Seelenverwandt

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• J A M I E •

Ich habe es mir ja fast gedacht. Auch wenn ich nicht mit schwimmen darf, muss ich beim Wettkampf anwesend sein. Auf der Bank sitzend. Vollkommen ätzend. Als der Coach das gesagt hat, habe ich dafür einen hämischen Blick von Zach geerntet, der immer noch nicht mit mir gesprochen hat, um zu erklären was er für ein Scheißproblem hat. Colton hingegen scheint irgendetwas zu haben. Als wäre er hin und her gerissen. Naja, soll er doch. Wenn er nicht mit mir redet, dann kann ich ihm auch nichts erklären.

Und wie üblich gibt es danach wieder eine Party. Und ich muss hin. Trotz meiner Proteste. Allerdings kommen Sam und Hannah auch mit, sodass es doch ganz gut werden könnte. Sam begleitet mich gerade auch zu dem Wettkampf, aber er muss wie alle anderen im Publikum sitzen. Doch das reicht schon um meine Laune zu heben, denn er trägt wieder meine Jacke.

Ich glaube, ich muss mir mal eine neue besorgen, diese scheine ich jedenfalls nicht wieder zu bekommen. Ich habe ja die leichte Vermutung, dass er die so sehr mag, weil sie erstens zu groß ist und zweitens weil ich mein Name drauf steht. Und diese Jacke sollen wir eigentlich immer alle auf den Wettkämpfen anziehen, damit das Schwimmteam einheitlich aussieht.

Mit dem bekannten Gesichtsausdruck setzt sich der Coach neben mich. Sonderlich begeistert sieht er nicht aus und ich weiß, dass ich mir einen Standpauke anhören kann.
"Wo ist deine Jacke? Auch Bankwärmer sollten die anhaben." fragt er mich. Wieso war mir das klar?
"Hab ich verloren." antworte ich einfach. So ganz gelogen ist es ja nicht. Ich habe sie schließlich an Sam verloren.
"Wieso kann ich dann deine Jacke von hier sehen?" fragt er mit einer hochgezogen Augenbraue. Ich tue jedoch etwas beschränkt. Er legt mir den Arm um die Schultern, zieht mich etwas in seine Richtung und deutet dann unauffällig auf die Tribüne uns gegenüber. Die rote Kapuzenjacke leuchtet fast wie eine Signalboje aus den Zuschauern.
"Geh deine Jacke holen." meint der Coach und lässt mich wieder los.
"Geht nicht." antworte ich kurz. Er schaut mich jedoch nur eindringlich an.
"Ich habe es wirklich versucht, aber ich habe sie an ihn verloren. Ich brauch eine neue. Diese bekomme ich jedenfalls nicht wieder. Unter keinen Umständen." erkläre ich ausführlicher. Seufzend rollt der Coach mit den Augen. Er winkt nur ab und lässt mich mit einem anderen Verletzen eines anderen Teams auf der Bank zurück.

Hier zu sitzen und nur zu zusehen, ist wirklich Folter. Besonders da ich ja nicht verletzt bin oder sowas. Ich hätte mitmachen können. Wäre dieser beschissene Basketballer nicht gewesen. Ich werde richtig sauer. Ich hatte mich auf etwas Nervenkitzel eigentlich gefreut.

Hey Miesepeter. Nachher gibt's Alkohol und Party. Und wenn wir dann irgendwo allein sind. Zu zweit. Ein bisschen ungestörter. Dann vertreibe ich dir das letze bisschen deiner schlechten Laune.

Ich habe mit Sam echt Glück. Aus der Entfernung hat er meine schlechte Laune schon wieder gesehen und weiß wie er mich aufzumuntern hat. Seine Nachricht bewirkt jedenfalls, dass ich anfange etwas zu lächeln. Die Vorstellungen, was er sich überlegt hat, um meine schlechte Laune zu besser, beginnen sofort, durch meinen Kopf zu kreisen.

Du meinst eine kurze Nummer reicht dafür aus?

Das ist alles was mich interessiert. Die Party und der Alkohol sind mir egal. Aber nicht wenn es um ihn geht. Und er hat definitiv etwas vor. Selbst, wenn wir früh die Party verlassen und dann einfach nur etwas gemütlich zu Hause einen Film schauen und an einander gekuschelt einschlafen, dann freue ich mich schon verdammt drauf. Einfach, weil er dabei ist. Weil er es ist, mit dem ich das mache. Ich liebe ihn wirklich sehr. So sehr, dass ich mich auf so banale und fast etwas kitschige Sachen freue.

Wer hat jemals was von einer kurzen Nummer gesagt? Vielleicht bespaße ich dich auch die ganze Nacht. Das kommt ganz auf dich an.

Ich verenge die Augen zu Schlitzen und schaue zu ihm rüber. Unschuldig lächelt er zurück. Was für ein Arsch. Jetzt kann ich es kaum noch erwarten.