21

573 25 0
                                    


• J A M I E •

Heute ist so ein Tag an dem ich nicht aus dem Bett komme. Das verstärkt sich etwas mehr, weil Sam neben mir liegt. Müde blinzelt er zu mir rüber.
"Können wir uns hier verstecken?" fragt er leise und kuschelt etwas mehr.
"Auf jeden Fall. Einfach hier liegen bleiben." bestätige ich ihn und schlinge die Arme um ihn. Wenigstens etwas Zweisamkeit für uns. Zufrieden seufzt er.

Den ganzen Vormittag über bleiben wir einfach liegen. Wir schauen etwas fern, obwohl wir viel mehr damit beschäftigt sind uns zu küssen. Besser gesagt rumknutschen. Mom tut so als wäre sie nicht da. Sie versteht den Wink mit dem Zaunpfahl, in Form einer geschlossenen Tür. Sie wartete dann einfach, wenn sie was will, bis ich aus dem Zimmer komme.

Auf Sam's Wunsch hin, suche ich für ihn eine Packung Chips. Meines Wissens müssten wir in der Küche noch etwas haben. Also tapse ich los.
"Mama. Wo sind die Chips?" frage ich sie, als ich unseren Vorratsschrank öffne. Dort liegen sie eigentlich immer und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch noch eine Tüte hatten.
"Isch weisch nisch wovon du redescht." höre ich es aus dem Wohnzimmer. Was kaut Mom da? Neugierig gehe ich zu ihr. Die Tüte Chips. Bevor sie noch mehr essen kann, nehme ich sie ihr weg.
"Pfui. Das ist nicht gesund. Lass uns das lieber essen." tadle ich sie mit einem breiten Grinsen. Schließlich meckert sie mich regelmäßig an, dass ich aufhören soll, so viel ungesundes Zeug in mich reinzustopfen. Mein Körper würde es mir danken. Das bekommt sie jetzt natürlich auch zuhören.

"Lass mir wenigstens eine kleine Schüssel." Sie schaut mich doch ernsthaft mit dem Hundeblick an. Unmöglich. Trotzdem bringe ich ihr eine Schüssel.

Ich bin fast zurück in meinem Zimmer, als ich es klingeln höre. Ich gehe etwas in Deckung und lausche. Denn eigentlich kommt sonntags kein unangekündigter Besuch. Außer die Jungs. Gespannt höre ich was Mama sagt.
"Eric. Lange nicht gesehen." begrüßt sie meinem besten Kumpel.

Wenn ich ehrlich bin, dann ist er der bessere Kumpel von uns beiden. Ich bin ein miserabler Freund. Ich erzähle ja nicht einmal ihm, dass ich schwul bin. Doch ich kenne eben auch seine Reaktion. Ja, er würde anders reagieren, wenn ich es ihm allein erzählen würde, dennoch wird er es nicht verstehen, zudem habe ich die Befürchtung, dass er sich den anderen gegenüber verplappern würde.

"Ist Jamie da?" fragt er gut gelaunt.
"Nein. Keine Ahnung, wo er hin ist." Mama lügt eiskalt, aber sie weiß eben auch, das sie eine der wenigen Personen ist, die es weiß.
"Und wo ist er? Sein Handy ignoriert er." Eric's gute Laune verfliegt.
"Ich weiß nicht wo er ist und er hat sein Handy vergessen." macht sie weiter. Ich höre meinen Kumpel murren und wie er sich von Mama verabschiedet. Ich schleiche darauf weiter in mein Zimmer. Sam wartet sicherlich schon auf die Chips.

Genauso guckt er mich an, als ich wieder in meinen Zimmer bin.

"Ich dachte schon, dass du abgehauen bist. " lacht er und greift sofort nach der Chipstüte.
"Musste erst mit Mama darum kämpfen. Sie wollte die ganz alleine essen." grinse ich und schmeiße mich neben ihn in mein Bett. Er lacht nur auf.

