• J A M I E •Lasset es beginnen. Donnerstag. Schultag.
Unter Protest hat Mama dem zugestimmt. Ebenso wie der Arzt. Schließlich mussten meine Freunde antanzen und versichern, dass sie auf mich aufpassen. Das geht jetzt soweit, dass ich nicht einmal alleine pinkeln gehen kann. Darf. Einer muss in meiner Nähe sein! Immer! Am besten direkt neben mir. Besonders jetzt, wo ich mal wieder eine frische Operationswunde habe. Und ich solle bloß nichts schweres Heben. Solange bis das verheilt ist. Das war fast schon wieder Grund genug doch lieber im Krankenhaus zu bleiben. Ich bin doch nicht zerbrechlich.Wie Montag holt mich Eric zu Hause ab. Ich soll nämlich auch nicht Bus fahren. Wirklich cool. Oder nur mit jemanden, der sich zur Not vor mich schmeißt. So langsam dreht Mama am Rad. So überfürsorglich habe ich sie noch nie erlebt.
„Ob wir heute wieder eine böse Überraschung bekommen?" leicht schelmisch grinst Eric mich an, als wir auf den Parkplatz der Schule fahren. Ich werfe ihm nur eine bösen Blick zu. Wehe wenn noch was kommt. Dann bekomme ich sicherlich einen wahrhaftigen Aussetzer. Da kann ich nicht mehr garantieren, dass ich nicht Amok laufe.
„Soll ich gucken gehen, ob die Luft rein ist?" fragt er weiter. Mich nervt es jetzt schon. Wieder fliegt nur ein böser Blick zu ihm.
„Soll Hannah einen Kaffee mitbringen?" fragt er weiter, als wir ausgestiegen sind. Das macht er mit Absicht. Ganz sicher. Der böse Blick bleibt in meinem Gesicht.
„Keinen Kaffee?" zögerlich fragt er nach.
„Oh doch, aber wehe Mom erfährt das." brumme ich. Das scheint er zu verstehen. Sie verbietet mir immer noch Kaffee. Das ist so fies.Das Getuschelt, das Montag schon herrschte, gibt es heute wieder. Genau wie die Blicke. Dieses Mal nur wesentlich deutlicherer. Sehr cool. Ich bin das Gespräch der gesamten Schule. Man das fühlt sich toll an.
Allerdings stelle ich auch etwas Neues fest. Mir wird aus dem Weg gegangen. Die jüngeren Schüller kuschen sogar vor mir. Der Kleine, der vor meinem Schließfach steht, als ich ran will, schaut mich bloß an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Sein Kumpel muss ihn regelrecht wegzerren.
„Alter, seit wann bist du furchteinflössend?" kichert Rory, während ich das Buch aus dem Schließfach hole.Woran das wohl liegt? Vielleicht an dem dunkelschimmernden Fleck auf meiner Stirn? Vielleicht liegt es an den ganzen zusammengeflickten Platzwunden in meinen Gesicht? Oder vielleicht doch an meinem recht finsteren Ausdruck?
"Das arme Kind war total verängstigt. Schraub das etwas runter." flüstert Rory in meine Richtung. Ich brumme kurz. Was kümmert mich diese Kröte? Mir geht es bescheiden. Es gibt wirklich besseres.
"Wir bekommen dich noch aufgemuntert." Brandon klopft mir auf die Schulter. Darauf habe ich aber keine Lust. Irgendwie kommt mir gerade der Gedanke, dass ich einfach die Schule wechseln sollte. Vollkommen neu anfangen. Das wäre gerade sehr verlockend. Da würde ich nur angestarrt, weil ich verprügelt aussehe.Im Klassenraum warten wir auf den Unterrichtsbeginn. Recht entspannt sitzen wir auf unseren Plätzen und reden. Wieder fällt mir etwas an den anderen auf. Blicke. Meistens blicken die anderen über die Schulter und schauen dann schnell wieder weg, wenn unsere Blicke sich treffen. Wieder kommt der Gedanke hoch, den Abschluss doch woanders zu machen.
"Ignorieren ist schwer. Ich weiß." murmelt Eric mir zu, als die Lehrerin den Raum betritt. Ignorieren ist schwer? Sehr witzig. Ich bin drauf und dran die Schnauze aufzureißen. Alle anzublaffen, dass es nichts zu glotzen gibt.Unsere Englischlehrerin ist einfach der Hammer. Sie toppt es gerade noch.
"Jamie. Schön, dass du uns auch wieder beehrst. Ist ja selten geworden." Diese blöde Kuh.
"Ach, wissen Sie diese sarkastische Art und Weise hat mir gefehlt." Empörung macht sich im gesamten Raum breit. Doch provokant ziehe ich nur die Augenbrauen hoch.
"Das ist ja schön. Dann erzähl uns doch von den Hausaufgaben." Dieser Drachen. Sie weiß, ganz genau, dass ich die nicht habe. Allerdings durchbohrt mich ihr Blick weiter. Na gut. Ohne ein Geheimnis daraus zu machen, greife ich hinter mich und klaue mir Brandon's Block. Unser kleiner Streber macht doch immer die Hausaufgaben. Nicht einmal suchen muss ich. Perfekt. Ich beginne vor zu lesen.
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Seelenverwandt
Teen Fiction***** IN BEARBEITUNG ***** - ( enthält Rechtschreib-/ Grammatikfehler)- Seelenverwandt (adj.) two people, or two souls, who might not be blood-related, but are two of a kind Von diesem Gefühl hat Jamie keine Ahnung. Er hat es noch nie erlebt. Er w...