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• J A M I E •

Ein wahnsinnig schönes Wochenende liegt hinter mir und lässt mich wie auf Wolken schweben. Sam und ich haben mein Zimmer nur selten verlassen. Es war einfach das was wir brauchten. Einfach herrlich. Deswegen steige ich grinsend in Eric's Auto ein, als er mich abholt.

„Na geht doch. Er kann ja doch wieder lächeln." grinst mich Eric munter von der Seite an. Ja, das kann ich. Sogar sehr.
„Du ja ganz offensichtlich auch." kontere ich und lache dabei leise auf.  Irgendwie haben wir beide den selben Ausdruck drauf.
„Das Wochenende war einfach dringend nötig gewesen." meint Eric, während er sich auf den Verkehr konzentriert. Da bin ich vollkommen bei ihm. Es hat ja auch was bewirkt. Uns beiden geht es sichtlich besser.
„Was habt ihr so getrieben?" fragt er an der nächsten roten Ampel. Getrieben. Das passt. Spitzbübisch grinse ich zu ihm rüber. Mehr muss er nicht wissen. Mehr will er auch nicht wissen. Er hat es schon verstanden. Allerdings verrät sein Ausdruck etwas. Unsere Wochenendgestaltung war annähernd identisch. Dieser Schlingel.

Wenig später sucht er einen Parkplatz vor der Schule. Als wir zur Schule laufen, bemerke ich bereits eine eigenartige Stimmung in der Luft. Irgendetwas stimmt hier nicht. Aber keine Ahnung was es ist.
„Was gucken die denn alle so?" fragt Eric etwas verwundert, als wir vor der Schule auf die anderen warten. Ich zucke bloß mit den Schultern, da ich es absolut nicht sagen kann.

Auch Colton und Rory wundern sich darüber. Aber keiner hat eine Idee was hier los ist. Noch weniger sind wir uns einig, wem die Blicke gelten. Aber wen kümmert es. Sicherlich hat irgendwer irgendetwas verbockt, worüber jetzt getratscht werden muss.

Hannah kommt gemeinsam mit Brandon und wir gehen nach einer kurzen Begrüßung zu unseren Schließfächern. Auf den Weg ahne ich langsam böses. Das Getuschel wird deutlich mehr. Und diese Blicke. Sie gelten einen vom uns. Und auch wenn ich es nicht hoffe und nicht will, so befürchte ich doch, dass es mir gilt. Aus der Ferne kann ich es bereits schon sehen. Eins der Schließfächer hat irgendwer nett dekoriert.

Wehe es ist meins. Das kann ich nicht gebrauchen. Ich hatte gerade noch so fantastische Laune. Die sollte eigentlich etwas anhalten.

Leise seufze ich, als ich an einen kurzen Blick auf die Nummern der Schließfächer richte. Und bei der näheren Betrachtung wird es deutlich. Es ist meins. Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein. Die gesamte Front ist mit Fotos beklebt. Resigniert übersehe ich es einfach, da es ja eh nicht bringt sich aufzuregen. Ich will mich auf so ein Niveau, das in den Kindergarten gehört, nicht einlassen. Ich will nur das Deutschbuch herausholen.

„Wer war das?" empört sich Colton direkt.
„Alter, das ist doch asozial." kommt es von Rory. Ist es, aber was soll's.
„Jamie, guck dir das an." Das kommt von Hannah. Sie wartet bis ich mein Zeug aus dem Spind geholt habe und schließt es. Sie deutet auf eins der Fotos. Augenblicklich verfinstert sich meine Miene. Der Spaß ist jetzt alle mal vorbei. Das ist nicht einmal mehr lustig. Das ist vom Wochenende. Höchst privat. Sam und ich beim Rummachen. Besser gesagt beim Vorspiel. Da braucht man nicht einmal Fantasie, um zu wissen was noch passiert ist.

Mein Verdacht bestätigt sich immer mehr. Das ist etwas persönliches. Und das geht jetzt definitiv zu weit. Irgendwelche blöden Sprüche in meine Richtung zu lassen, überhöre ich. Meinetwegen. Es darf ja jeder sagen, was er denkt. Aber das hier?! Das geht gar nicht mehr. Das ist nicht nur bösartig, das ist abartig. Dafür musste sich jemand in unseren Garten schleichen, wissen welches mein Zimmer ist und sich durch die Büsche vor meinem Fenster zwängen, um dann die Fotos machen zu können. Und die dann auch noch ausdrucken. Verdammt! Das ist mit Vorsatz.

Abgrundtiefer Hass und Wut kochen in mir hoch. Ich schnaube nur verachtend, während meine Augen sich zu Schlitzen verengen. Vor Wut pulsiert gefährlich eine Ader an meinen Hals. Mir ist gerade vollkommen egal, was das gleich für Konsequenzen haben wird, aber das muss Folgen für Zach haben. Da hat er einfach eine Grenze überschritten. Freundschaft hin oder her, die existiert nicht mehr. Die hat er mit Füßen getreten. Und das werde ich mit ihm auch tun.

SeelenverwandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt