Es war komisch an einem Wochenende zu Hause zu sein und nichts zu tun zu haben. Normalerweise war ich mit Hausaufgaben und lernen beschäftigt oder ich war mit Miles und Kat unterwegs.
Ich konnte zwar etwas für die Schule tun, da die Prüfungen immer näher kamen, aber irgendwie konnte ich mich einfach nicht dazu aufraffen.
Es kam mir sogar wie eine gefühlte Ewigkeit vor, dass ich das letzte Mal ein Buch gelesen oder eine Serie geschaut hatte.
Jedoch konnte ich mich noch genau daran erinnern, wie ich, genauso wie jetzt, auf meinem Bett gelegen und darüber gemeckert hatte, dass mein Leben so langweilig sei und ich es ändern wolle.
Das hier hatte ich damit aber nicht gemeint.
Ich wollte zwar Abenteuer erleben, neue Herausforderungen meistern und vor allem Erinnerungen sammeln, aber das alles hatte sich eher ins Negative, als, wie geplant, ins Positive verändert.
Mein Leben hatte irgendwie eine 180 Grad Drehung gemacht.
Und ich war weder angeschnallt, noch bereit gewesen.
Nachdem ich eine weitere Stunde herumgelegen und nachgedacht hatte, beschloss ich, mir einen Tee zu machen, meine Lieblingskekse zu holen und eins meiner vielen, noch ungelesen Bücher anzufangen.
Langsam schlurfte ich die Treppen hinunter und bereits im Flur hörte ich, dass sich meine Eltern mal wieder ihr altes Hochzeitsvideo anschauten.
Ich hatte dieses Video schon so oft gesehen, dass ich es selbst aus fünf Kilometern Entfernung erkennen würde.
Im Wohnzimmer angekommen, lugte ich vorsichtig um die Ecke, um auf den Fernseher sehen zu können.
Doch meine Anwesenheit blieb leider nicht lange unbemerkt, denn meine Mutter drehte sich plötzlich zu mir um und klopfte lächelnd auf den Platz neben sich.
Damit wurden meine Pläne, mich wieder in meinem Zimmer zu verstecken, geändert.
"Hast du heute gar nichts vor?", erkundigte sich mein Vater, als er mich ebenfalls bemerkt hatte, "es ist doch langweilig seinen Samstag zu Hause zu verbringen."
Ich ließ mich neben meiner Mutter nieder und schüttelte meinen Kopf. "Heute und Morgen bleibe ich mal zu Hause", entgegnete ich und versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
Damit war das Gespräch Gott sei Dank beendet und ich beobachtete meine Eltern dabei, wie sie sich mit einem Lächeln auf den Lippen das Video ansahen und in schönen Erinnerungen schwelgten.
Mein Vater hatte seinen Arm um meine Mutter gelegt, um sie so nah bei sich zu haben, wie es nur ging.
Auch, wenn das Video nur von einem Freund meiner Eltern mit einer wirklich schlechten Kamera gefilmt wurde, ich kaum etwas verstand, das Bild ein wenig wackelte und ich es bestimmt schon zehnmal gesehen hatte, wurde ich emotional.
Aber nicht, weil das so ein bedeutender Moment für meine Eltern war, sondern, weil ich mir das erste Mal richtig vorstellte, selber irgendwann dort vorne zu stehen und diesen Moment zu erleben.
Ich fragte mich nicht, mit wem ich dort stehen würde, sondern wer mir dabei zuschauen würde. Ich hoffte innerlich so sehr, dass meine besten Freunde trotz allem an meiner Seite sein würden.
Und deshalb konnte ich nicht verhindern, dass ich mir ebenfalls vorstellte, dort zu sitzen und ihnen zu zuschauen. Diesen besonderen Moment mit ihnen zu teilen. Mit meinen Freunden, mit denen ich schon so viel erlebt hatte. Mit denen ich durch dick und dünn gegangen war. Die ich fast mein ganzes Leben lang kannte.
