10. Kapitel - Ein Gast zum Lunch (5)

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Ich erkannte die Stimme beim ersten Ansatz um das stimmliche B zu bilden. Es lag nicht einmal an dem leicht genervten Unterton, den sie dabei in die kratzigen Laute einbaute. Diese Frau machte mich fertig. Ihre Stimme, die mir Blut vor Wut heiß durch den Körper jagte. Doch nicht nur ihre Stimme, sondern ihre reine Anwesenheit schien meinen Plan zu stören. Ich hätte sie so gerne für eine lange Zeit schlafen gelegt, doch ich fasste all diese Gedanken und schob sie ganz tief in meinen Hinterkopf. Nicht jetzt. Später, sollte sie weiter beginnen mich so mustern, dann würde ich mich schon auch noch mit ihr vergnügen, oder noch besser sie ganz einfach Charlie zum Fraß vorwerfen. Vielleicht würde ihm so der Verlust Victorias leichter fallen.

„Guten Morgen Lischi." Ich löste meinen Blick von der bezaubernden Victoria. Ihre Aufmerksamkeit galt nun ebenfalls nicht mehr zur Gänze mir. Sie hatte ihren Kopf ganz leicht beschämt gesenkt. Mein Blick begann hingegen zu wandern und den von Lischi zu suchen. Daraufhin sah ich direkt in die müden, fast schon schwachen Augen, welche sich in diesem Gesicht verloren. Ich war durchaus überrascht. Eigentlich erwartete ich den wachen, musternden Blick des gestrigen Abend.

„Wolltest du nicht zu ihm fahren? Wir haben alle echt keinen Bedarf für solche Bilder." Unfreundliche kleine Biester. Wie sich Meinungen, doch innerhalb von Stunden ändern konnten. Gestern wollten sie noch alles wissen und schienen es nicht lassen zu können die kleine Victoria über mich auszufragen. Heute können sie mich nicht einmal mehr ansehen, ohne sie vorzustellen was passiert, wenn ich Victoria erst einmal in mein Zimmer bekomme. Ist es tragisch? Nicht unbedingt. Eigentlich kommt es mir durchaus zu gutem. Sie jagten mich förmlich aus dem Haus. Ich war nicht gewillt ihnen diese Bitte abzuschlagen. Allerdings waren diese Mädchen keine Manieren gelehrt worden. Der Drang ihnen zu zeigen, wie sich das eigentlich gehörte, begann sich in mir zu regen. Es juckte mir förmlich in den Fingern. Dafür war nun allerdings auch später noch Zeit. Es gab etwas anderes, auf dass ich mich nun volleinst konzentrieren wollte.

„Wir sind gleich weg." Mit leicht belegter Stimme erhob Victoria nun das Wort. Erneut begann man mich zu überraschen. Ich sah sie erneut an und auch wenn sie mir ihr Gesicht leicht abgewandt hielt, um Lischi direkt in die Augen zu schauen, so erkannte ich die leichte Röte in ihren Wangen. Blut das durch die Wangen floss und leicht gegen die oberste Schicht drückte. Leicht begann sie zu lächeln und fasste meine Hand ganz fest. Sie schien keine Intention zu verfolgen mich nun wieder frei zu geben. Ich nahm mich zurück und begann noch weiter zu beobachten. Wie viele Hinweise würde sie für mich noch streuen. Erste Schritte begann sie zögerlich zu setzten, doch das Ziel stand ihr ganz klar vor Augen. Mit mir an der Hand wollte sie fast schon flüchten und zog mich so mit sich zur Tür. Einen beiläufigen Blick warf ich nach hinten zu Lischi, die uns müde und fast zwieder hinterher sah.

