"Warum wolltest du dich eigentlich mit mir treffen?", fragte ich und kickte dabei einen kleinen Stein vor mir her.
Ich bemerkte sofort, dass Adam plötzlich angespannter wirkte und kurz zögerte. "Ich musste einfach für ein paar Stunden von Zuhause weg."
Einige Sekunden herrschte Stille, in denen ich ebenfalls zögerte meine nächsten Worte auszusprechen. "Was ist passiert?", flüsterte ich.
"Können wir- können wir über etwas anderes reden?", er fuhr sich mit einer Hand durch seine braunen Haare und sah mich bittend an.
Innerlich hoffte ich mich zu irren, aber er wirkte irgendwie verletzt.
"Klar", ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und fing an ihm von dem Abend mit Kat, Cara und Mia zu erzählen.
Nachdem ich Adam ein paar lustige Geschichten von früher erzählt hatte, blickte er mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an. Der verletzte Ausdruck war aus seinen karamellfarbenen Augen verschwunden. "Ihr ja voll die coolen", meinte er und presste die Lippen aufeinander, um sich sein Lachen zu verkneifen.
"Wenigstens leben wir richtig", entgegnete ich grinsend und verschränkte die Arme vor der Brust.
Er hob abwehrend die Hände, "oh ja, natürlich tut ihr das."
"Das willst gerade du beurteilen können?", ich spitzte meine Lippen, "der Badboy, der nie wirklich lächelt und immer abwesend scheint, weiß, was Spaß ist?"
Innerlich klopfte ich mir dafür auf die Schulter, äußerlich sah ich ihn unschuldig lächelnd an.
"Hey!", er legte sich betroffen eine Hand auf sein Herz. "Ich bin kein Badboy, wie die ganzen Typen in diesen klischeehaften Filmen oder Büchern", widersprach er.
Ich zog eine Augenbraue hoch und grinste ihn an. "Woher weißt du denn, wie die typischen Badboys sind?"
Er verdrehte jedoch nur seine Augen und atmete lautstark aus.
"Gib ruhig zu, dass du ein Liebesromane-Leser bist", meinte ich lachend und schlug ihm spielerisch gegen seinen Oberarm, weshalb er grinsen musste.
1:0 für mich, Adam.
Während wir ein paar Runden durch den Wald gingen, erzählten wir uns gegenseitig von unseren verrückten Abenteuern, wie Kat sie nennen würde.
Leider war dieser Wald nur ein stinknormaler, langweiliger Wald, es gab keinen großen See in der Mitte, geschweige denn einen besonderen, geheimen Platz, den nur einer von uns beiden kannte.
Trotzdem war es schön mit anzusehen, wie sich die Sonnenstrahlen einen Weg durch die dichten Bäume und Äste suchten oder wie die Vögel über unseren Köpfen umherflogen und ein Lied für uns zwitscherten.
Ein wenig fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt, denn früher waren meine Eltern oft mit mir hier hergekommen, um den Nachmittag hier zu verbringen oder zu picknicken.
Als Adam und ich wieder bei seinem Auto angekommen waren, half er mir, mich auf die Motorhaube zu setzten, damit wir den Rest des Sonnenunterganges beobachten konnten.
Er stützte sich neben mir an dem Auto ab und so schauten wir still dabei zu, wie die Sonne für heute ihre letzten Sonnenstrahlen über der Welt verteilte.
Irgendwann lehnte ich mich vorsichtig gegen ihn, was ihn zum Lächeln brachte.
"Meine Eltern sind echt streng", fing er nach vielen Minuten angenehmer Stille an, "ich wollte da weg, weil sie immer etwas zum Meckern haben und nie wirklich zufrieden sind."
Zuerst war ich überrascht, dass er über dieses Thema sprach, doch dann begriff ich, dass er es wahrscheinlich loswerden musste. Er musste mit jemandem darüber reden.
Mein Blick schweifte langsam zu ihm, jedoch starrte er geradeaus in den Wald. Seine warmen, braunen Augen waren dunkler und kälter geworden. Als hätte er sie verschlossen, damit ich seine Gefühle nicht deuten kann.
