Kapitel 99

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Ich setzte mich hin und sah dass es Dag war, der mir hinterher gekommen war. Seine Hände verschwanden in den Taschen seiner Collegejacke und er sah mich einfach nur an. Er kam nicht mal zu mir, er schaute einfach nur rüber. Also ging ich zu ihm. Wortlos lagen wir uns in den Armen. "Er hat mir heute noch erzählt, wie schön eure Reise war."sagte Dag. "Ich hab dich lieb Dag."war das einzige was ich unter Tränen sagen konnte. "Ich dich auch Kayla..."entgegnete er. "Sollen wir wieder rein gehen?"fragte er nach kurzer Stille. Ich nickte und wir gingen langsam wieder rein. Im Flur kam Lukas uns entgegen. "Mama hat gesagt. Ich soll sagen wenn ich jemanden lieb habe.... Euch beide habe ich ganz ganz doll lieb."sagte der Kleine. Ich nahm ihn kurz in den Arm und ging dann zu Lina, während Dag sich weiter mit Lukas beschäftigte. Ich ging mit Lina ein Stück durch den Flur. "Danke."sagte ich irgendwann. "Wofür?"fragte sie. "Dass wir jetzt hier nicht als neu Frau und Ex rumstreiten. Dass du bei der Hochzeit warst. Dass du Lukas beigebringst zu sagen wenn er jemanden lieb hat."sagte ich. "Kayla.. Ich habe dich immer bewundert. Schon in der Schule. Gute Noten. Mit niemandem Stress, zumindest von dir aus. Und zwei unglaubliche Typen als deine besten Freunde. Die Wahrheit ist, ich war eifersüchtig. Du warst die Person die ich immer sein wollte. Die Affäre mit Vincent damals... und die Beziehung.. Ich habe immer gemerkt, dass er mich nicht so liebt wie er dich geliebt hat und heute noch liebt. Er hat nie damit aufgehört und er wird auch niemals damit aufhören. Egal was passiert."erklärte sie. Ich war einerseits überrascht und andererseits war es irgendwie das was ich gerade hören musste. Ich muss nur fest an ihn glauben ihn spüren lassen, dass ich da bin, dann schafft er es.

