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• J A M I E •

Was eine Woche mit Sam bewirken kann. Wahrscheinlich bin ich ein echtes Pulverfass. Nur ein Fünkchen glücklicher und ich explodiere in Form eines Konfettiregens. Es senkt nicht einmal eine gute Laune, dass heute wieder der erste Schultag ist. Nicht einmal, dass der Coach unser erstes Training wieder am Morgen stattfinden lässt, obwohl wir erst um 10 Uhr in der Schule hätte sein müssen. Mich stört heute gar nichts mehr.

Mit einem Grinsen begrüße ich meine Freunde. Die sehen jedoch total unmotiviert aus, da sie nicht ausschlafen durften.
„Jamie. Jetzt mal unter uns. Was hast du dir reingezogen? Das ist sehr unnatürlich." Müde brummt mich Colton an, dabei hat er irgendwie einen leidenden Blick drauf.
„Nichts, bin einfach so aufgestanden." Erkläre ich ihm mir einem Lachen, worauf sich sein Blick verfinstert.
„War was in deinem Kaffee oder in deinem Bett?" schäbig grinst Eric mich an.

Oh, und wie da was in meinem Bett war. So ein verflucht heißer Kerl. Und dann die Dinge, die er gestern Abend mit mit gemacht hat. Ganz vergessen. Heute Morgen auch noch. Durch meinen Körper sausen jede Menge Endorphine. Doch das werde ich für mich behalten.
„Nö und nö. Darf ich nicht einfach gute Laune habe?" frage ich stattdessen. Diese Laune bleibt heute auch. Denn nachher gehe ich mit Sam ins Kino und schlafe wieder bei ihm. Es ist also auch ein großer Teil Vorfreude mit dabei.

„Doch darfst du, aber kannst du sie etwas runterschrauben? Nur ein kleines bisschen?" möchte Eric wissen. Die anderen scheinen irgendwie nicht gut drauf zu sein, daher habe ich Rücksicht. Ich versuche es zumindest. Ob das klappt, ist einen andere Frage.

Unserem Coach sieht man seine mittelmäßige Stimmung auch regelrecht an. Zum Einschwimmen lässt er uns 10 Bahnen schwimmen. Nach meinem Programm in Kanada reicht mir das allerdings nicht, den anderen kann man hingegen ansehen, wie sie sich quälen. Da sieht man ganz deutlich, wer in den Ferien was gemacht hat und wer nicht.

In Reih und Glied stehen wir da, wie die Orgelpfeifen, und hören uns seine obligatorische Standpauke an. Die bringt er immer, wenn er der Meinung ist, dass etwas bei uns schief läuft. Also gefühlt jede zweite Woche und immer nach den Ferien.

„... Und Brooks. Wieso siehst du dabei so gelangweilt aus? Du sollst dich anstrengen." Wie er uns immer mit dem Nachnamen anreden muss.
„Aber mir ist langweilig." Beschwere ich mich und bekomme dafür von Colton eine übergezogen. Wenn es nach ihm ginge, könnten wir das Training jetzt beenden.
„Und ab wann langweilst du doch nicht mehr?" will der Trainer leicht angefressen wissen. Man hat sich einfach nicht bei ihm zu langweilen. Sein Training gut und hart, also ist Langeweile tabu. Deswegen halte ich drei Finger hoch und versuche etwas unschuldig zu gucken. Sehr skeptisch zieht der Coach die Augenbrauen hoch.
„Das will ich sehen. Also wer von euch Memmen möchte auch drei Kilometer?" hämisch grinst er in die Runde. Doch nicht er bekommt die seltsamen Blicke sondern ich.
„Keiner? Ihr seid echte Pussys. Trotzdem macht ihr mit. Wenigstens so weit wie eure müden Ärsche mitmachen." Diesmal bekomme ich einen Hieb von links und rechts. Colton und Zach verpassen mir jeweils eine. Doch damit habe ich irgendwie gerechnet. Auch die anderen grummeln nur. Mir egal. Mein Bewegungsdran und meine gute Laune freuen sich.

