Prolog

1.5K 36 9
                                    

„Es wird bald regnen“

Annell nickte. Die schwarzen Wolken, die sich vom Horizont langsam und bedrohlich auf sie zuschoben, würden in einigen Minuten über dem Wald angekommen sein. Annell wollte sich gar nicht vorstellen, in was für einer Hölle aus prasselndem Regen und Donner sie dann sitzen würden. Sie hoffte nur, dass die Blätter ihnen genügend Schutz boten.

Unruhig lauschte sie auf die Geräusche des Waldes. Es war unheimlich still. Der Wind ließ die Blätter ein wenig rauschen, ansonsten hörte man nichts.

Sie mochte es nicht, von so vielen Stämmen und Gebüsch umgeben zu sein. Wenn sich jetzt jemand an sie heranschlich…

Aaron, der Kundschafter und Fährtenleser, ließ sich neben sie fallen. „Warum machst du das hier eigentlich?“, brach er das unheimliche Schweigen wieder. Annell sah ihn verständnislos an. Sie glaubte zu ahnen, was er meinte. „Warum arbeitest du für den König?“

Wieder war es einen Moment lang still. Die Ruhe vor dem Sturm, dachte Annell.

Sie tat seine Frage mit einem Schulterzucken ab, „Du arbeitest doch auch für ihn.“

Aaron schüttelte energisch den Kopf, „Das ist nicht das Selbe.“, beharrte er, „Du weißt, was ich meine. Du bist nicht dumm. Warum hältst du so verbissen an dieser Aufgabe fest?“

Er wollte nicht locker lassen.

Annell schwieg und starrte auf ihre Hände, die plötzlich nicht mehr in ihrer Tasche wühlten. Sie zitterten.

Ja, warum? Die Stille um sie herum wirkte plötzlich noch bedrohlicher. Ihre Stimme war brüchig, als sie flüsternd antwortete:

„Ich bin auf der Suche.“

Das Tagebuch - Ein Traum aus TinteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt