Kapitel 15 - Gespräch im Morgengrauen

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Um ganz sicher zu gehen, dass sie im Unterricht nicht einschlief, ging sie in die Küche und kochte sich einen extra starken Kaffee.

Sie setze sich ins Esszimmer und schlürfte vorsichtig an dem heißen Gebräu. Es dauerte ewig, bis sie die Tasse geleert hatte. Das Zeug schmeckte ekelhaft.

Als sie es endlich ausgetrunken hatte, holte sie sich noch etwas davon.

Um etwa halb sechs kam Julian noch ganz verschlafen ins Esszimmer. Lena staunte nicht schlecht bei seinem Anblick. Julian schien ebenso verwundert über sie zu sein wie sie über ihn. Keiner von beiden hatte erwartet, den anderen um diese Uhrzeit zu treffen.

Statt einem „guten Morgen“ wies Lenas Bruder auf ihre Tasse.

„Ist da noch was von da?“

„Ein bisschen.“, antwortete Lena.

Julian ging in die Küche und goss sich den Rest Kaffee in eine Tasse. Dann setzte er sich ihr gegenüber an den Tisch und trank. Dabei sah er sich mit halb geöffneten Augen im Esszimmer um.

„Wieso bist du schon wach?“, fragte Lena endlich. Julian hob eine Augenbraue.

„Konnte nicht schlafen.“, murmelte er. Vielleicht aus demselben Grund wie ich, überlegte sie. Sie tippte mit einem Finger an ihre halbgeleerte Tasse.

„Hast du Albträume?“, fragte sie plötzlich. Er bedachte sie mit einem merkwürdigen Blick.

„Ein bisschen.“, seufzte er dann und zuckte mit den Schultern, „Ist aber nicht schlimm.“

Lena konnte die Lüge beinahe riechen. Natürlich hatte er auch Albträume, genau wie sie. Er hatte schließlich auch seine Mutter verloren. Welcher normale Mensch litt darunter nicht! Plötzlich hatte sie eine Idee.

„Soll ich Doktor Engel um einen Termin mit dir bitten?“, fragte sie gerade heraus.

Julian machte ein Gesicht, als hätte sie ihn gebeten, nackt durch den Garten zu rennen.

„Ähhh…“ Er schien zu überlegen. Dann sah er sich zu beiden Seiten um, als wolle er sichergehen, dass niemand anderes zuhörte. „Meinst du, das hilft?“

Lena zuckte mit den Schultern.

„Ich war ja auch erst zweimal da, aber ich fühle mich schon wesentlich besser. Bestimmt kann ich bald auch wieder ruhig schlafen.“

Sie log nicht. Gut, vielleicht übertrieb sie ein bisschen, was den Heileffekt der Behandlungsstunden anging, aber helfen taten sie schon. Die Psychologin hatte Lena erklärt, dass sie ihre Gefühle nicht verdrängen, sondern zulassen und sich damit auseinandersetzen sollte. Das funktionierte zwar nicht immer, aber wenn doch, fühlte sich Lena danach immer ziemlich befreit. Außerdem wollte sie ihren Bruder unbedingt überzeugen.

Julian dachte eine Weile über den Vorschlag nach, dann schien er es aufzugeben.

„Ich gehe wieder nach oben.“, grummelte er und ging einfach.

Das war wohl nicht ganz nach Plan gelaufen. Die einzige in der Familie zu sein, die anscheinend ärztliche Hilfe benötigte, war für Lena kein angenehmes Gefühl. Sie hätte gerne noch jemanden mit im Boot gehabt.

Sie seufzte und trank den letzten Schluck kaltgewordenen Kaffee. Dann räumte sie beide Tassen ab und wischte mit einem Lappen über den Tisch. Sie sah sich im Esszimmer um. Der Boden konnte auch eine kleine Säuberung vertragen.

Schnell holte Lena den Besen und fing an.

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Ok, ok, das Kapitel ist wirklich zu kurz und auch nicht sehr aufregend, aber es ist wichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte... Das nächste wird besser, ich verspreche es ;D

Ich wollte euch auch für die inzwischen weit über 600 Leser bedanken!! Viiiielen Dank!!! <333

Vergesst das Kommentieren nicht! :D :**** LG Zara :D

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