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• J A M I E •

Mit den Händen in die Seiten gestemmt stehe ich da, betrachte das Chaos zu meinen Füßen. Sam hingegen liegt auf seinem Bett. Rekelt sich verführerisch.
„Kannst du nicht herkommen? Ich bin so einsam, so allein, so geil." säuselt er und legt eine Hand auf seinen Schritt. Als er bemerkt, dass ich seine Bewegungen beobachte, beginnt er langsam seinen Schwanz zu massieren. Auf seiner Unterlippe kauend wirft er mir einen genüsslichen Blick zu. Scharf ziehe ich die Luft ein. Das ist schon verdammt erregend. Und für einen Moment hadere ich mit mir. Soll ich wirklich darauf eingehen? Soll ich wirklich?

Nein.
Hier sieht es aus wie in einer Messibude.

Ihm den Rücken zudrehend, fange ich an seinen Saustall aufzuräumen. Beginnend mit dem Berg an Klamotten auf seinem Sofa.
„Oh. Jamie." höre ich ihn verführerisch stöhnen. Er weiß eindeutig zu gut, was mir gefällt, was mich anmacht. Und ihn meinen Namen keuchen zu hören, steht sehr weit oben auf dieser Liste. Daher fällt es mir umso schwerer mich nicht umzudrehen. Um mich noch etwas mehr zu quälen, macht er weiter. Immer wieder seufzt er verheißungsvoll, stöhnt und keucht leise. Während ich die Klamotten erst einmal nach sauber und dreckig sortiere und die sauberen wieder ordentlich zusammenlege, bekomme ich bei seinen Geräuschen ein nervöses Zucken. Es wirkt fast, als würde ein Porno laufen und ich dürfte nicht hinsehen. Nur, dass ich hier nicht hinsehen möchte. Ich kenne mich doch gut genug. Ich würde hin anschauen und würde prompt eine Latte bekommen, die stehen würde wie eine Eins. Ich liebe ihn einfach und wenn er noch so verflucht heiße und sexy Sachen anstellt, dann kann ich nicht anders.

Ich muss hier stark sein. Er darf nicht gewinnen.

Ein Klopfen lenkt mich davon ab, den Haufen vor dem Kleiderschrank aufzuräumen, als ich mit dem Chaos auf der Couch fertig bin. Bevor jedoch einer von und etwas antworten kann, öffnet Laurel die Tür.
„Wieso zuckt dein Auge so komisch? Wieso ist das überhaupt blau?" fragt sie mich sofort und dreht mein Gesicht. Leicht drückt sie mit ihren Fingern unterhalb von meinen Auge. Grummelnd verziehe ich vor Schmerzen das Gesicht, wobei ich zurückweiche.
„Hey. Lass das." sofort ist Sam zur Stelle und funkelt sie warnend an, während er mir von hinten beschützend die Arme umlegt.
„Wer von uns arbeitet im Krankenhaus?" fragt sie lediglich. Dazu fällt ihm nichts mehr ein, außer ein ein leises Knurren.

„Aber andere Sache. Schon einmal aufs Datum geguckt?" hinterfragt sie bei Sam. Dieser zuckt jedoch nur mit den Schultern. Ich wüsste jetzt aber auch nicht was sie meint.
„Da hast du mal eine Beziehung und dann das. Vergisst einfach unseren jährlichen Burgerabend." schüttelt sie den Kopf. Allerdings verzieht sie schnell das Gesicht zu einem Grinsen.

Verwirrt schaue ich zwischen Sam und Laurel hin und her.
„Frag nicht. Das haben die vor uns schon so gemacht und die davor und so weiter. Wo das herkommt wissen wir auch nicht, aber wir fanden die Idee cool einmal im Jahr alle zusammen auszugehen. Und dann eigentlich mal alles zu vergessen. Sämtliche Streitereien und alles." erklärt sie schließlich.

Sam löst sich von mir und lässt sich wieder ins Bett fallen. Seine Lust darauf hält sich etwas in Grenzen. Verständlich. Felicity hat sich noch nicht einbekommen. Sie lässt es zwar, wenn ich dabei bin und bemüht sich manchmal sogar, aber eigentlich mag sie mich immer noch nicht.

„Heißt jetzt, ich soll nach Hause gehen, damit ihr euch in Ruhe volllaufen lassen könnt?" hinterfrage ich mit einem neckendem Ton. Laurel lacht darauf nur los. Sie findet das wohl lustig.
„Nein. Du darfst mitmachen. Du gehörst doch quasi mit dazu. Außerdem kommt er nicht mit, wenn du nicht dabei bist." grinst Laurel mich an. Mit ihrem Finger deutet sie währenddessen auf Sam, der grummelnd sich unter der Bettdecke versteckt.
„Und damit du unser jährliches Erinnerungsfoto nicht versaust, bringen wir dich mal auf Hochglanz." kichert sie, greift nach meiner Hand und zieht mich mit.

In ihrem Zimmer deutet sie auf das Bett. Artig setze ich mich auf die Bettkante und warte ab. Von einer Kommode holt sie ein Täschchen und drückt es mir in die Hand, damit ich es festhalten kann.

