Kapitel 11 - Der wahre Kern

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Sie erschrak.

„Ilan!“ Mit einem Satz war sie bei ihm angekommen und riss ihm das Buch aus der Hand.

„Was…?“ Sie hatte ihn offenbar ziemlich überrumpelt. „Habe ich was falsch gemacht? Ich dachte…“

„Nein, das darfst du nicht lesen!“, unterbrach sie ihn zischend. Sie klappte das Buch schnell zu und verstaute es zusammen mit Moritz´ Bild in ihrer Tasche. Sie war stinkwütend. Das war ein massiver Eingriff in ihre Privatsphäre gewesen. „Wie kommst du dazu, es dir einfach zu nehmen!“

„Es lag hier auf dem Tisch. Ich wusste ja nicht, dass ich das nicht durfte. Du hättest es auch einfach wegstecken können!“, verteidigte er sich.

„Oder du hättest um Erlaubnis fragen können! Man kann doch nicht einfach…“, ihr fiel keine passende Umschreibung zu dieser Situation ein, „… fremde Bücher lesen, die in der Gegend herum liegen, nur weil… sie in der Gegend herumliegen!“

Gegen ihren Willen musste sie über ihre eigenen Worte lachen. Trotzdem war sie immer noch sauer. Er las einfach ihr Buch ohne ihre Erlaubnis. Ohne sich etwas dabei zu denken!

„Warum bist du denn so aufgebracht? Ich wusste ja nicht, dass das ein geheimes Buch oder so ist. Ich darf sonst alle deine Geschichten lesen, also dachte ich, es gäbe keinen Unterschied zwischen diesem und den anderen. Das konnte ich echt nicht wissen.“

Da hat er Recht.

Lena war immer noch unglaublich sauer auf Ilan und wollte ihn am liebsten anschreien, erinnerte sich aber zum Glück rechtzeitig daran, wie es bei ihrem Vater ausgegangen war. Sie hatte seit Tagen kein Wort mehr mit ihm gesprochen.

Mit der gesamten Überwindungskraft, die sie aufbringen konnte, brachte sie sich dazu, den Mund zu halten. Sie setzte sich auf die Matratze und schlug ein paar Mal auf sie ein, um ihre Aggression abzubauen. Dann ließ sie ihren Kopf in die Hände fallen und atmete tief ein und aus.

Zu ihrer Überraschung entspannte sie sich tatsächlich ein wenig. Ilan trat vorsichtig näher.

„Ich hatte echt keine Ahnung, dass du dich so darüber aufregst. Sonst hätte ich das doch nicht gemacht.“

„Ist schon in Ordnung.“, seufzte Lena, „Du wusstest es ja nicht.“

Ilan setzte sich neben sie. Sie versuchte sich zu beruhigen. Trotz ihrer Wut musste sie sich bremsen. Es war ja nicht seine Schuld, sondern ihre eigene. Warum fiel es ihr nur in letzter Zeit so schwer, sich zu kontrollieren?

Nach ein paar Sekunden des Schweigens ergriff Ilan wieder das Wort.

„Darf ich fragen, was so besonders an dem Buch ist?“

Lena seufzte. Um eine Antwort kam sie jetzt ohnehin nicht mehr herum und jede Lüge, die ihr in diesem Moment einfiel, hörte sich unglaubwürdig an. Sie holte tief Luft.

„Es ist eine Art Tagebuch.“

Ilan ging deutlich ein Licht auf.

„Deswegen auch Annell.“ Lena sah ihn fragend an. „Lies den Namen rückwärts und entferne zwei Konsonanten.“, erklärte er.

„Ach, ja.“ Sie hatte schon wieder ganz vergessen, wie sie auf den Namen der Protagonistin gekommen war. „Ich dachte, es fällt nicht auf.“

Ilan hob die Schultern. „Ich hätte nicht gedacht, dass du Tagebuch schreibst.“ Sein schlechtes Gewissen war im anzuhören. Dann fing er an zu grinsen. „Und wenn das ein Tagebuch ist, wer ist dann dieser ach-so-gut aussehende Typ, der ständig dabei ist? Dieser… Aaron… mit den schwarzen Haaren und…“

Er bekam große Augen, als ihm ein Licht aufging.

