- 17 - täuschung

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Er schaute mir tief in meine Augen, als ob er nach irgendetwas suchen würde, während unser Blickkontakt mit jeder Sekunde intensiver wurde.

Ich schluckte schwer und versuchte seinem Blick auszuweichen, doch ich konnte mich einfach nicht von seinen schönen Augen losreißen.

Doch diese verengten sich nun zu Schlitzen, bevor er mich plötzlich losließ, sodass ich auf den Boden knallte und geschockt zu ihm herauf blickte.

Der Schock verschwand jedoch schnell und änderte sich in pure Wut, weshalb ich ihn wütend anfunkelte. Was fällt ihm eigentlich ein?

Kat kam zu mir gerannt und half mir auf.

Adams Miene hatte sich längst geändert und er schaute mich kalt an. Hach, der normale, nicht lächelnde und eiskalte Adam war zurück. Wie schön.

Er musterte mich noch einmal, ehe er sich einfach umdrehte und ging.

Kat stellte sich vor mich, nahm mein Gesicht in ihre Hände und sah mich besorgt an.

"Keine Sorge, mir geht es gut", murmelte ich und nahm ihre Hände wieder weg. Sie zog ihre rechte Augenbraue hoch, aber ich drehte mich um, bevor sie etwas erwidern konnte, und ging weiter zur Cafeteria. Wer weiß, wie viel Zeit wir bereits verschwendet hatten, in der ich hätte essen können.

Wir setzten uns an unseren Tisch, an dem Miles schon wartete und uns verwirrt musterte.

"Du solltest mir eigentlich dankbar sein", meinte Kat und grinste, "ich hab dir damit ein Gefallen getan."

"Inwiefern?", gab ich gereizt zurück.

"Er weiß jetzt, wer du bist und das heißt, ihr könnt euch endlich richtig kennenlernen."

Ich warf ihr einen wütenden Blick zu. "Genau das sollte er aber nicht wissen! Ich war fertig mit diesem Thema. Und jetzt?!"

"Natürlich warst du das", sie hob grinsend ihre Augenbrauen.

"Und ganz bestimmt will er mich jetzt noch kennenlernen." Etwas Enttäuschung schwang in meiner Stimme mit. Ich konnte Adams Blick gut genug deuten, um zu wissen, dass er mich hasste.

"Warte ab", sie lächelte mich aufmunternd an, "und außerdem wäre er verrückt, wenn er dich nicht kennenlernen will."

Genervt verdrehte ich meine Augen und trotzdem spürte ich das kleine Grinsen, das sich auf meinen Lippen breit machte. Ich konnte ihr einfach nicht lange böse sein. Ganz egal, wie dumm diese Aktion von ihr war.

"Wollt ihr mir erzählten, worum es geht?", fragte Miles und sah abwechselnd von mir zu Kat und wieder zurück. Er schien sichtlich verwirrt zu sein.

"Ich hab mich in Adam getäuscht", meinte ich nur, während ich mein Essen aus meinem Rucksack holte.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Kat ihre Augen verdrehte und dann den Kopf schüttelte. "Sie übertreibt. Adam weiß jetzt, dass er mit ihr auf Tumblr geschrieben hat und nur weil er dazu nichts meinte, denkt sie jetzt, dass er sie hasst."

"Tut er wahrscheinlich auch!"

Kat ignorierte mich und redete einfach weiter. "Früher oder später wird er ihr wieder schreiben, ganz sicher", sie warf mir einen kurzen Blick zu, ehe sie wieder zu Miles sah.

"Ich denke Kat hat recht. Du musst ein wenig optimistisch denken", stellte er nachdenklich fest und grinste mich dann an.

"Ich bin Optimismus in Person", gab ich Augen verdrehend von mir.

"Du bist Optimismus und Pessimismus in Person. Und das ist eine echt komische Mischung", murmelte Kat und legte den Kopf schief, um mich dann zu mustern.