„Viel Spaß euch beiden!" Der Griesgram war aus ihrer Stimme verschwunden. Ich brauchte mich nicht erneut ihr zu zuwenden, um zu erkennen, dass sie nun lächelte. Sei es bloß um mich zu täuschen, doch die Kleine schien eine wahre Wandlung durchgemacht zu haben. So sehr es mich erfreute, dass Victoria dadurch nun besänftigt schien, so traute ich dem plötzlichen Frieden wirklich nicht.

„Werden wir haben!" gab Victoria koket zurück an Lischi. Der Mann wurde in diesem Konzept natürlich außen vor gelassen. Wieso sollte er auch nicht wollen? Nicht nur ich sondern wohl auch jeder an meiner Stelle wäre dumm gewesen, denn nun erwachten Eifer nicht willkommen zu heißen. Nichts stand mir ferner, als ihr im Wege zu stehen. Ich ließ ihrer freie Hand, solange es mir in die Arme spielte. Durchaus wie man es wohl in einer gesunden Ehe handhaben würde. Eine wahre Horrorvorstellung eine Frau auf so lange Sicht bespaßen zu müssen. Einer musste den nachgiebigen Part spielen und ich war nur ungern jemand, der Aufgab was er sich doch so sehr wünschte. Also musste sie sich zu meinen Füßen betten. Zum Glück allerdings befand ich mich in einer andauernden Lebenssituation, die es mir nicht möglich machte wirklich eine eheähnliches Konzept aufrecht zu erhalten. Ein kleiner Streit könnte bereits ihr baldiges Ende bedeuten. Ich würde in dem Rausch des Momentes wohl einfach meinem Verlangen nachgeben und sie in meinen Keller sperren, so dass sie es nicht mehr wagte mir auf lange Zeit zu widersprechen. Sie wäre dann allerdings keine Partnerin mehr, sondern mehr ein Spielzeug, weniger als ein Haustier, dass ich mir an der kurzen Leine hielt. Wobei der Gedanken an so ein kleines Spielzeug, dass ich mir auf lange Zeit halten konnte mich wohl reizte. Das konnte schon ganz nett sein, wenn man etwas hatte an dem Mann angestaute Energie ablassen konnte. Sie wäre mir ganz einfach Schutzlos ausgeliefert und ich könnte nach Lust und Laune mit ihr verkehren.

Ungewöhnlich bestimmend zog Victoria mich aus der Wohnungstür in den Gang und ließ sie daraufhin einfach achtlos ins Schloss fallen. Es war kein weiteres Kommentar mehr von ihr gekommen. Ich wurde zwar nicht gerne wie ein Teddybär an der Hand eines Kindes durch die Gegend gezogen, doch ich blieb still. Zu neugierig war ich, was sie wohl nun als nächstes tuen würde. Diese Facette ihres Charakters bot Möglichkeiten zu neuen interessanten Spielen. Meine Hand hatte sie noch immer nicht los gelassen.

„Du musst dich nicht hetzten." Ohne Vorwarnung blieb sie stehen und sah mich nun auch wieder an. Interessiert beobachtete ich, wie sich ihr Blick zu wandeln begann. Zunächst schien ihr meine Existenz gerade erst wieder klar zu werden und für einen Moment blieb ihr Blick kühl. Dann allerdings kehrte wieder ein Teil des Mädchens zurück, dass sich mir immer so schüchtern gab.

„Aber ich will endlich was essen!" Bei diesen Worten begann auf ihren Lippen ein warmes Lächeln zu tanzen. Sie schien wieder wie ein kleines Kind, dass sich wahnsinnig auf das selbst gekochte Essen ihres Vaters freute. Es tat mir für einen Moment fast leid, dass sie nicht sehen konnte wie ich, oder besser was ich wirklich war.

„Es wird nur halb so ein Genuss, wenn wir uns drängen. Wir wollen doch ein wenig Spaß haben." Meine Hand wagte sie immer noch nicht los zu lassen, so dass ich ganz deutlich zu spüren begann, wie sich ihr Puls beschleunigte.

„Wenn du so redest könnte man ganz leicht auf falsche Gedanken kommen."


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