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• J A M I E •

Früh bin ich bereits wach. Und erholsam war es nicht. Die ganze Nacht über ging mir Gina nicht aus dem Kopf. Der Kuss hat mich total überrumpelt. Was für ein Scheiß.
Ich drehe mich nochmal um und versuche wieder einzuschlafen. Nur etwas. Ich will nachher mit Sam ja auch was machen. Es wäre schön, denn ich dafür etwas ausgeschlafen wäre.

Es klappt nicht. Habe ich mir schon fast gedacht. Sam ist auch noch nicht wach. Er hat mir leider noch nicht geantwortet. Na gut, dann gehe ich erst mal duschen. Sam soll mich ja nicht stinkend ertragen. Ich freue mich schon, dass ich nachher wieder Zeit mit ihm verbringen kann. Dann vergesse ich hoffentlich die Party.

Weil ich schon so früh wach bin, bereite ich schon mal das Frühstück vor. Dann freut sich Mama immer. Außerdem hat sie so etwas mehr Zeit zum Wach werden, bevor sie zur Arbeit geht. Da hat sie ja schon immer so viel Stress.

„Womit habe ich dich verdient?" murmelt sie schläfrig und betrachtet den gedeckten Tisch. Mama haucht mir einen Kuss auf die Wange und macht sich eine Tasse Kaffee.
„Wie war die Party gestern? So schlimm wie du vorher meintest?" fragt sie weiter. Ich rolle jedoch nur mit den Augen. Ich möchte darüber eigentlich nicht reden. Doch sie wird nicht Ruhe geben.
„Ja. Fast noch schlimmer. Gab den tollen Dresscode. Alle Jungs durften nur ohne T-Shirt rein." erkläre ich ihr. Wie die Mädchen gestern auf der Party, fängt sie an zu kichern.
„Bitte sag mir, dass du deinen Vorteil genutzt hast und ..."
„Mom!" falle ich ihr sofort ins Wort. Nicht schon wieder. Wir hatten doch schon oft genug das Thema. Sie weiß doch, dass ich einen Bogen um Mädchen mache. Auch weil ich keine Erfahrungen habe. Und auch keine machen will, aber das weiß sie nicht.
„Was denn? Du bist so ein Hübscher. In dem Punkt könnte dir etwas mehr Selbstvertrauen gut tun." Irgendwann muss ich ihr wohl doch mal erzähleni, dass ich schwul bin. Ich habe nämlich genügend Selbstvertrauen, um jemanden anzusprechen, der mir gefällt. Aber von Mädchen will ich ja eh nichts, da muss ich dann auch nicht selbstbewusst rüberkommen. Ich seufze nur und hoffe, dass das Thema beendet ist.

„Mach keine Dummheiten." verabschiedet Mama sich von mir, während sie mir einen Kuss auf die Wange haucht.
„Davon erzähle ich dir doch immer." grinse ich nur. Sie lacht leise auf und verlässt das Haus. Ich warte noch ein paar Minuten, bevor ich mir mein Fahrrad nehme und zu Sam fahre.

Die Strecke kenne ich noch nicht so richtig und achte während der Fahrt noch auf meine Umgebung. Dadurch dauert es etwas länger, aber Sam schien eh noch nicht ganz wach zu sein, als wir geschrieben hatten. Unterwegs komme ich an einem Bäcker vorbei, wo ich mich spontan entscheide anzuhalten. Vielleicht kann ich Sam eine Freude machen, wenn ich etwas Süßes mitbringe.

Bereits wenig später klingle ich bei Sam. Über die Gegensprechanlage höre ich nur ein Murren, als ich mich melde. Als ich oben ankomme, lehnt in der Wohnungstür die brünette Mitbewohnerin. Ich glaube sie heißt Laurel.
„Hast du mal auf die Uhr geguckt?" grummelt sie nur.
„Ja. Ist halb zehn." bestätige ich ihr, nachdem ich auf die Uhr geguckt habe. Das ist doch eine gute Zeit.
„Normale Menschen sind sonntags um halb zehn nicht wach." erklärt sie mir grimmig, lässt mich allerdings auch rein.
„Kann ich das mit einem Pfannkuchen wieder gut machen?" frage ich sie und versuche unschuldig zu blinzeln, wobei ich die Bäckertüte hochhalte. Sie schüttelt nur den Kopf und verzieht fast schon angeekelt das Gesicht.
„Die werden in Fett ausgebacken und dann noch der ganze Zucker. Da kann man nur fett werden." erklärt sie und lässt kurz die Hand an ihrem Körper entlang wandern. Verstehe. Sie achtet auf ihre Figur. Okay. Also zucke ich nur mit den Schultern und nehme es hin. Ich weiß zwar nicht was sie meint, da ich Pfannkuchen öfter esse und nicht fett bin. Naja. Ihr Pech. Bleibt mehr für Sam und mich.

Ohne zu klopfen schleiche ich mich in sein Zimmer. Sofort muss ich schmunzeln. Er liegt auf der Bettkante, sein linker Arm hängt aus dem Bett, genau wie sein linkes Bein. In der Hand auf dem Boden liegt sein Handy. Kein Wunder, dass ich keine Antwort mehr bekommen habe. Er ist einfach wieder eingeschlafen.

SeelenverwandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt