Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war meine Laune sofort im Keller. Nach einem kurzen Blick auf meine Wanduhr stellte ich genervt fest, dass es gerade mal 9 Uhr war. Mein lieber Nachbar war nun schon seit ein paar Monaten davon überzeugt, dass es eine gute Idee war um 9 Uhr morgens an einem Samstag Holz zu sägen.
Ich strich mir müde über mein Gesicht und versuchte die Ruhe zu bewahren, damit ich weder zu ihm rüber stampfte, ihm meine Meinung geige und ihm die Kettensäge um die Ohren knallte, noch die Polizei rief, um mich wegen Ruhestörung zu beschweren.
Das war ein weiter Grund auf meiner endlosen Liste, warum ich hier unbedingt weg wollte.
Aber naja, ich war wahrscheinlich auch nicht die perfekte Nachbarin, die man sich wünschte. Wir saßen somit im selben Boot.
Mit einem lauten Seufzer schob ich die Bettdecke von meinen Beinen, setzte mich auf und schlich dann langsam und beinahe lautlos ins Bad, um mich fertig zu machen. Weiter zu schlafen kam bei dem Lärm nicht mehr in Frage.
Als ich mich an den Tisch setzte und begann mein Müsli zu essen, vibrierte mein Handy und zeigte mir somit an, dass ich eine Nachricht bekommen hatte. Genervt nahm ich es in die Hand und meine Augen überflogen kurz darauf die Nachricht.
Miles: guten morgen beste freundin, lust was zu machen? ich habe unglaublich gute laune und würde diese gerne mit dir teilen
Ich verdrehte meine Augen. Miles war schrecklich, wenn er richtig gute Laune hatte. Am liebsten würde ich ihm dann dieses ekelhaft fröhliche Grinsen aus seinem Gesicht schlagen.
Und meine heutige Laune machte das Ganze nicht wirklich besser.
Grace: wie lange kommt man eigentlich in den knast, wenn man jemanden umbringt?
Ein böses Grinsen schlich sich auf meine Lippen, nachdem ich die Nachricht abgeschickt und mich wieder meinem leckeren Müsli zugewendet hatte.
Irgendwie würde ich Miles seine gute Laune schon wieder austreiben können.
Miles: ich kann deine gute laune förmlich durch das handy spüren, bin in 2 stunden bei dir
Damit war das Gespräch beendet. Diskutieren brachte bei Miles nichts, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Er war eben genauso stur und dickköpfig, wie ich. Wahrscheinlich verstanden wir uns deshalb so gut und waren seit Jahren beste Freunde.
Ein wenig später kamen meine Eltern ebenfalls ins Esszimmer, frühstückten gemeinsam mit mir und besprachen ihre Pläne für den Tag, während ich nur daneben saß und aufmerksam lauschte.
Nachdem ich mein dreckiges Geschirr in die Spüle geräumt hatte, teilte ich meinen Eltern mit, dass ich etwas mit Miles unternehmen würde, wobei sie mich nur anlächelten, was hieß, dass es für sie in Ordnung ging.
Meine Eltern liebten Kat und Miles, sie gehörten für sie mit zur Familie. Und auch, wenn sie es niemals zugeben würden, wusste ich, dass sie insgeheim hofften, dass ich irgendwann mit Miles zusammen komme. Wahrscheinlich hofften sie sogar, dass ich ihn heiraten und eine Familie mit ihm gründen würde.
Aber diese Vorstellung war so unmöglich, wie die Vorstellung, dass diese Welt irgendwann zu einem besseren Ort werden würde.
Außerdem führte diese Hoffnung meiner Eltern nur dazu, dass ich mir schwor ihnen nie etwas von einem Jungen zu erzählen, mit dem ich weder zusammen, noch gut befreundet war. Die Blicke, die Gespräche und die Fragen waren etwas, das ich unbedingt verhindern wollte. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit würde ich vor Peinlichkeit in mein Zimmer rennen und nie wieder herauskommen. Und somit wäre dann auch mein spannendes Leben hinüber.
Nachdem ich geduscht und mir frische Sachen angezogen hatte, lag ich auf meinem Bett und blätterte in einem Buch herum.
Und während ich so auf meinem Bett lag und in meinen Gedanken versank, breitete sich ein merkwürdiges Gefühl in meiner Brust aus.
Abenteuerlust.
Die Motivation mein Leben zu ändern, es komplett auf den Kopf zu stellen, wuchs mit jedem Tag, mit jeder Minute, die verstrich. Ich wollte irgendetwas tun, ich musste irgendetwas tun, irgendetwas, das mein Leben veränderte. Besonders und aufregender machte.
In meinem Kopf erstellte ich eine Liste. Eine Liste mit Dingen, die ich unbedingt erleben wollte. Kleine und große Dinge. Selbstverständliche und besondere Dinge. Einfache und verrückte Dinge.
Das Lächeln, das auf meinen Lippen entstand, wurde mit jedem Gedanken an ein aufregenderes Leben breiter.
Diese Liste hatte sich nun in meinem Kopf fest gesetzt und so schnell würde ich sie nicht wieder aufgeben und vergessen. Ich wollte das durchziehen, gemeinsam mit Miles und Kat. Gemeinsam mit den Leuten, die ich über alles liebte.
Ich hatte meinen Entschluss gefasst und der Ehrgeiz, sowie die Motivation, war viel zu groß, um mich aufhalten zu können.
Mein Leben würde sich in den nächsten Monaten verändern, positiv verändern, und ich würde verdammt viele neue und schöne Erinnerungen sammeln, da war ich mir zu hundert Prozent sicher.
Als Miles eine Stunde später vor meiner Tür stand, fiel ich ihm überglücklich um den Hals und erzählte ihm begeistert von meiner Liste. Er schüttelte daraufhin nur amüsiert seinen Kopf, stimmte dann aber zu. Und so fingen wir an, alles zu planen.
"Unser Leben wird ein Abenteuer mit unendlich schönen Momenten, die wir nie wieder vergessen werden", flüsterte er lächelnd und warf mir einen kurzen Blick zu.
Ich konnte das Grinsen, das sich auf meinen Lippen ausbreitete, nicht verhindern. Was würde ich nur ohne meine Freunde machen?
"Ja, ein Leben, das wir nicht mehr vergessen", stimmte ich ihm leise zu.
Und damit gaben wir uns ein Versprechen. Ein Versprechen für ein Leben voller Erinnerungen.
Ein Leben mit gemeinsamen Erinnerungen.
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ein Leben wie dieses
Teen Fictionalter titel - my simple life Ein Leben, in dem man nur existiert, anstatt zu leben, kann man nicht Leben nennen. Grace hat sich in den Kopf gesetzt, aus ihrem Leben ein erzählenswertes Abenteuer zu machen und genau das versucht sie mit ihren besten...