Nach dem Training zieht mich der Coach zur Seite.
„Wieso grinst du noch? Ich hatte erwartet, dass du kaum noch aus dem Becken kommst. Müssen wir vielleicht doch über gewisse Substanzen reden?" fragt er eindringlich. Ich schmunzle allerdings nur.
„Nö. Ich hatte nur genügend Zeit zum Trainieren." Berichte ich ihm. Gut, es wurde von Sam als mein persönliches Bootcamp bezeichnet. Aber eigentlich wollte ich mich nur ablenken. Das hat ja auch wunderbar geklappt.

Die zusammengezogenen Augenbrauen vom Coach sagen alles. Ich muss es genauer erklären.
„Ich hatte fünf Wochen in Kanada nichts zu tun und viel Langeweile, also bin ich viel geschwommen." Erzähle ich weiter.
„Was heißt viel? Ich muss ja wissen, wie ich die quälen kann. Die 1,5 km mit denen ich die anderen quäle, brauche ich bei dir nicht anfangen, wenn du freiwillig 3 km machen willst." Lacht der Coach auf. Erwartungsvoll schaut er mich an. Er weiß ja, dass ich eh lieber lange Strecken schwimme und ich deswegen auch schon bei ihm war, aber da haben wir von 1000m geredet und nicht von dem dreifachen.
„Also 4,5 bis 5km waren echt grenzwertig. Danach mit dem Fahrrad die Viertelstunde bis nach Hause kam der Hölle auf Erden sehr nah." Gestehe ich. Mit geweiteten Augen blinzelt er nur. Einmal tief Luft holen muss er auch.
„Gott, Brooks. Was soll ich mit dir anfangen? Ich lasse mir was einfallen, aber verrat mir lieber, wie du so schnell auf solche Distanzen kommst."
„In dem Ort gab es einen Verrückten, der sich auf den Iron Man Lauf vorbereitet hat. Der meinte, wenn man das Gefühl hat unterzugehen, dann nochmal 100m oben drauf. Dann wird es beim nächsten Mal einfacher. Eben den Überlebenstrieb ausnutzen." Erkläre ich. Wieder schaut er total perplex. Das war ein guter Rat und wie man sieht hat es was gebracht. Schließlich schüttelt er nur den Kopf und meint er würde sich etwas einfallen lassen. Da bin ich mal gespannt.

Vor der Umkleide warten die Jungs bereits auf mich. Sie sehen irgendwie noch schlechter gelaunt aus als vorhin.
„Wehe, du tust uns das nochmal an. Ich kann nicht einmal mehr die Arme heben." Knurrt Brandon. Ich versuche es mit dem unschuldigen Blick. Er ist doch nach der Hälfte schon aus dem Becken.
„Bevor du das nächste Mal so bescheuert bis, denk bitte auch mal an uns." Faucht Eric und mit schmerzverzerrtem Gesicht zieht er los, zur Aula. Die jährliche Ansprache des Direktors wartet.

Ich setze mich neben Hannah und gebe den Jungs etwas Raum, um wieder runter zu kommen.
„Und wie war Kanada?" fragt sie sofort, nachdem wir uns begrüßt haben.
„Ganz schön. Hab jetzt wieder einen besseren Draht zu meinem Vater." Erzähle ich ihr kurz. Und ich kann schon sehen, dass sie noch einige Fragen hat.
„Wie sehr hast du Sam vermisst?"
„So sehr, um mich davon abzulenken, war ich viel in der Schwimmhalle. Nachts war es trotzdem schlimm." Berichte ich. Kurz schaut sie mich mittleidig an.
„Du hast mir auch gefehlt." Gestehe ich. Ihre ansteckende gute Laune hätte ich dort gebrachen können. Geschmeichelt lächelt sie.