In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als, dass sie glücklich werden würden. Und ihnen dabei zusehen zu können, war mein Ziel.
"Möchtest du mir jetzt erzählen, was los ist?", fragte meine Mutter, als das Video zu Ende war, und holte mich somit aus meinen schönen Träumen zurück in die grausame Realität.
Mein Vater sah irritiert zwischen uns hin und her, ehe sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen legte und er sich von der Couch erhob. "Ich lasse euch zwei dann mal alleine", erklärte er und drückte mir einen Kuss auf die Haare.
Seufzend ließ ich mich tiefer in die Couch fallen. "Es ist im Moment alles so kompliziert", murmelte ich und biss mir auf meine Unterlippe.
Meine Mutter drehte sich zu mir, um mir ihre gesamte Aufmerksamkeit schenken zu können, und sah mich abwartend, aber trotzdem geduldig an. "Was ist mit Miles passiert?"
Einige Sekunden zögerte ich, doch besann ich mich eines Besseren und fing an zu erzählen.
Ich erzählte ihr alles. Wie abwesend Miles bereits vor unserem Ausflug zum See war. Wie merkwürdig er sich verhielt. Ich erzählte ihr von unserem Streit und dem Gespräch, als ich bei ihm zu Hause war. Ich erzählte ihr auch davon, dass Kat wegziehen würde. Und, dass ich mit Adam bereits über das alles geredet hatte und er mir versprach, für mich da zu sein.
Sie hörte zu. Egal, wie viele Anläufe ich brauchte. Egal, wie verwirrend sich das alles anhören musste. Egal, wie sehr ich dabei schluchzen musste. Sie war da, hörte mir zu und reichte mir ein Taschentuch, wann immer ich es brauchte.
Es fühlte sich gut an mit ihr darüber zu reden. Sie in mein Leben zu lassen.
Ich wusste ganz genau, dass es sich einfacher anfühlte, seine Probleme geheim zu halten, vor allem vor seinen Eltern, aber wenn es etwas nicht war, dann einfach. Es kostet eine Menge Kraft so etwas alleine durchmachen zu müssen.
Sie nahm mein Gesicht sanft in ihre Hände. "Ich verspreche dir, dass alles wieder gut wird. Vielleicht nicht morgen oder übermorgen, aber irgendwann."
Ich sah ihr tief in ihre Augen und nickte. "Irgendwann", wiederholte ich leise.
Mit ihrem Daumen wischte sie ein paar Tränen von meiner Wange. "Du kannst immer mit mir reden, Grace, ganz egal, worum es geht. Ich werde hier sein und dir zuhören, okay?" Sie lächelte mich an.
Erneut nickte ich. "Danke, Mom, ich hab' das hier gebraucht", ein kleines Lächeln schlich sich ebenfalls auf meine Lippen.
"Du musst dich doch nicht bedanken", sie schüttelte ihren Kopf, "es ist meine Aufgabe immer für dich da zu sein. Ich lasse dich nicht alleine."
Mein Lächeln wurde größer, "sowas ähnliches hat Adam auch gesagt."
Sie pikste mich grinsend in die Wange. "Er scheint ein guter Kerl zu sein. Ich bin froh, dass du so tolle Freunde hast", entgegnete sie.
Binnen Sekunden verblasste mein Lächeln, weshalb sie mich sofort in ihre Arme zog.
Aber sie hatte recht, ich hatte tolle Freunde und ich war wirklich froh, sie zu haben. Ich würde niemals anders über sie denken können.
"Ich hab' dich so lieb, Mom", flüsterte ich.
Sie hielt mich noch fester und gab mir einen Kuss auf meine Haare. "Ich hab' dich auch lieb, mein Schatz, so sehr."
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ein Leben wie dieses
Ficção Adolescentealter titel - my simple life Ein Leben, in dem man nur existiert, anstatt zu leben, kann man nicht Leben nennen. Grace hat sich in den Kopf gesetzt, aus ihrem Leben ein erzählenswertes Abenteuer zu machen und genau das versucht sie mit ihren besten...