„Uhh. Schminkstunde." kichert David, als er durch den Flur schlurft und schmeißt sich wenig später in Laurel's Bett.
„Kleiner, was fast du angestellt?" fragt er neugierig. Interessiert schaut er dabei Laurel bei der Arbeit zu. Er ist auch der Einzige, der mich Kleiner nennen darf. Neben Sam. Aber auch nur weil David mittlerweile irgendwie einen Status als Bruder erlangt hat. Eine gute Seele, die immer für einen da ist und sich um einen kümmert.
„Siehst du es nicht? Hab eine abbekommen." erkläre ich. Mittlerweile tapst auch Sam ins Zimmer und quetscht sich mit ins Bett. Laurel's Kosmetiktasche schiebt er einfach beiseite und legt den Kopf in meinen Schoß ab, den ich sofort anfange zu kraulen.
„Aber wieso? Du musst doch was gemacht haben." hakt David direkt nach. Er hat halt schon mitbekommen, dass ich eigentlich auch eher ruhig bin. Außer ich mache mal wieder Blödsinn mit Sam.
„Hab jemanden eine verpasst und das war die Antwort." erkläre ich weiter. Dass Felicity immer wieder durch den Flur tigert und versucht unauffällige Blicke in Laurel's Zimmer zu werfen, wird von allen ignoriert.
„Ach Kleiner, komm schon. Und wieso hast du das gemacht?" David ist neugierig.

Ich habe ja schon mitbekommen, dass er die größte Tratschtante ist, die in dieser Wohnung lebt. Und da soll ich ihm dann nicht neue und spannende Informationen vorenthalten?

„Er hat etwas sehr dummes und fast beleidigendes gesagt. Anders hätte er nicht die Klappe gehalten." berichte ich schließlich weiter. Sam gibt nur ein seltsames, beinahe verachtendes Geräusch von sich. Was nicht mir gilt. Ich habe ihm schließlich erzählt, was passiert ist und er wäre selbst fast geplatzt. Seine Reaktion hätte in der Lage ähnlich ausgesehen.

„Nächstes Mal sagst du Bescheid, dann kassiere ich mir das blaue Auge. Das kommt gut bei den Ladies." meint David albern. Doch so wie er das sagt, meint er es eigentlich ernst. Er glaubt wirklich, dass das Pluspunkte bringt. Und das weiß ja selbst ich, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Laurel bestätigt meinen Gedanken. Sie lacht nur höhnisch auf.
„Träum weiter. Eine mit Grips im Kopf bekommst du so aber auch nicht." stänkert sie mit ihm. Sein Ausdruck sagt jedoch alles. Er glaubt ihr nicht.

Zufrieden schaut Laurel mich an. Nickend packt sie, das ganze Make-up wieder ein und stellt die kleine Tasche weg. Anschließend jagt sie uns aus ihrem Zimmer damit wir los können. Danach leistet sie wahre Überzeugungsarbeit, dass Felicity auch mitkommt. Sie wollte sich irgendwie drücken, was jedoch nicht geduldet wird.

Mit guter Laune sitzen wir ein paar Straßen weiter in einem Restaurant und plappert munter weiter. Da wo wir aufgehört haben, als Laurel mich wieder schick gemacht hat. Es ist wirklich fast nichts mehr zu sehen. Nur wenn direktes Licht darauf fällt.

Felicity sieht dabei zwar wenig begeistert aus, aber da scheint sie heute durch zu müssen, da es niemand interessiert.

„Na gut. Wir machen morgen einen Feldtest in einer Bar. Er mit seinem richtigen blauen Auge, du bekommst ein falsches und wir beide als Jury." schlägt Laurel vor. Begeistert schaut sie uns dabei an.
„Aber wieso muss ich mit?" frage ich dennoch. So ganz verstanden habe ich sie nicht.
„Ich glaube, selbst du hast bessere Chancen mit einem blauen Auge als unser Macho." als sie das sagt, gluckst Sam neben mir. Er denkt das wohl auch. Ich glaube, ich sollte mich geschmeichelt fühlen.
„Du weißt aber schon, dass ich immer noch 17 bin und eigentlich nicht in eine Bar komme?" möchte ich sicher stellen. Nicht, dass mir irgendwas nachgesagt wird. Wie zum Beispiel, dass ich mit meinen Alter noch Niedlichkeitsbonus bekomme.
„Ach stimmt ja. Hmm." überlegt Laurel kurz. Nachdenklich nippt sie an ihrem Eistee.
„Das ist doch kein Problem. Warte ich frage." grinst Sam und zückt sein Handy. Eilig tippt er.

Er versteht sich wirklich viel zu gut mit Mama. Ich kann es nur betonen. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiß ich noch nicht.
„Wen fragst du?" interessiert sich David.
„Seine Mom." Für diese Antwort kassiert Sam verwirrte Blicke. Sogar von Felicity. Doch als sie bemerkt, dass ich ihren Ausdruck gesehen habe, schaut sie schnell wieder gelangweilt.
„Und siehe da. Jamie kann morgen mit uns eine Feldtest machen." grinst Sam triumphierend, als er wohl eine Antwort bekommen hat.

„Was denn? Wo haben wir uns kennengelernt?" fragt er seine Mitbewohner, die immer noch seltsam schauen.
„Was weiß ich. Grindr?" traut sich David zu raten. Interessante Idee. Leise kichere ich. Sam legt mir dabei die Hand auf den Oberschenkel und drückt leicht zu.
„Da kennst sich ja einer aus. Ne. War in einer Bar." meint Sam darauf nur grinsend. Für David ergibt das jedoch immer noch keinen Sinn.
„Und wie bist du da reingekommen?" will er diesmal von mir wissen. Tja. So einfach mache ich ihm das auch nicht.
„Lass dich überraschen." lache ich nur.

SeelenverwandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt