Auch, wenn ich während des Wochenendes geglaubt hatte, dass es allen, vor allem Miles und Adam, besser ging und sie glücklich und sorgenfrei waren, war, als ich am Montag danach das Schulgelände betrat, alles wie vorher.
Miles hatte sich wieder zurückgezogen und schien abwesend, Adam war wieder bei seinen Freunden und außer ein paar Malen, in denen er im Schulflur an mir vorbei lief und mich angrinste, bekam ich ihn nicht zu sehen.
Das Wochenende und somit auch der schöne und entspannte Ausflug waren vergessen und die Normalität war zu meinem Bedauern zurückgekehrt.
Als ich das Schulgelände betrat, lief ich sofort auf die Fahrradständer zu, um Kat in eine feste Umarmung zu ziehen und ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.
"Happy Birthday, beste Freundin", grinste ich und überreichte ihr mein sauber eingepacktes Geschenk. "Nicht wundern, meine Mom hat es eingepackt."
Kat verdrehte ihre Augen, jedoch konnte sie nicht verhindern, dass sie lächeln musste. Ich glaube sogar zu sehen, wie ihre Wangen einen rosa Teint annahmen. "Dankeschön, Grace, aber das wäre doch nicht nötig gewesen."
Immer noch lächelnd schüttele ich meinen Kopf, "natürlich bekommst du ein Geschenk! Das ist ein besonderer Geburtstag und da du schon keine Party willst, bekommst du wenigstens Geschenke", entgegnete ich.
"Danke", flüsterte sie und zog mich erneut in eine Umarmung, die ich, ohne lange nachzudenken, erwiderte. "Du bist wirklich die Beste."
Meine Mundwinkel zuckten automatisch in die Höhe und als wir uns wieder voneinander lösten, grinsten wir uns ein paar Sekunden einfach nur an, ehe wir in lautes Gelächter verfielen.
Als wir uns wenig später wieder beruhigt hatten, wurde ich sofort ernst und stellte die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.
"Hast du Miles heute schon gesehen?"
Kat wirkte zwar ein wenig über meine Frage überrascht, doch sie nickte augenblicklich. "Ja, er kam vorhin zu mir und hat mir gratuliert."
Stirnrunzelnd legte ich den Kopf schief, "und dann ist er einfach gegangen?"
Sie deutete mir an zur Klasse zu laufen, weshalb wir gemeinsam losliefen und ich abwartend zu ihr sah. "Er hat mich umarmt, mir währenddessen alles Gute gewünscht und gesagt, wie froh er ist, dass wir Freunde sind. Dann hat er mich angelächelt und gemeint, er müsse noch kurz etwas erledigen und ist gegangen", erzählte sie mir.
"Hm, merkwürdig", sprach ich meine Gedanken laut aus und Kat nickte zustimmend. "Naja egal, darum können wir uns morgen noch kümmern, heute soll es nur um dich gehen."
Sie warf mir im Gehen einen flüchtigen Seitenblick zu, "du drehst langsam durch."
Den gesamten Schultag lang versuchte ich mich auf Kat zu konzentrieren, ich wollte ihren Geburtstag zu etwas besonderem machen, und ich gab mir wirklich die große Mühe, doch das Gefühl, dass mit Miles etwas nicht stimme, ließ mich einfach nicht los.
Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich nach Miles Ausschau hielt oder, wie ich ihn im Unterricht beobachtete, als würde ich so herausfinden, was in seinem Kopf vor sich ging.
Zweimal an diesem Tag sah ich ihn zusammen mit Diane, einmal in der Pause und einmal vor der Schule, als der Unterricht aus war, und ich konnte das schmerzende Gefühl in meiner Brust nicht unterdrücken, wenn ich sah, wie sie so vertraut miteinander redeten oder lachten.
Er hatte seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr mit ihr zu tun, nicht einmal ein einziges Wort hatte er über sie verloren und nun schien es, als wären sie sich wieder genauso nah, wie damals.