Vincent lag im Koma. Es folgten fünf Wochen in denen ich nichts weiter tat als ins Krankenhaus zu fahren, neben Vincent am Bett zu sitzen, seine Hand zu halten, zwischendurch etwas zu essen und wieder nach Hause zu fahren um nur ein paar Stunden zu schlafen. Manchmal kamen seine Eltern oder Dag, nur sehr selten Lina und Lukas. Und ich muss leider zugeben, ich fing an daran zu zweifeln, dass er wieder aufwacht. Ich saß neben ihm, wie jeden Tag. Ich hielt seine Hand, wie jeden Tag. "Du musst bald wieder wach werden, hörst du?"fragte ich leise. Ich war verzweifelt. Ich brauche ihn doch. Es klopfte und Dag kam rein. Wir umarmten uns zur Begrüßung. "Warst du auch nur einen Tag nicht hier?"fragte er. Ich drehte mich um und schaute auf Vincent. Eine Antwort gab ich nicht. Stattdessen schaute ich auf meine Uhr. "Der Arzt kommt um diese Zeit immer."sagte ich. "Kayla... Vincent würde nicht wollen dass du dir das antust.."sagte Dag. "Aber ich kann nicht anders..." Dag stand vor dem Fenster. "Ich will... Ich kann ihn nicht loslassen Dag... Es fühlt sich jetzt schon an als sei er garnicht mehr da... aber er ist noch da.. ich will dass er bei mir bleibt."erklärte ich verzweifelt und musste weinen. Dag hatte sich wieder zu mir gedreht. "Ich kann es einfach nicht."schluchzte ich. "Ich weiß.."sagte Dag leise und nahm mich in den Arm. Langsam beruhigte ich mich wieder und der Arzt kam ins Zimmer. "Kayla, Herr Kopplin."begrüßte er uns und machte dann die nötigen Untersuchungen. Er war tatsächlich ein Schulfreund von meinem Papa und kennt mich seit ich auf der Welt bin.
"Kayla.. ich weiß das ist hier alles sehr schwer für dich und ich weiß auch dass du unheimliche Angst hast, aber wenn er nicht bald wach wird versetzen wir ihn ins künstliche Koma."sagte er. Dag verließ den Raum, er hatte mir mal von irgendwas erzählt, warum ihm das künstliche Koma oder generell das Koma Angst machte. Ich sah verzweifelt zum Arzt. "Dein Vater hat mir erzählt wie sehr du ihn liebst und es ist schön, dass du jeden Tag hier bist, dich um ihn kümmern willst... aber du kannst nichts tun Kayla.. so leid es mir tut.. ich kann dir nicht versprechen, dass er durchkommt."erklärte er. Ich fing wieder an zu weinen. "Ich werde alles mir mögliche tun um ihn zu retten Kayla...aber tu mir einen Gefallen und bleib ein paar Tage zu Hause. Du bist doch total übermüdet und wieder mehr zu essen würde dir auch nicht schaden."sagte er und ich wusste er meinte es gut. "Du bist eine Starke Frau Kayla, du hast die letzten fünf Wochen für deinen Mann mitgekämpft.. jetzt ist es aber erstmal wichtig, dass du auf dich Acht gibst."sagte er noch und ging dann raus. Jetzt war ich wieder alleine mit Vincent. Ich stand am Fußende des Bettes und schaute ihn an. Er sah aus als würde er schlafen, wenn man sich die Kabel und die Maschinen wegdenkt. Weinend verließ ich den Raum um Dag zu suchen. Ich fand ihn im Park. Er kam mir entgegen und nahm mich in den Arm. "Es tut mir leid..."sagte er leise. "Dir muss nichts leid tun."antwortete ich. "Doch, ich hätte dich mal ablösen sollen... ich... ich kann ihn so einfach nicht sehen, das Koma..."er hatte angefangen zu weinen. "Du bist jetzt hier Dag.. jetzt, wo ich dich mehr brauche als jemals zuvor."sagte ich darauf. "Dr. Müller hat gesagt... er hat gesagt, dass er nicht versprechen kann, dass Vincent durchkommt."schluchzte ich. "Aber dass ich ein paar Tage zu Hause bleiben soll..."fügte ich hinzu. "Ganz ehrlich? Er hat Recht. Du bist total mager geworden... und du siehst müde aus."schaute er mir nun ins Gesicht. "Kommst du noch mit?"fragte ich. Ich wollte nicht alleine sein. Er nickte und wir fuhren nach Hause.

Wir kamen auf die Idee, dass ich vielleicht ein paar Tage zu Jo nach Frankfurt fahre. Einfach um mal raus zu kommen. So saß ich am nächsten Tag im Flugzeug nach Frankfurt. Dag hielt mich auf dem Laufenden. Vincents Eltern hatten Verständnis dafür dass ich weg war. Am Flughafen traf ich auf Jo. Sie wusste natürlich was los war. "Süße.. es tut mir alles so leid.."nahm sie mich in den Arm. "Du bist ja nurnoch Haut und Knochen..."fügte sie hinzu. Sie machte sich Sorgen. Wir fuhren zu ihr nach Hause. Ich konnte meine Gedanken allerdings nicht auf etwas anderes lenken, es machte mich verrückt nicht zu wissen was gerade mit ihm passiert. Ich blieb eine Woche bei Jo. Vor zwei Tagen hatte Dag mich, wie jeden Abend, angerufen und mir gesagt, dass Vincent wohl gute Fortschritte macht und der Arzt sagt, er könnte vielleicht die nächsten Tage wieder wach werden. Gerade telefonierten wir mal wieder.

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Ich hoffe die Kapitel haben euch gefallen 😊 Lasst mir gerne Feedback da, dass würde mich sehr freuen ❤️

Wiedersehen macht Freude..oder? {Vincent|SDP Fanfiction} (beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt