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Es war bereits Freitagmittag und ich saß grübelnd vor meinem Koffer, während ich meinen Kleiderschrank anstarrte.

Wir hatten heute nur 2 Stunden Unterricht, da zwei Lehrer krank geworden waren und die Stunden somit ausfielen. Nicht, dass es uns gestört hatte.

Gestern war nicht mehr wirklich viel passiert. Miles war uns weiterhin aus dem Weg gegangen und gemeldet hatte er sich auch nicht. Ich musste mich regelrecht dazu zwingen, mir keine Gedanken mehr um ihn zu machen. Aber das war schwerer, als gedacht.

Ich wurde in meinen Gedankengängen gestört, als jemand vorsichtig an meine Tür klopfte. "Herein", murmelte ich, ehe ich mich zur Tür umdrehte.

Diese öffnete sich ein kleines Stück und meine Mutter steckte ihren Kopf in mein Zimmer, während sie mich warm anlächelte. Sie hatte sich heute extra frei genommen, um mir beim packen zu helfen.

"Brauchst du Hilfe?", fragte sie freundlich. Als Antwort nickte ich einfach nur, weshalb sie in mein Zimmer trat, die Tür hinter sich schloss und sich anschließend neben mich auf den Boden setzte.

Still beobachtete ich, wie sie die Sachen in meinem Koffer begutachtete und die Stirn kraus zog. "Denkst du, du brauchst so viele Pullover?", sie sah mich fragend an.

Ich wendete meinen Blick von meiner Mutter wieder auf meinen Koffer und stellte überrascht fest, als hätte ich den Koffer und seinen Inhalt zum ersten Mal gesehen, dass dort fünf verschieden farbige Hoodies drin lagen.

"Ähm? Keine Ahnung?"

Meine Mutter schüttelte lachend ihren Kopf. Sie kannte meine Liebe zu Hoodies nur zu gut. "Naja, wenn du meinst du brauchst so viele", ihr Blick wanderte zu meinem offenen Kleiderschrank, "was ist mit T-Shirts?"

Eine halbe Stunde später war mein Koffer gepackt und bis obenhin gefüllt, sodass ich schon Panik bekam, dass er jederzeit einfach platzen würde.

"Hast du auch Sachen zum schlafen eingepackt? Und deine Zahnbürste?", rief meine Mutter aus dem Badezimmer.

"Jaaaa!", rief ich zurück und verdrehte dabei meine Augen. Sie hatte mir doch beim Koffer packen geholfen und alles feinsäuberlich eingeräumt.

"Na dann solltest du ja bereit sein", meinte sie und stand plötzlich erneut in meinem Türrahmen, weshalb ich kurz zusammenzuckte.

Aber um ehrlich zu sein, ich war auf keinen Fall bereit.

Drei Tage sollte ich mit zwei Kerlen auf engstem Raum zusammenleben, die mich beide um den Verstand brachten.

Der eine, weil er immer so unglaublich arrogant und provozierend war, gleichzeitig aber auch so faszinierend und interessant.

Und der andere, weil er sich plötzlich so komisch und merkwürdig verhielt, obwohl ich ihn eigentlich so gut kannte.

Deshalb war es fast schon vorhersehbar, dass ich mir einen genervtes Stöhnen nicht verkneifen konnte, als ich um Punkt 12 Uhr das Hupen von Miles' Auto hörte.

Aufregung hatte sich trotz allem in mir breit gemacht. Schließlich war das wahrscheinlich der letzte Ausflug, den wir gemeinsam erleben würden.

"Auf Wiedersehen, Mom", flüsterte ich in ihre Haare, als sie mich in eine feste Umarmung zog.

Nachdem sie sich ein paar Sekunden später widerwillig von mir gelöst hatte, umarmte ich ebenfalls meinen Vater und verabschiedete mich von ihm.

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