Doch das Schlimmste für mich war, dass Kat das alles mitbekam und versuchte mich aufzumuntern. Sogar Adam schrieb mir während der letzten Stunde und fragte, was los sei.
"Ich fühle mich, als würde ich deinen Geburtstag ruinieren", flüsterte ich und senkte schuldbewusst den Kopf, während wir uns immer weiter von der Schule entfernten.
Ich merkte, wie sie stehen blieb, was mich dazu veranlasste, ebenfalls zum Stehen zu kommen und sie anzusehen. "Du ruinierst ihn doch nicht. Du machst dir mal wieder zu viele Gedanken, Grace."
"Aber heute-", fing ich an zu protestieren, doch sie unterbrach mich sofort.
"Du tust so, als wäre der Tag nicht sowieso schon gelaufen", grinste sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Widerwillig hoben sich meine Mundwinkel, "meinst du, weil heute Montag ist oder weil du in der Matheklausur eine Vier hast?"
Sie zuckte grinsend mit ihren Schultern, "vielleicht wegen beidem. Vielleicht aber auch, weil es zu Hause keinen Kuchen gibt."
Mein Grinsen wurde breiter, als mir eine Idee in den Kopf schoss. "Was hältst du davon, wenn wir zu dir gehen, ich dir einen Schokoladenkuchen backe und wir gemeinsam alle Filme gucken, die du gucken willst?"
Sie griff nach meinem Arm und begann augenblicklich loszulaufen, "klingt nach einem Plan."
Als sie sich zu mir umdrehte und mich anlächelte, konnte ich die Begeisterung deutlich in ihren grauen Augen erkennen und plötzlich wurden alle Sorgen, die ich schon den ganzen Tag mit mir herumtrug, in den Hintergrund geschoben.
Mit dem Schokoladenkuchen bewaffnet, machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich und Kat zögerte nicht lange, um sich für einen Film zu entscheiden und ihn zu starten. Das Chaos, das wir in der Küche angerichtet hatten, würden wir später aufräumen.
Ich konnte nicht anders, als meine Augen zu verdrehen, als ich sah, für welchen Film sie sich entschieden hatte. Das Wort Interstellar erschien in großen, dicken Buchstaben auf dem Fernseher.
Kat warf mir einen wissenden Blick zu, ehe sie sich zurücklehnte und ein Stück Kuchen in ihren Mund schob.
Sie versuchte schon lange mich dazu zu bringen diesen Film mit ihr zu schauen, doch ich hatte es immer wieder geschafft mich davor zu drücken.
Bis heute.
"Ich lasse dir das durchgehen, weil es dein Geburtstag ist", erklärte ich und stupste sie mit meinem Ellenbogen an.
Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, "vielleicht hat mein Geburtstag doch etwas Gutes."
Während des Filmes konnte ich es mir nicht nehmen, Kat ein paar Seitenblicke zu zuwerfen und sie so glücklich und entspannt zu sehen, ließ mich beinahe vergessen, dass es da eine Person gab, die mir große Sorgen bereitete.
Und als Kat sich nach der Schlussszene zu mir drehte, ein erwartungsvoller Blick im Gesicht, der so viel heißen sollte, wie was sagst du?, musste ich einfach anfangen zu lächeln.
"Du hattest recht, der Film ist echt gut", gab ich ehrlich zu, was sie dazu brachte, mein Lächeln zu erwidern.
Sie rückte ein Stück näher zu mir und lehnte ihren Kopf vorsichtig gegen meine Schulter. "Du musst mir einfach vertrauen", flüsterte sie leise und sah mich aus großen Augen an.
Mir war jedoch sofort bewusst, dass sie nicht nur über den Film redete.
Es ging um viel mehr.
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ein Leben wie dieses
Teen Fictionalter titel - my simple life Ein Leben, in dem man nur existiert, anstatt zu leben, kann man nicht Leben nennen. Grace hat sich in den Kopf gesetzt, aus ihrem Leben ein erzählenswertes Abenteuer zu machen und genau das versucht sie mit ihren besten...