Kopf vorging. Keine Lügen. Unverfälschte Gefühle. Sie hatte ihre Augen weit aufgerissen und sah mich. Ich erkannte die Angst, nach der ich mich so lange gesehnt hatte. Ihre Arme hatte ich fest gefasst und drückte sie in den Polster. So wenig wie möglich sollte sie sich rühren. Ich würde mir ganz einfach nehmen was ich wollte. Endlich. Nun war es vorbei mit den Spielchen. Einfach einmal dieser Gier nachgeben. Das Kätzchen begann unter mir zu kämpfen und sich zu winden. So gut es ging versuchte ich sie weiter festzuhalten, doch die Müdigkeit zeigte sich mit einem Mal ganz deutlich. Es war frustrierend und ließ mir die Wut in Form von heißer Galle den Rachen hinauf kriechen. Tatsächlich schaffte es das kleine Biest dann auch eine Hand zu befreien und sie energisch gegen meine Brust zu stemmen. Mehr allerdings tat sie nicht. Sie schlug nicht auf mich ein und beschimpfte mich auch nicht. Mir fiel auch erst jetzt wirklich auf, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt keinen Mucks von sich gegeben hatte. Nun allerdings färbten sich ihre Wangen rot und sie wand ihren Blick beschämt ab.
"Ich kann das jetzt noch nicht! Bitte Nicolas..." Sie wand ihren Kopf und sah mir nun wieder direkt in die Augen. Da war keine Angst mehr, oder zumindest nicht jene, die ich sehen wollte. "...warte noch ab. Ich verspreche dir, dass es sich lohnen wird. Nur bitte habe Geduld und nimm dir Zeit mich kennenzulernen."

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