• J A M I E •Am Morgen bin ich wieder früh wach und helfe Debra dabei, das Frühstück zu verteilen.
„Deine Hilfe wird mir fehlen." murmelt sie bei einem der letzten Zimmer. Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll, daher lächle ich einfach nur.Um Thomas zu ärgern habe ich mir heute einen Pulli übergezogen und eine längere Jacke, was sich super tarnen lässt, mit der Ausrede, dass es draußen auf dem Balkon kalt ist. Das ist nicht gelogen. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich möchte ich nicht nur mit Shirt draußen sitzen. Dazu kommt trotzdem ein Kommentar, als ich ihn nach dem Frühstück abhole.
„Ich habe deinen Arsch wohl gestern zu oft erwähnt." lacht er mich frech an. Das hat er. Eindeutig.Im Nachhinein wundert es mich doch sehr, dass ich nicht jedes Mal rot angelaufen bin, als er ihn erwähnt hat.
„Draußen ist kalt, das ist der Grund." erkläre ich, während ich noch eine dünne Decke über seine Beine lege.
„Jaja, Pinocchio." kichert der alte Mann und greift nach der Zigarettenschachtel.„Erzähl mir lieber, wie es kommt, dass Albert hier auftaucht. Nach all den Jahren." fordere ich, als wir auf dem kleine Balkon ankommen und ungestört sind.
„Die Frau, wegen der er mich verlassen hat, die er heiraten musste, von der er sich nicht scheiden lassen konnte, vor der er abgehauen ist, ist vor ein paar Monaten gestorben. Daher ist er wieder hier her gezogen und wohnt doch wirklich nur ein paar Straßen von mir entfernt. Er dachte jedoch nicht, dass ich immer noch dort wohnen würde. Eine Nachbarin hat dann wohl mit ihm gesprochen und wollte etwas Tratsch über mich verbreiten. Er hätte dann nach meinem Namen gefragt und konnte seinen Ohren angeblich nicht ganz glauben. Das war vor ein paar Tagen. Und er wollte jetzt nicht länger darüber nachdenken, ob es nur Zufall ist oder ob ich es wirklich bin und ist deswegen gestern aufgetaucht." Dabei lächelt der alte Mann leicht. Er sieht richtig glücklich aus. Er scheint damit nie abgeschlossen zu haben.
„Und jetzt muss ich dich für euer Date heute herausputzen?" lache ich ihn frech an.
„Wer hat was von Date gesagt? Aber woher weißt du, dass er heute wieder kommt?" etwas verwundert blinzelt er.
„Tja. Ich bin halt gut. Ich habe einfach nur gesehen wie ihr euch angeschaut habt. Das hätte nun wirklich auch ein Blinder gesehen." erkläre ich grinsend. Thomas zuckt nur mit den Achseln und nimmt es hin.„Ich habe ja noch ein paar Jahre, die kann ich ihm doch noch auf die Nerven gehen." kichert er nach einer Weile amüsiert.
„Meinst du?" Etwas skeptisch bin ich da schon.
„Meine Mutter lebt noch. Das liegt bei uns irgendwie binden Genen. Wir werden alle alt." berichtet er darauf. Vor Schreck klappt mir den Mund auf. Sie muss ja dann bestimmt 90 sein. Oh Backe.
„Also doch ein Date?" kichere ich.
„Vergiss es. Ich habe mich in den letzten Jahren an meine Ruhe gewöhnt. Er kann schön, die paar Straßen weiter bleiben." berichtet Thomas. Ich ziehe schon wieder die Augenbrauen zusammen.
„Wer hat denn jetzt was vom Zusammenziehen gesagt?"Eine Antwort bleibt aus, da sie Tür des Balkons geöffnet wird. Mama kommt dazu.
„Ach, so vertreibt sich Pfleger Jamie die Zeit." lacht sie, nachdem sie mir einen Kuss auf die Wange gedrückt hat und lehnt sich entspannt gegen die Absperrung. Thomas hält ihr kommentarlos die Zigarettenschachtel hin. Und sie nimmt doch wirklich eine.
„Seit wann rauchst du wieder?" frage ich vorwurfsvoll.
„Seit du fast drauf gegangen bist. Mach das nicht nochmal. Sonst bringe ich dich selbst um, solltest du das überleben." droht sie mir eindringlich und nimmt einen tiefen Zug ihrer Zigarette.Gut, dass ist ein Argument. Der Punkt geht an sie. Und ich kann sie auch voll und ganz verstehen. Ich würde in so einer Situation wahrscheinlich anfangen zu trinken.
„Dann solltest du vielleicht nicht so viel durch die Gegend rennen und dich lieber ausruhen." mischt sich Thomas ein. Mit einem Blick frage ich ihn, ob das sein Ernst ist.
„Das konnte er noch nie. Selbst als er sich mal das Bein gebrochen hatte, ist er immer durch die Gegend gerannt mit seinen Krücken. Wie mein kleines Aufziehmännchen." erzählt Mom ihm, worauf er wieder lacht. Das passt wohl zu dem was er von mir mitbekommen hat.
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Seelenverwandt
Teen Fiction***** IN BEARBEITUNG ***** - ( enthält Rechtschreib-/ Grammatikfehler)- Seelenverwandt (adj.) two people, or two souls, who might not be blood-related, but are two of a kind Von diesem Gefühl hat Jamie keine Ahnung. Er hat es noch nie erlebt. Er w...