"Was ist heute passiert?", fragte ich vorsichtig.
Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mir ein paar Sekunden lang stumm in meine Augen. "Sie behaupten, dass ich nichts aus meinem Leben machen werde, weil ich angeblich immer unterwegs bin, anstatt mich um die wichtigen Dinge zu kümmern", seufzte er und fuhr sich einmal über sein markantes Gesicht.
"Und das stimmt nicht", schloss ich automatisch daraus.
"Nein", er spuckte das Wort fast schon aus und wendete dann erneut seinen Blick ab, "ich gebe in der Schule immer mein Bestes, aber das sehen sie natürlich nicht."
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich konnte Adam noch nicht gut genug einschätzen, um zu wissen, was er hören wollte. Jede Antwort wäre somit die Falsche gewesen.
Und so blieb ich einfach ruhig und wartete darauf, dass er weiterredete.
"Ich hatte die Chance sie glücklich und stolz zu machen", seine Stimme war nicht mehr, als ein leises Flüstern, "aber ich habe sie nicht genutzt."
Stirnrunzelnd sah ich zu ihm und musterte gründlich sein Profil. "Was für eine Chance?"
"Wäre ich damals zu einem Testspiel gegangen, hätte ich wahrscheinlich ein Stipendium bekommen, aber ich hatte zu dieser Zeit besseres zu tun." Das besseres setzte er in Anführungszeichen.
Eine Gänsehaut überzog meine Arme, als ich hörte, wie emotionslos und kalt er redete. "Du weißt nicht, ob das die einzige Chance war, die du bekommen wirst", versuchte ich ihn aufzumuntern.
Er schüttelte energisch seinen Kopf und ballte seine Hände zu Fäusten. "Das war die einzige Chance, die ich jemals bekommen werde."
Ich wollte ihm widersprechen, ihm sagen, dass man immer eine zweite Chance bekommt, aber als seine Augen meine fanden und ich den traurigen Ausdruck in ihnen sah, schloss ich meinen Mund wieder und blieb still.
Denn tief in meinem Inneren wusste ich, dass man nicht immer eine zweite Chance bekommt.
"Ich hatte meine Chance und jetzt ist es nunmal zu spät", begann er, seine Stimme klang wieder fester und sicherer, "ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und man bekommt nur selten eine neue Chance. Deshalb sollte man sich eigentlich immer mit der Ersten zufriedengeben und es zu schätzen wissen, dass man überhaupt eine Chance bekommen hat." Zum Ende hin wurde er immer leiser und mir wurde bewusst, dass er diese Worte mehr zu sich selbst, als zu mir sagte.
Ein leises Seufzen verließ meine Lippen. Wie wahr, Adam, wie wahr.
Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und legte sie auf seinem Arm ab. Es entging mir nicht, wie er sich sofort unter meiner Berührung anspannte, doch ich ließ meine Hand weiterhin dort liegen, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war. "Gibst du trotzdem immer dein Bestes?"
Hätte ich nicht genau auf seine Bewegungen geachtet, wäre mir das Nicken nicht einmal aufgefallen. "Ja", flüsterte er.
Ich legte meine freie Hand auf seine Wange und drehte sein Gesicht sanft zu mir, "ich bin so stolz auf dich, dass du trotzdem weitermachst, Adam", lächelte ich ihn an.
In seinen Augen blitzte etwas auf, das ich nicht genau deuten konnte, und ein kleines, aber ehrliches Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. "Danke, das bedeutet mir echt viel, Grace."
Mein Lächeln wurde sogar noch größer, als er nach meiner Hand griff, die immer noch auf seinem Arm lag, und sie in seine nahm.
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ein Leben wie dieses
Teen Fictionalter titel - my simple life Ein Leben, in dem man nur existiert, anstatt zu leben, kann man nicht Leben nennen. Grace hat sich in den Kopf gesetzt, aus ihrem Leben ein erzählenswertes Abenteuer zu machen und genau das versucht sie mit ihren besten...