Erstaunlicherweise ist die Ansprache dieses Jahre recht kurz. Zum Glück aber auch, der Direktor schwafelt sonst immer irgendwelchen Dreck. Und jedes Jahr wird es schlimmer. Danach verschwinden alle in ihre Klassen. Ich würde mich ja an Hannah halten, aber sie ist nicht in meiner Klasse. Also muss ich wieder den Jungs auf die Nerven gehen. Allerdings schauen sie mich nur sehr böse an. Mich überrascht es überhaupt nicht, dass sie es mir so übel nehmen. Immer auf harte Kerle machen, aber eigentlich sind sie das reinste Gegenteil.

Während unser Klassenlehrer irgendwelches organisatorisches Zeug bespricht und die Stundenpläne verteilet, schreibe ich unter dem Tisch mit Sam. Beim besten Willen kann ich mir nicht das Lächeln verkneifen, weswegen Eric misstrauisch zu mir rüber schielt. Es stört mich nicht, dass er meine Nachrichten liest, es steht ja nichts verräterisches drin.

Sam berichtet gerade was Laurel und David wieder für Unsinn anstellen. Ach die Sommerpause zwischen den Semestern. Das muss was tolles sein. Besonders für die drei, das Felicity arbeiten muss. Deswegen versuchen sie gerade Laurel's Zimmer zu streichen. Was wohl etwas in Chaos endet. Auch ganz gut zu erkennen, an dem Foto das ich geschickt bekomme. Alle drei von oben bis unten mit zarten lila Farbe bekleckert. Ich hoffe Sam hat davon nachher nichts mehr in den Haaren, wenn wir uns Kino gehen. Dennoch hätte ich gern mitgemacht.

Verachtend schnäuz Eric leise neben mir, als ich schmunzelt die nächste Nachricht tippe. Er ist doch wirklich eifersüchtig. Süß. Bloß weil er denkt, ich hätte im Sommer neue Freunde gefunden, als ich nicht hier war. Ich sperre mein Handy und schaue zu ihm rüber. Breit lächelnd lege ich den Arm um seinen Hals und ziehe ihn zu mir, damit ich besser in sein Ohr flüstern kann.
„Nicht schmollen. Du bist trotzdem mein bester Freund." Doch er windet sich heraus und funkelt böse.
„Du hättest dich trotzdem mal melden können. So als Lebenszeichen." brummt er bockig. Eifersüchtige Kuh. Leise kichere ich. Meine Laune ist einfach viel zu gut, um sich trüben zu lassen.
„Du hättest auch schreiben können. Hast ja noch beide Daumen." stänkere ich prompt zurück, dabei wackle ich noch mit den Daumen und grinse doof. Als Antwort boxt er mir gegen den Oberarm.
„Woher kennst du die?" will er dennoch wissen. Eifersüchtig und neugierig. Er hätte auf jeden Fall Potenzial für einen Stalker.
„Durch Hannah." meine ich ruhig. Ihm schmeckt das jedoch wenig. Er denkt einfach, dass Hannah ihm den Rang abläuft. So gut kenne ich ihn.
„Eifersucht steht dir nicht oder stehst du heimlich auf mich?" ärgere ich ihn weiter. Sein Blick verdunkelt sich noch mehr. Er ist goldig, aber überhaupt nicht mein Typ.
„Du hast Oberwasser bekommen." brummt er bockig, allerdings fängt er schnell an zu lächeln. Geht doch.
„Oller Blödmann." knurrt er, als ich den Arm wieder um seinen Hals lege.
„Ich hab dich auch lieb, du eifersüchtiges Lieschen."
„Könnten die Herren aus der vorletzten Reihe ihr Gespräch endlich beenden? Das neue Jahr muss doch nicht anfangen, wie das letze aufgehört hat." ermahnt uns der Lehrer mit einem sehr ermüdetem Blick. Und wir grinsen wie die Unschuldslämmer. Es wird genauso weiter gehen. Immerhin ist das unser letztes Jahr.

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