Kapitel 43 - Die Verfolgung

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Voller Angst wich sie zurück, doch die Krieger kamen ihr zuvor. Einer von ihnen trat ihr fest in die Kniekehle, sodass sie den Boden unter den Füßen verlor und fiel. Sie schrie erschrocken auf.

Die Söldner lachten und redeten wieder in der fremden Sprache auf sie ein.

Lena drehte sich in eine sitzende Position und blickte zu ihnen auf. Die Graniter sahen bedrohlich auf sie herab. Sie fühlte sich hilflos und wusste nicht, was sie tun konnte. Sollte sie um Hilfe schreien? Aber es war ohnehin niemand da, der sie hören konnte und die Söldner könnten wütend werden. Sollte sie weglaufen? Eigentlich war es unmöglich zu entkommen, doch sie musste es schließlich nur noch bis zu Doras Haus schaffen. Dann wäre sie gerettet.

Sie beschloss, es wenigstens zu versuchen und stand auf. Die Männer gaben belustigt klingende Kommentare ab. Lena war mit einem Mal recht froh darüber, dass sie sie nicht verstehen konnte.

Was nun?

Zwischen zwei der Soldaten entdeckte sie eine etwas größere Lücke. Sie tat einen taumelnden Schritt zur Seite, um den Eindruck zu erwecken, ihr würde schwindelig werden. Die Söldner hielten sich den Bauch vor Gelächter. Einer wollte gerade nach ihr greifen, da reagierte sie blitzschnell. Sie duckte sich unter ihm hinweg und rannte zwischen den Söldnern hindurch. Dann sprintete sie die Straße hinauf, so schnell sie konnte.

Leider kam sie nur einige Schritte weit. Dann wurde sie brutal am Arm zurückgerissen und gegen einen weiteren Söldner geschleudert. Dieser hielt sie fest. Ein dritter nahm ein schmutziges Tuch und machte Anstalten, es ihr um den Mund zu binden.

Lena wehrte sich mit allen Kräften, doch diese reichten einfach nicht aus, um sich zu befreien. Panisch strampelte sie und traf einen der Männer am Schienbein. Dafür kassierte sie einen harten Schlag ins Gesicht. Sie hörte ein widerliches Knacken und ihre Nase brannte entsetzlich.

Die blanke Panik ergriff von ihr Besitz. Sie trat, schrie und wand sich, so sehr sie konnte.

Der Söldner vor ihr wurde nun wirklich wütend und presste ihr den alten Lappen mit Gewalt auf den Mund, sodass ihre verzweifelten Hilferufe im stinkenden Stoff erstickten.

Lena fühlte nichts mehr außer der Panik in sich. Sogar der Schmerz in ihrer Nase war ausgeblendet. Das Blut rauschte in ihren Ohren – alle anderen Geräusche waren unbedeutend. Sie kniff die Augen zusammen, starrte ins Schwarze und versuchte, sich zu konzentrieren.

Mit einem Mal schoss eine ungekannte Energie durch ihren Körper, bis in die Fingerspitzen. Lena erkannte Annells Anwesenheit deutlicher als je zuvor. Sie fühlte, wie die Kriegerin sich in ihr ausstreckte und zum ersten Mal ließ sie sie widerstandslos gewähren. Ließ ihren gesamten Körper von ihr durchdringen.

Sie öffnete die Augen wieder, um Annell sehen zu lassen, in welcher Lage sie sich befanden. Diese zögerte nicht lange und riss sich mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung von ihrem Gegner los. Noch ehe die Soldaten begriffen, wie ihnen geschah, startete sie ihren Angriff und ging schreiend auf den Ersten los.

Es war ein seltsames Gefühl. Lena war sich nicht ganz sicher, ob Annell ihren Körper übernommen hatte, oder nicht eher umgekehrt. Auf der einen Seite war es, als würde die Kriegerin ihren Körper lenken, auf der anderen fühlte es sich aber auch so an, als wäre es Lena selbst, die die Bewegungen ausführte und sie hätte sich Annells Stärke bloß ausgeliehen. Sie konnte beim besten Willen nicht sagen, ob sie oder Annell die Führung übernahmen.

Der erste Gegner wurde mit einem heftigen Schlag an die Schläfe und einem Tritt gegen die Kniescheibe ausgeknockt. Er lag blutend und fluchend am Boden und hielt sich sein Bein, das vermutlich gebrochen war. Lena fand den Anblick erschreckend, doch entweder sie noch

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