Widersprechen konnte ich jedoch nicht. Ich war entweder optimistisch oder pessimistisch, ein dazwischen gab es nicht.

Erleichtert seufzte ich, als die Klingel ertönte und wir somit Schulschluss hatten. Den Donnerstag hatten wir also erfolgreich hinter uns gebracht. Fehlte nur noch der Freitag.

Langsam packte ich meine Sachen ein und verließ in aller Seelenruhe das Klassenzimmer. Kat und Miles waren schon mal zum Auto vorgegangen, weil es etwas weiter weg stand und da ich keine Lust hatte dahin zu laufen, hatte ich beschlossen vor der Schule auf sie zu warten.

Einige Schüler drängelten sich an mir vorbei, und das nicht gerade sanft, um so schnell, wie es eben möglich war, aus diesem Gebäude zu fliehen. Ich jedoch ließ mich davon nicht beirren und blieb weiterhin die Ruhe selbst. Woher diese plötzliche Ruhe kam, wusste ich auch nicht. Vielleicht war es auch nur die Ruhe vor dem Sturm, wie man so schön sagt.

Ich hatte die großen Türen in die Freiheit fast erreicht, als mich eine raue Stimme inne halten ließ.

"Grace, also?"

Verwirrt drehte ich meinen Kopf nach rechts und sah Adam, wie er an der Wand lehnte. Ein provokantes Grinsen schlich sich auf seine vollen Lippen, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah. Doch es verschwand schnell wieder und wurde durch seinen typischen eiskalten Gesichtsausdruck ersetzt.

"Sieht so aus", ich drehte mich komplett zu ihm und zog meine Augenbraue hoch. "Was willst du?"

"Mit dir reden", meinte er und musterte mich von oben bis unten, was ich versuchte zu ignorieren. Jedoch wurde ich durch seinen intensiven Blick etwas unsicher.

Die meisten Schüler hatten die Schule bereits verlassen, weswegen dieses Gespräch eher unbemerkt blieb. Was mir aber auch lieber war.

"Du willst noch mit mir reden?", ich klang überraschter, als ich eigentlich wollte und runzelte meine Stirn, "warum?"

"Natürlich", er sah mir tief in meine Augen, "ich will immer noch wissen, was hinter dir steckt."

Ich biss mir auf meine Lippe, um ein Grinsen zu unterdrücken und schaute schnell weg. Dieser intensive Blickkontakt machte mich nervös.

Als ich mich nach ein paar Sekunden wieder gefasst hatte, sah ich erneut in seine Augen. "Viel Spaß dabei das herauszufinden", ich lächelte ihn zuckersüß an, drehte mich um und verließ endlich die Schule. Kat und Miles warteten bereits am Eingang auf mich. Die beiden hatte ich total vergessen.

Während der Autofahrt und auch als ich schon lange zu Hause war, kreisten meine Gedanken immer noch um das Gespräch mit Adam.

Ich wurde aus diesem Jungen einfach nicht schlau.

Aber eine Sache wusste ich, ich hatte mich nicht in Adam, sondern in meinem Verstand getäuscht. Adam wollte mich wirklich kennenlernen. Falls das überhaupt die Wahrheit war.

Meine Gedanken wurden mal wieder unterbrochen, als mein Handy aufleuchtete. Seufzend griff ich danach und warf einen Blick darauf.

eiskaltes-herz hat dir eine Nachricht geschickt.

Mein Herzschlag erhöhte sich, während ich Adams Nachricht öffnete.

Ich starrte ungläubig auf mein Handy, als ich erkannte, dass er mir eine Nummer geschickt hatte. Ich ging davon aus, dass es seine war.

notperfect: warum schickst du mir die?

Dumme Frage, ich weiß. Aber nach dem, was heute in der Schule passiert war und nach unserem Gespräch, hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht damit.

eiskaltes-herz: schreib mir.

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