6. Kapitel - Nachtschwärmer (6)

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Schnell schob sie sich dann wieder von mir und begann schwer zu seufzen.
"Bevor du nun wieder in das Bett verschwinden musst, sag mir doch was dich wirklich hier in die Nacht geführt hat." Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und brachte noch etwas mehr Abstand zwischen uns. Ich hatte ihr Herz schnell schlagen gespürt.
"Vielleicht flüchtete ich nur von der Welt und ihren Namen." Traurig begann sie mich anzulächeln und dennoch erkannte ich in ihren Augen neugier. Sie erhoffte sich in mir einen Gleichgesinnten, der die Ruhe und die Nacht der Masse an Menschen und Zivilisation vorzog. So ganz unrecht hatte sie damit auch nicht.
"Um wohl nichts trauere ich mehr als den Verlust der Menschen in einer Welt aus Konsum und Drang. Wie soll unser eins finden was er sucht, wenn Menschen in der Ewigkeit verschwinden." Wieder zog ich an der Zigarette. Der Rauch begann sich deutlich kühler anzufühlen und mit ihm kroch die Kälte auch langsam in meinen Körper, immer weiter über meinen Rachen hinunter. Es war eine eisige kalte Klinge, die meinen Rachen hinab rutschte. Mit jedem Meter begann die Klinge tiefer zu schneiden und warmes Blut quoll hervor. So erschien mein Rachen mit einem mal wie tiefgefrohren.
"Wie fällt dir nur so etwas immer wieder ein. Das scheint bei dir so einfach und ich müsste für so etwas vermutlich ewig nachdenken." Einwenig von dem kalten Rauch bließ ich zwischen meinen Lippen wieder heraus. So schloss sich der Schnitt erneut langsam mit dickem schwarzem Tär.
"Mehr als 30 Jahren Lebenserfahrung." Sie begann zu nicken und ich begann zu sehen, wie sich ihre Lippen leicht hoben.
"Das glaubt man dir fast gar nicht. Du siehst noch ziemlich frisch aus, mehr wie so ein Fuckboy." Ich hörte wie sie lachte und mit ihrer linken Hand eine Strähne hinter ihr Ohr strich. Ihr Haar war lang und seidig, dazu noch schwarz wie die Nacht. Bei ihrem Kommentar zu meinen Aussehen nun allerdings konnte ich nur meine Augenbraue nach oben ziehen. Was wollte sie mir unterstellen? Dass ich zwar keine Frau in meiner Nähe haben konnte, dennochen aber nicht auf deren Vorzüge verzichten wollte? Vielleicht sogar dass ich Frauen nur für den Sex traf?
"Tu ich das?" Ich hörte wie sie erneut lachte. Ihr schien das zu gefallen. Vielleicht ließ es mich weniger bedrohlich erscheinen. In wieweit ich das wollte war wohl eine andere Frage, doch vorerst ließ ich es ihr. Es unterstützte ja auch bloß meine Tarnung.
"Ja! Sie dich doch an. Mit deinem schicken Hemd, der sicherlich teuren Hose und diesen Schuhen. Und dann noch deine Haare! Sie sind weich und immer perfekt gestiled. Deshalb mag dich meine Mama auch so gerne." Sie lehnte sich mit den Rücken erneut gegen die Reling. Sie dürfte wirklich das Talent haben.
"Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist? Erwachsene sind meistens wirklich unnötig kompliziert." Ich nahm meinen letzten Zug an der Zigarette, dann warf ich sie zu Boden und drückte sie aus. Nun war es fast so als würden harte Eiswürfel meinen Rachen hinunter gleiten. Sie rissen die Wunden erneut auf.
"Nicht immer, doch manchmal...ja. Dann kann es so einfach sein." Sie glaubte wirklich nicht an ihr eigenes Glück. Belehren konnte ich sie nicht. Ich war nicht besser, gerade nicht in diesem Alter. Dennoch spielte ich den guten Erwachsenen.
"Du bist 14 und hast wirklich noch genug Zeit um dieses Glück zu finden." Ivon sah mich mit großen Augen an. Ich war überrascht. Sie schien mir tatsächlich zu glauben. Nun komm schon Kind. Du weißt es doch besser.
"Das sagst du so einfach." Sie begann erneut zu seufzen und senkte ihren Blick. Wusste ich es doch. In diesem Alter glaubte man keinem Erwachsenen und erstrecht nicht einem praktisch Fremden. Ich sah wie sie die Augen verdrehte, auch wenn sie versuchte das zu verstecken. Amüsiert begann ich zu lachen und ließ ein schiefes Lächeln auf meine Lippen wandern.
"Glaub mir einfach." Ich stieß mich von der Wand ab und hollte ein letztes Mal ganz tief Luft. Es wurde Zeit mich endlich ins Bett zu bekommen. Ich brauchte die Kraft für Morgen. Ivon sollte nun wirklich auch nicht zu viel Zeit mit mir verbringen. Das würde merkwürdig wirken. Langsam wand ich mich von Ivon ab. Es wird nun Zeit zu verschwinden. Ich hob meine rechte Hand und winkte ihr zum Abschied zu. Einen letztes Mal allerdings nahm ich es mir nicht mich noch einmal umzudrehen und mich wirklich von ihr zu verabschieden.
"Bye, Bye kleine Nachtschwärmerin." Mit diesen letzten Worten wand ich mich wieder um und verschwand erneut in dem Haus

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