"Ich dachte ehr du brauchst so lange, weil sie erst deinen Kumpel abwimmeln musste und du dich versteckt hast." spitzbübisch schaut er mich an. Sofort schaue ich etwas weg.
"Du hast das gehört?" frage ich leise, das war mir nicht klar. Jetzt fühle ich mich irgendwie schlecht. Bevor er darauf antwortet, legt er die Finger unter mein Kinn, worauf er meinen Kopf anhebt und mich so zwingt ihn anzusehen.
"Ja ich habe es gehört, aber es ist nicht schlimm. Du weißt doch, dass ich deine Entscheidung verstehe." Er ist so einfühlsam. Leise seufze ich. Das nervt mich trotzdem.
"Außerdem versteckst du dich ja nicht in deinem Zimmer. Du gehst ja trotzdem mit mir aus, wo uns andere sehen können." erzählt er mir weiter.

Ich verstecke mich nicht in meinem Zimmer, aber das Verstellen kommt dem doch gleich. Ich verstecke wer ich wirklich bin. Es nervt mich einfach sehr. Ich erwarte von anderen, dass sie ehrlich zu mir sind und selbst bin ich es nicht besser. Ich will sie aber auch nicht verlieren und ich muss jetzt gestehen, dass ich da nicht bei allen sicher bin. Ich kann da nicht sicher sagen, wie sich reagieren und ob sie es überhaupt akzeptieren können. Mich macht das fertig.

"Komm her, Kleiner. Ich weiß doch wie das ist." meint er leise und nimmt mich in den Arm.
"Ich hatte tierisch Angst vor meinem Vater. Er ist so konservativ, dass ich dachte er schmeißt mich raus. Er hat zwar ein bisschen gebraucht, aber das hat sich geändert. Jedes Mal wenn ich zu Hause bin, quetscht er mich aus." erzählt er weiter, während er mir über den Rücken krault und ich in seinen Armen verstecke.
"Wenn du bereit dafür bist, dann bin ich für dich da. Versprochen." wispert er leise. Einen zarten Kuss haucht er auf meinen Kopf.

Ich habe wirklich ganz viel Glück mit ihm. Was besseres konnte mir nicht passieren. Es fühlt sich beinahe an, als wäre er für mich bestimmt. Oder wie auch immer man das nennen will. Meine bessere Hälfte. Mein Seelenverwandter. Etwas in die Richtung.

"Du bist viel zu gut für mich." murmle ich nur und versuche noch etwas mehr in seiner Umarmung zu verschwinden.
"Ich sag jetzt nicht, dass du übertreibst." schmunzelt er leise. Vorsichtig drückt er mich etwas von sich weg und schaut mich liebevoll an. Er ist wirklich zu gut für mich, aber das sage ich jetzt nicht nochmal. Ich küsse ihn stattdessen, nicht das es noch in einer Diskussion darüber endet. Dafür habe ich gerade keine Nerven. Ich möchte jetzt schöne Gefühle. Meine Laune soll sich wieder heben und das geht immer so schnell wenn ich ihn küsse.

"Hey nicht so gierig." lacht er leise gegen meine Lippen. Obwohl ich schmunzeln muss, mache ich einfach weiter. Zärtlich beiße ich in seine Unterlippe. Meine Hände spielen dabei an dem Rand seines Oberteils. Es stört mich fast etwas, dass er es noch an hat. Ich möchte seine Haut auf meiner spüren. Er hat so eine unglaubliche Wärme, die sich so toll anfühlt. Als wäre er meine persönliche Heizung.
"Willst du deine Laune mit Sex wieder heben?" kichert er, als meine Hände langsam das T-Shirt hochschieben.
"Hmm." stimme ich ihm fast wortlos zu. Aber eigentlich wenn ich kurz nachdenke, dann würde es mir schon reichen, mich wieder an ihn zu kuscheln und in seinen Armen einzuschlafen. Sam lacht darauf nur leise und zieht sich das T-Shirt über den Kopf. Zärtlich küsse ich seinen Hals, was ihn leise seufzen lässt.

SeelenverwandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt