6. Kapitel - Nachtschwärmer (5)

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"Sag mal Nicolas: Wie fühlt es sich so an, wenn man glücklich ist?" Zugebener weiße begann ich mich unwohl bei ihrer Frage zu fühlen. So wirklich hatte ich mich selbst noch nie mit dieser Frage beschäftigt. Für mich hat es Glück in dieser weiße wie sie es sucht nicht. Zu lange kannte ich diese Seite an mir bereits. Ich lebte damit. Ihr allerdings konnte ich das natürlich so nicht sagen. Sie würde es nicht ertragen. Die Kleine war wirklich sensibel, nicht umsonst fragte sie mich so etwas.
"Wieso fragst du mich so etwas Kleines?" Beschähmt senkte sie den Kopf und sah an dem Haus hinunter. Die Pupertät schlug bei ihr wirklich schwer ein. Vor allem die Hormone krabbelten hinauf in ihr Gehirn und vernebelten ihr jeden sinnvollen Gedanken. Und nun versuchte sie die tiefen der menschlichen Philosophie zu ergründen.
"Ich könnte jetzt versuchen es dir zu erklären, doch ich glaube nicht an eine reine, wahre Definition von Glück. Du musst einfach dein Glück finden. Das kling jetzt kitschig, aber so ist das nunmal." Sie beginnt sich leicht am Stand zu drehen. Anspannung zog sich von ihrem Kopf über ihre Schultern hinunter über ihren Rücken. Wie gerne hätte ich ihr in den Kopf geschaut.
"Meinst du, dass jeder glücklich werden kann? Es kommt mir nämlich nicht wirklich so vor, als wäre das was für mich." Langsam dreht sie sich herum und ihr Blick ist schwer. In meinen Fingern beginnt es zu kribbeln und ich erkannte in diesem Moment etwas wieder. In diesen Augen sah ich etwas, dass ich in mir selbst gesehen hatte, als ich als Jugendlicher mit mir selbst gekämpft hatte. Ich hatte mir durch den Spiegel in die Augen geschaut. So sehr hatte ich mich angewidert und nun sah mich dieses Mädchen mit dem selben Blick an. Ich brauchte einen Moment.
"Du bist noch so jung. Dein ganzes Leben steht doch noch vor dir. Hör auf dir über so etwas Gedanken zu machen. Das Leben wird dir noch ganz andere Dinge in den weg werfen. Du wirst glücklich sein, doch genau so oft wirst du unglücklich seinen müssen, damit du das siehst. Mach dir dein Leben nicht unnötig schwer." Ich zog an der Zigarette und bließ den Rauch in die Luft. Diese Nacht steckte wirklich voller Überraschungen.
"Woher weist du das?" Sie drehte sich wieder ganz zu mir um. Ein Blick voller Sorge und beinahe schon Angst. Vielleicht ist sie ein Mensch an der Kippe wie ich. Sieht sie vielleicht in sich etwas, dass ihr Angst macht. Diese Zweifel waren es, die sie zwangen mich das zu fragen. Sie wollte Bestättigung und jemanden der ihr sagte, dass alles gut werden würde.
"Mehr als 30 Jahre Lebenserfahrung." Ich zwinkerte ihr zu und zog ein weiteres Mal an meiner Zigarette. Sie begann zu Grinsen und kam auf mich zu. Ich streckte eine Hand aus und legte sie auf ihren Kopf. Sanft fuhr ich über ihren Kopf und begann sie zu streicheln wie einen kleinen Hund. Es war ganz normal sich diese Sorgen zu machen, wenn man so jung ist. Das Einzige was sie von so vielen Unterschied, war die Tatsache, dass sie mit mir über ihre Gefühle sprach. Jener Mann, der nur wenigen Minuten zuvor eine Frau mit einem absolut wahnsinnigen, triebgesteuerten Mann zurück gelassen hatte, nachdem er sie auch noch einwenig gequält hatte.
"Und die sagen mir auch, dass du dringend ins Bett musst. Sonst ist der Kaial um deine Augen nicht mehr das dünkelste an deinem Gesicht." Sie warf mir einen bösen Blick zu und hob meine Hand von ihrem Kopf. Ivon nahm es mir nicht übel. Wie ihre Mutter ein komisches Weibsbild. Sie wusste ganz genau was ihre Mutter und ich trieben, da musste ich ihr auch nichts verheimlichen.
"Manchmal bist du echt cool und dann...sagst du so nen blödsinn." Ich zog wieder an der Zigarette und bließ ihr etwas von dem Rauch in ihr Gesicht. Nur ganz wenig und auch mit deutlich mehr Sauerstoff gehalt. Den Rest bließ ich dann wieder von ihr Weg. Zuviel von dem Rauch war ja immerhin schlecht für ihre Lungen.
"Unterstell mir nicht, dass ich nicht cool bin. Ich weiß was ich will und du würdest auch nicht mit mir reden, wenn du mich nicht mögen würdest oder?" Sie streckte mir ihre Zunge entgegen, doch schlang dann schnell ihre Arme um meinen Oberkörper. Die kleine anhängliche Ivon. Die Wunde, wie sie nur ein Mann hinterlassen konnte. Wenn sie einen Mann wie mich traf, dann würde dieser das ganz genau nutzen und sie lenken, manipulieren. Ich hatte auch schon mit ihr gespielt. Sie sollte mich ja mögen, damit es keine Probleme mit ihrer Mutter gab. Damals hatte ich natürlich nicht erwartet, dass sich das so lange hinziehen würde.
"Du bist ein bescheuerter Erwachsener. Aber ja...vielleicht bist du ganz cool."

SexistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt