- 10 - mini roadtrip

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Als ich ein paar Stunden später meine Augen wieder aufschlug, stellte ich überrascht fest, dass es bereits halb 1 war.

Ich gab ein lautes Seufzen von mir, bevor ich mich zur Seite drehte, um nach meinem Handy zu greifen und meine Nachrichten zu checken.

Zwei Nachrichten zogen meine Aufmerksamkeit sofort auf sich. Eine war von Kat und die andere, überraschender Weise, von Adam.

Ich entschied mich dazu, zuerst Kat zu antworten.

Kat: Lust auf einen mini road trip?

Grace: lass hören

Kat: das übliche durch die Gegend fahren

Das war irgendwie unser Ding. Miles, Kat und ich fuhren ständig mit Miles' Auto durch die Gegend, hörten Musik, sangen und redeten über alles mögliche. Wir waren zwar meistens stundenlang unterwegs, aber die Zeit schien trotzdem immer viel zu kurz.

Die Welt hörte leider nicht auf, sich zu drehen und die Zeit stoppte ebenfalls nicht, nur weil wir gerade wunschlos glücklich waren und jeden Augenblick genießen wollten. Wir wollten alle schönen Momente in uns aufsaugen, in unserem Gedächtnis speichern und in unser Herz schließen, damit wir sie niemals vergaßen. Schließlich konnte es jeder Zeit zu Ende sein.

Grace: bin dabei

Kat: um 4 bei dir

Ich öffnete Adams Nachricht und erst da wurde mir so richtig bewusst, was in der Nacht passiert war. Adam hatte mich angeschrieben. Wir hatten miteinander geschrieben. Und nun hatten wir sowas, wie einen Deal miteinander.

Ungefähr zwei Tage hatte ich noch, um ihm zu beweisen, dass ich interessant war.

Erneut machten sich Fragen in meinem Kopf breit. Wie sollte ich das beweisen? Was passiert, wenn ich es nicht schaffe? Was passiert überhaupt nach diesen zwei Tagen? Was passiert, wenn er mich interessant findet? Und vor allem, was passiert, wenn nicht?

Ich verdrängte diese Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes. Damit konnte ich mich später noch rumschlagen oder wenn die zwei Tage rum waren. Jetzt musste ich ihm erst einmal antworten und versuchen, mich interessant zu machen.

Was viel schwieriger war, als gedacht.

eiskaltes-herz: buenos días, princesa. [guten Morgen, Prinzessin.]

notperfect: guten Morgen.

eiskaltes-herz: ich hab nachgedacht.

notperfect: worüber?

Ich war neugierig auf seine Antwort, welche ich dann ein paar Sekunden später von ihm erhielt. Doch meine Neugier änderte sich schlagartig in Angst, weshalb mein Herz anfing schneller zu schlagen.

eiskaltes-herz: es muss einen Grund geben, warum du mir nicht verraten willst, wer du bist. also habe ich nachgedacht und bin darauf gekommen, dass ich dich kennen könnte. oder, dass ich dann leicht herausfinden könnte, wer du bist.

Ich sperrte mein Handy, legte es neben mich auf mein Bett und rieb mir einmal mit meinen Händen durch mein Gesicht, bevor ich leise seufzte. Scheisse. Er hatte meinen Plan durchschaut. Und mir fiel verdammt nochmal nichts ein, womit ich mich rausreden konnte. Leugnen, war das einzige, wozu ich in diesem Moment im Stande war.

notperfect: oder es hat einfach keinen richtigen Grund? vielleicht will ich einfach anonym bleiben?

eiskaltes-herz: denke ich nicht.

notperfect: dein Pech, wenn du mir nicht glaubst.

Nachdem ich das geschrieben hatte, sperrte ich mein Handy erneut, stand auf und lief ins Badezimmer, um zu duschen.

Als ich nach einer halben Stunde in die Küche kam, saßen meine Eltern bereits am Esstisch und aßen etwas zu Mittag. Mein Blick glitt zu der Uhr, die an der Wand hing und ich erkannte, dass es schon kurz vor 2 war.

Mein Vater lächelte mich kurz an, während meine Mutter mich fragte, wie ich geschlafen hatte. Einen Kommentar darüber, wie spät es bereits war, konnte sie sich natürlich nicht verkneifen.

Während ich anfing mir etwas zu essen zu machen, begannen sie den Tisch abzuräumen, weswegen ich ihnen kurz half und mich dann wieder meinem Frühstück widmete, als beide die Küche verlassen hatten.

Meine Eltern liebte ich über alles, aber ich genoss es auch mal, ein paar Minuten für mich allein zu haben. Sie waren mir nicht böse, wenn ich alleine frühstücke oder den ganzen Tag in meinem Zimmer verbrachte. Sie verstanden, dass ich mal Ruhe brauchte und deshalb war ich ihnen mehr als dankbar.

Nachdem ich mit dem Frühstücken fertig war und alles aufgeräumt hatte, ging ich wieder nach oben in mein Zimmer, um mich fertig zu machen, da Kat und Miles bald vor meiner Tür stehen würden.

Vorher checkte ich aber noch meine Nachrichten. Wünschte mir jedoch kurze Zeit später, dass ich es nicht getan hätte, denn Adam brachte mich mit seiner Art langsam an meine Grenzen.

eiskaltes-herz: dadurch, dass du so reagierst, weiß ich, dass ich mit meiner Aussage recht habe. du hast dich selbst verraten, princesa. ;)

notperfect: oder ich reagiere so, weil du mir auf die Nerven gehst.

Noch ein paar Minuten lang sah ich auf seine Nachricht und hoffte und betete, dass ich mich nicht selbst verraten hatte. Er durfte auf keinen Fall herausfinden, wer ich war.

Ich ließ mich in die Mitte der Rückbank fallen und als Kat und Miles sich zu mir umdrehten und mich angrinsten, musste ich einfach erleichtert aufseufzen. Ich brauchte das hier. Ich brauchte diese Ruhe und diese gute Laune.

Ein angenehmes und wohliges Gefühl umhüllte mich, als Miles den Motor startete und sofort bildete sich auch auf meinen Lippen ein kleines und glückliches Lächeln.

Miles warf mir durch den Rückspiegel einen kurzen Blick zu und lächelte mich an, bevor er losfuhr und Kat die Musik anmachte.

Ich lehnte mich zurück, schloss meine Augen und genoss die Musik. Ganz leise hörte ich Kat singen und sogar Miles summte ein wenig mit, weswegen mein Lächeln noch breiter wurde.

Irgendwann stimmte auch ich mit ein und schon bald wurde die Musik von unserem Lachen übertönt, denn wir waren alles andere, als gute Sänger. Aber das interessierte uns nicht, denn in solchen Momenten war die Welt einfach perfekt. Wir waren glücklich, wunschlos glücklich. Adam war vergessen. Alle unsere Probleme und Sorgen waren vergessen. Das schlechte auf dieser Welt existierte nicht mehr. Es zählte nur das Hier und Jetzt.

Ich wollte nichts sehnlicher, als dass die Zeit stoppte und die Welt sich aufhörte zu drehen. Ich wollte diese Autofahrt länger genießen können, damit wir alle dieses riesige, glückliche Grinsen länger in unseren Gesichtern trugen. Damit wir alle für eine kurze Zeit vergaßen, was uns täglich bedrückte. Ich wollte, dass diese Autofahrt nie endet.

Aber manche Wünsche gehen leider nicht in Erfüllung.

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