Oh, Nein! Bitte, bitte nicht!

Hätte sie doch bloß die Klappe gehalten! Oder das Buch versteckt! Oder es erst gar nicht geschrieben!

Jetzt war es zu spät. Sie fühlte ihr gesamtes Leben endgültig in sich zusammenbrechen.

Lena wurde schlecht. Es überkamen sie abwechselnd Hitze- und Kältewellen.

Was würde Ilan jetzt sagen? Würde er sie verurteilen? Ihr die Freundschaft kündigen?

Sie fühlte sich eingezwängt. Wünschte sich, dass das alles nie passiert wäre.

Und sie hatte Angst. Sie hatte schreckliche Angst davor, ihn zu verlieren. Das würde sie nicht verkraften. Nicht nach dem Tod ihrer Mutter. Sie würde sterben. Hier und jetzt, auf der Stelle. Da war sie sich ganz sicher.

Sie sah ihn nicht an. Sie konnte ihn nicht ansehen. Sie schloss die Augen und sah sein Gesicht trotzdem. Wütend. Enttäuscht.

Lena machte sich auf eine Antwort gefasst, die ihr Leben für immer verändern würde.

„Es… tut mir Leid.“, hörte sie Ilans Stimme. Er klang ein wenig unsicher und verwirrt.

Nicht sicher, was sie mit dieser Aussage anfangen sollte, sah sie auf.

Sie sah in sein Gesicht. Es war weder enttäuscht noch wütend. Es war ehrlich und bedauernd.

Lena war verwirrt. Was bedeutete das jetzt?

„Ich hätte das Buch nicht lesen dürfen. Vielleicht ist es besser, nicht über alles bescheid zu wissen.“ Er rang sichtbar mit seinen Worten und es dauerte Sekunden, bis er sich für die richtigen entschieden hatte. „Du bist meine beste Freundin, Lena, und als die möchte ich dich nicht verlieren. Ich weiß nicht, wie schwer das für dich ist, aber...“, er holte tief Luft und setzte noch einmal neu an. Lena merkte, dass er sich Mühe gab, so wenig verletzend wie möglich zu klingen. Sie war sich sicher, dass sie gerade den nett formuliertesten Korb aller Zeiten bekam. „Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir weiterhin beste Freunde sind, auch wenn du…“ Er suchte nach den richtigen Worten.

Lena nickte schnell, um ihm das zu ersparen, was sie selber auch nicht aussprechen konnte. Sie sagte aber nichts, weil sie ihrer Stimme nicht traute. Er lächelte wieder entschuldigend.

„Es tut mir leid.“, erklärte er wieder.

„Ist schon in Ordnung.“, musste sie jetzt doch antworten. Ihre Stimme klang brüchig, wie sie es erwartet hatte. Trotzdem rang sie sich ein Lächeln ab. Sie war mehr als nur froh darüber, dass Ilan sich nicht von ihr abwenden wollte.

Alles bleibt beim Alten., redete sie sich ein. Ilan hatte es schließlich gesagt. Er wollte, dass sie weiterhin befreundet blieben.

Doch sie wusste es besser. Nichts würde mehr sein, wie es war, jetzt wo er wusste, wie sie wirklich empfand. Früher oder später würde dieses Wissen die Freundschaft zerreißen. Trotzdem wollte sie es mehr als alles andere glauben.

Alles bleibt beim Alten.

Alles bleibt so, wie es war…

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So, meine unmittteilbarsamen Freunde! :D Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!

Wenn ja: Schreibt es mir doch bitte :**

Wenn nein: Ihr dürft mich ruhig richtig in die Pfanne hauen - ich kann das ab^^ ;D

LG eure Zara :D :*

Das Tagebuch - Ein Traum aus TinteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt