9. Kapitel - Eine kleine Reise (1)

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Ich war nie ein Mensch, den es sehr weit von seiner Heimat weggezogen hat. Mein Revier war stets das Gebiet in dem ich mich am liebsten bewegte. Das Gebiet war mir vertraut. Selbst mit geschlossenen Augen oder durch eine junge Dame behindert fand ich mich noch zurecht. Ich genoss es mein Umfeld zu kontrollieren. Ein Psychologe würde es vermutlich auf meine Kindheit schieben. Doch ich schob es auch auf mein Hobby. Es macht die Opferbeschaffung nun mal so viel einfacher und man hat den Kopf noch für anderes frei. Gerade über die Entsorgung sollte man sich immer viele Gedanken machen. Sonst hängen einen irgendwann die Kiberer im Nacken. So verlangt es leider mein Hobby auch immer wieder, dass ich mein Revier neu organisiere. Natürlich musste ich auch schon meine vertrauten Städte verlassen. Doch meiner einstigen Heimat habe ich nie wirklich nachgetrauert. Vielleicht war es auch die böse Erinnerung die mich fortgetrieben hat. Auch dieses Revier wird mir nicht ewig erhalten bleiben. Zu lange am selben Fleck zu wildern fällt auf. Meist entgeht dem männlich Geschlecht nicht, wenn der Bestand ihres Wildes stark zurück geht. Eventuell war es auch nur ihr Ego, dass wie ein Radar ausschlug.

Der Parkplatz war nicht so leer, wie man es zu dieser Uhrzeit erwartet hätte. Er war mit Autos gefüllt. Nur wenige Lücken klafften zwischen der Masse an Autos hervor. Die Armada bestand hauptsächlich aus schwarzen oder weißen, glänzenden Autos, mit der Ausnahme weniger Farbkleckse in der Masse. Mein Auto reihte sich ebenfalls in diesem Trend ein. Ich wollte ja nicht zu sehr auffallen. Zielstrebig und auch ohne mich groß umzusehen ging ich über den langen Zebrastreifen, der mich zu der Reihe führen sollte in der mein Auto stand. Keines dieser Autos rührte sich. Wo auch immer diese Masse an Menschen hin verschwunden waren, so schnell schienen sie sich nicht wieder zu zeigen. Mir war das bloß recht. Noch weniger Zeugen. Ich holte den Schlüssel aus meiner Tasche und in der Ferne meldete sich mein Auto. Mit lockeren Schritten folgte ich den Rufen und bevor ich noch ganz bei meinem Wagen angekommen war öffnete sich bereits mein Kofferraum. So nahm es für mich nur Sekunden in Anspruch das kleine Sackerl mit dem Flacon zu meinen anderen Einkäufen zu räumen und in den Wagen zu steigen. Zu schade, dass man so etwas nicht als Geschäftsaufwände verbuchen kann. Das käme mir zumindest aus steuerlicher Sicht wirklich zu gute, doch so sehr mochte mich der Saat wohl doch nicht.

Zusammen mit dem langsam herabsinkenden Kofferraum schloss sich auch meine Autotür, so dass ich wieder in meinem kleinen sicheren Raum gefangen war. Ich lehnte mich zurück und schloss für einen Moment meine Augen. Die Müdigkeit kroch langsam wieder zurück. Der wenige Schlaf hing mir noch in den Knochen. Ich musste mich zusammenreißen und meine Kräfte mobilisieren. Sie würde mich heute nicht viel körperliche Anstrengung kosten, doch ich sollte mich dennoch konzentrieren. Nun durfte ich mir wirklich keine Fehler mehr leisten.

Meine Augenlider glitten erneut auf und ich langte nach meinem Smartphone. Der schwarze Bildschirm begann sich aufzuhellen und in großen weißen Lettern erschien vor mir die Uhrzeit. Es war bereits kurz vor elf. Ich hatte doch mehr Zeit mit dem Einkauf verschwendet als bereits erwartet. Die Kleine hatte sich auch noch nicht die Mühe gemacht sich zu melden. Vermutlich schlief sie immer noch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie nach diesem Abend so einfach ohne Mühen ins Bett gekommen war. Sie hatte sicherlich auch noch einen guten Rausch auszuschlafen. Von so etwas ging einem allerdings der ganze Tag verloren, wenn man nicht aufpasste. Gerade in ihrem Alter war das ein Risiko, dass man nur zu gerne einging. Doch war es nicht an mir sie zu verurteilen. Ich war in diesem Thema nicht unbefangen und auch der Nacht deutlich mehr zugetan als dem Tag. Allein all die Geheimnisse, die sich in diesem blau verbargen.

So entsperrte ich den Bildschirm und machte mich daran die junge Dame aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Ich hatte bereits lange genug auf die Kleine gewartet. An meinem Ohr begann es sanft zu brummen, als ihr Handy am anderen Ende der Leitung begann sich bemerkbar zu machen. Zu meiner Überraschung brauchte die Kleine nicht lange um sich zu melden.

„Hallo...?" Es schien ihr wirklich Mühe zu kosten zu sprechen und mir ebenfalls um sich wirklich zu verstehen. Sie durfte sich noch nicht wirklich lange im wachen Zustand befinden. Umso erstaunter war ich über ihre schnelle Reaktion.

„Tut mir leid Victoria. Ich wollte dich nicht wecken. Hast du sehr tief geschlafen?" Meine Stimme verklang langsam in der Stille. Nur dumpf hörte ich ein Rauschen und auch die Veränderung in ihrer Stimme entging mir nicht, als sie realisiert zu haben schien wer sich am Ende ihrer Leitung befand. Kurz meinte ich auch sie nach Luft schnappen zu hören.

„Nicolas..!? Wie spät ist es?" Ihre Worte klangen nun bereits deutlich an mein Ohr, als schien sie allmählich aufzuwachen. Sie konnte nun wirklich schnell umschalten, dass sollte ich mir lieber im Hinterkopf behalten.

„Kurz vor elf. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, wann du so gewöhnlich zu Mittag ist, aber ich schätze wir verschieben dass doch lieber wohl ein gepflegtes Abendessen."

„Nein!...Ich krieg das noch hin. Ähm.." Es begann zu rascheln und für einen Moment verklang ihre Stimme. „...so gegen zwei könnte ich bei dir sein."

„Ach bitte Victoria. Mach dir keinen Stress. Schick mir einfach deine Adresse und ich hol dich gegen zwei ganz einfach ab." Kurz wurde es am Hörer erneut still.

„Nein! Dass musst du nun wirklich nicht."

„Hör auf mit mir zu diskutieren Victoria. Lass mich einfach ein Gentleman sein und dich abholen." Sie zögerte für einen Moment.

„Nun gut. Aber lass mich dafür beim Kochen helfen! Du kannst mich ruhig auch früher abholen, sonst wirst du mir wahrscheinlich noch verhungern." Sie war wirklich süß. Noch so naiv und auf andere bedacht. Das zeigte durchaus ihre Unerfahrenheit mit dieser Welt, doch mir sollte das bloß recht sein. Sicherlich konnte ich das auch noch für meine Zwecke nützen.

„Ich werde das schon noch etwas aushalten. Lass dir also ruhig Zeit und hetzt dich bitte nicht."

„Dass schaff ich schon. Ich bin ja schon so gut wie fertig. Holst du mich einfach zwischen 13:15 und halb?" Sie erschien mir wirklich aufgeregt. Ach so ein süßes Kind.

„Das lässt sich einrichten. Bis später dann meine Liebe." Leise hörte ich sie kichern.

„Bis später."


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