Ich hatte vor nicht einmal einer Sekunde das Schulgelände betreten, als Kat auf mich zu gestürmt kam.
"Was ist los?", fragte ich irritiert und musterte sie überrascht, während sie vor mir stehen blieb.
"Weißt du, wo Miles ist?", stellte sie mir eine Gegenfrage, auf die ich mit einem Kopfschütteln antwortete.
"Warum fragst du überhaupt?" Sie seufzte kurz und fuhr sich mit einer Hand über ihr Gesicht, bevor sie sich auf dem Schulgelände umsah.
"Er ist nicht da."
Meine Augenbrauen wanderten in die Höhe. "Wie nicht da?"
"Nicht da halt", sie warf mir einen gereizten Blick zu, ehe ihre Augen sich erneut von mir abwendeten, "er antwortet auch auf keine meiner Nachrichten."
Ich sah mich nun ebenfalls auf dem Gelände um und checkte kurz mein Handy. Jedoch hatte ich auch keine Nachricht von Miles.
Er war nie zu spät und er fehlte nie ohne uns vorher Bescheid zu sagen. Außerdem antwortete er immer direkt auf unsere Nachrichten, wenn es wichtig war.
Unsere Sorgen waren also berechtigt.
Plötzlich ging mir ein Licht auf.
"Kat!", sie drehte ihren Kopf sofort in meine Richtung und sah mich abwartend an, was mir andeuteten sollte weiterzusprechen, "ihm ging es gestern schon so schlecht. Was ist, wenn irgendwas passiert ist?"
Ihre Augen weiteten sich, ehe sie wild ihren Kopf schüttelte.
"Jetzt bekomm keine Panik und red dir irgendetwas ein, so wie du es immer machst. Es wird ihm schon gut gehen", sie lächelte mich aufmunternd an, ich erkannt aber, dass es aufgezwungen war, griff nach meinem Arm und zog mich in die Richtung der Eingangstüren. "Wir kommen gleich schon wieder zu spät, also beweg dich. Miles können wir später noch suchen."
Was für eine tolle Freundin sie doch war.
Mir war jedoch bewusst, dass sie nur versuchte mich abzulenken. Und dafür war ich ihr wirklich dankbar.
Die ersten beiden Stunden verbrachte ich damit, über Miles nachzudenken.
Was war im Moment mit ihm los? Hatte er irgendwelche Probleme? Ging es ihm nicht gut? War etwas passiert?
Aber die wichtigste Frage von allen, warum hatte er uns nichts erzählt? Er musste schon einen guten Grund dafür haben, seinen besten Freunden nichts davon zu erzählen, vor allem wenn es ihm anscheinend so schlecht ging.
Immer noch grübelnd verließ ich mit Kat den Klassenraum und machte mich auf den Weg zum Schulhof.
Das Wetter wurde langsam immer besser und schöner, weshalb wir unsere Pause nicht mehr in der stickigen und vollen Cafeteria, sondern auf dem großen, mit Bäumen umrandeten Schulhof verbringen wollten.
Kat redete gerade darüber, dass sie etwas in Deutsch nicht verstanden hatte und ich es ihr deshalb erklären sollte, jedoch hörte ich mal wieder nicht richtig zu, da etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Oder eher jemand anderes.
Denn plötzlich betrat Adam den Flur und ich könnte schwören, dass die meisten Blicke zu ihm wanderten, wenn auch nur für eine Sekunde.
Mein Blick blieb jedoch länger an ihm hängen, was natürlich nicht unbemerkt blieb.
Seine karamellfarbenen Augen fanden meine Schokobraunen sofort und ich sog lautlos die Luft ein.
Er zwinkerte mir kurz zu, während sich ein spöttisches Grinsen auf seine Lippen legte, und bog dann um die nächste Ecke.
Genauso schnell, wie er aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden.
Kat hatte von diesem kleinen Zwischenfall anscheinend nichts mitbekommen, denn sie redete immer noch über die Aufgabe in Deutsch.
Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf, ehe ich ihr erneut meine volle Aufmerksamkeit schenkte.
Wir liefen gerade um die Ecke, die Türen zum Schulhof fast erreicht, als jemand gegen uns knallte.
Ein paar Schritte taumelte ich nach hinten, konnte mich glücklicher Weise aber noch auf meinen Füßen halten.
"Kannst du nicht-", zischte Kat, stoppte sich dann aber selbst, weshalb ich überrascht von ihr zu unserem Gegenüber sah.
"Miles!", kreischte ich und fiel ihm sofort um den Hals.
Nun war er derjenige, der nach hinten taumelte. Trotz allem fing er an zu lachen und erwiderte meine Umarmung.
"Warum werde ich denn so fröhlich begrüßt?", fragte er amüsiert und ich konnte seinen warmen Atem an meinem Hals spüren, was ein angenehmes Gefühl in mir auslöste.
Ich löste mich von ihm und sah ihn skeptisch an. "Weil du heute morgen einfach nicht da warst? Wir-"
"Wir haben uns Sorgen gemacht!", vollendete Kat meinen Satz und boxte ihm gegen seinen Oberarm.
Miles grinste uns einfach nur an. "Ihr seid echt süß", murmelte er, bevor er uns in eine Umarmung zog.
"Luft!", gab Kat atemlos von sich und versuchte sich aus Miles' Griff zu lösen. Er verdrehte lachend seine Augen, ehe er uns endlich wieder frei gab.
"Ähm Miles?", er blickte zu Kat und zog abwartend eine Augenbraue hoch, während sie ihn von oben bis unten musterte. "Gibt es eigentlich einen Grund dafür, dass deine Haare so zerzaust sind und dein Oberteil nicht richtig sitzt?"
Erst jetzt fiel mir auf, dass seine blonden Haare in alle Richtungen abstanden und sein Oberteil ein Stück hochgerutscht war, sodass man einen kleinen Blick auf seinen trainierten Bauch werfen konnte.
Ich sah ihn deshalb genauso neugierig an, wie Kat es tat.
Miles jedoch sah unsicher zwischen uns beiden hin und her und kratzte sich im Nacken. Das tat er immer, wenn er nervös war.
"Ähm... keine Ahnung?", er wich unserem Blick aus, weshalb ich meine Augen zu Schlitzen verengte und jede seiner Bewegungen beobachtete.
"Wie keine Ahnung?", gab Kat aufgebracht von sich, "du musst doch wissen wieso du so aussiehst?!"
Er antworte nichts darauf, sondern zuckte nur ahnungslos mit seinen Schultern.
Sein Blick traf für eine winzige Sekunde auf meinen und ich erkannte sofort die Unsicherheit in seinen Augen.
Irgendetwas stimmte hier nicht.
Kats Augen weiteten sich plötzlich und sie fixierte geschockt, aber auch ein wenig überrascht, etwas hinter Miles.
Ich folgte ihrem Blick sofort und was ich dort erkannte, ließ meinen Atem stocken und brachte mein Herz dazu einen, vielleicht sogar zwei Schläge auszusetzen.
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ein Leben wie dieses
Teen Fictionalter titel - my simple life Ein Leben, in dem man nur existiert, anstatt zu leben, kann man nicht Leben nennen. Grace hat sich in den Kopf gesetzt, aus ihrem Leben ein erzählenswertes Abenteuer zu machen und genau das versucht sie mit ihren besten...