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S A M •

Jamie hat mir erzählt, dass diese Eva heute wie eine Klette an ihm geklebt hat. Selbst Hannah meinte schon, dass es fast etwas gruselig war. Deswegen kann ich auch verstehen, dass Jamie etwas besorgt ist, was dieses Mädchen will.

Viel mehr sollte er sich jedoch um diesen Feldtest Sorgen machen. Immerhin muss er ja doch etwas beweisen. In einer Disziplin, in der er absolut keine Erfahrung hat. Spannend wird es bestimmt.

Laurel hat David's Auge perfekt geschminkt. Es fällt überhaupt nicht auf, dass er nur Make-up im Gesicht hat. Allerdings finde ich, dass es noch lange nicht so schön ist wie Jamie's. Das hat nämlich an Farbe ordentlich zugelegt. Es wirkt beinahe schwarz.

Für ihren Versuch hat Laurel einen Club ausgesucht. Die Tanzfläche ist gut gefüllt und eigentlich würde Jamie echt gerne mit mir tanzen. So gut kenne ich ihn dann doch. Er liebt die gute Musik und den Bass, der über seine Füße in seinem ganzen Körper vibriert. Aber nicht heute. David und er wurden recht weit von einander entfernt an der Bar platziert, während Laurel und ich einen Platz ausgesucht haben, von dem aus wir sie beobachten können.

Jamie hat sich für seine Strategie  einen Drink bestellt und versuche etwas bedrückt auszusehen. Als wäre er hier um einfach nur zu trinken. Was genau er vorhat, durfte er mir nicht sagen. So, laut Laurel, die Regeln. Ziel ist es jedenfalls so viel Mitleid wie möglich zu erregen und dabei abzustauben. Sei es in Form von Telefonnummern oder in Form von Drinks. Wir führen dabei eine Strichliste für jeden.

Den Kerl, mit den fast schwarzen Haaren und dem breiten Körper, den ich so liebe, darf ich auch mal beobachten. Er spielt seine Rolle wirklich gut. Selbst ich will zu ihm gehen und fragen was los ist. Er sieht aus wie ein Häufchen Elend. Was genau seinen Zweck erfüllt. Das erste Mädchen lässt nicht lange auf sich warten. Sie setzt sich neben ihn. Erst beachtet sie ihn nicht weiter. Späht nur mal aus dem Augenwinkel rüber. Und er beachtet sie nicht. Wahrlich sogar eher unbewusst. Bis sie ihn anspricht. Sie reden kurz. Bis er mit den Augen rollt, leicht den Kopf schüttelt. Sie kichert daraufhin. Und tätschelt ihn den Arm.

Hey. Pfoten weg. Das ist meiner.

Ich werde seltsam eifersüchtig. Doch nur wenig später steht der erste spendierte Drink vor Jamie. Und das Mädchen ist kichernd auf dem Weg zurück zu ihren Freundinnen.

Ich glaube, ich sollte mich lieber auf die Beobachtungen von David konzentrieren. Sonst werde ich noch eifersüchtiger und setze mich neben Jamie, damit niemand mehr auf die Idee kommt, ihn an zu graben.

David scheint nicht so viel Talent zu haben. Als ich rüber schaue, bemerke ich, wie eine junge Frau gerade mit verzogenem Gesicht wieder geht. Das war wohl nichts.

Mit jeweils einem Drink in der Hand fühlen Laurel und ich uns wohl. Sie hat richtig Spaß daran die Versuche der beiden zu beobachten und zu kommentieren. Und macht sich recht lustig über David's nicht vorhandenes Talent. Ich bin jedoch überrascht über Jamie. Klar ist es von Vorteil, dass er besser aussieht als David und dadurch ohnehin schneller angequatscht wird, aber er wickelt bis jetzt alle um den Finger.
„Er ist gut." lacht Laurel auf und deutet dabei auf meinen Freund.
„Tja, gebe mich nur mit dem Besten zufrieden." grinse ich sie an, woraufhin sie loslacht. Und er will meistens der Beste sein, wenn es ihn den reizt. Und das tut es hierbei. Nur um David zu ärgern.

Plötzlich setzt sich ein Kerl neben Jamie. Und der Kerl mustert ihn. Eindeutig hat er Interesse. Das würde ich sogar betrunken erkennen. Diesmal ist Jamie's Taktik eine ganz andere. Da will er kein Mitleid. Würde wahrscheinlich eh nicht klappen. Männer ticken eben anders. Ein Kerl mit einem blauen Auge ist heiß. Sie fangen ein lockeres Gespräch an, bei dem der Kerl immer wieder Jamie's Arm berührt. Eisern halte ich mich an meinen Glas fest. Der Alkohol macht mich noch eifersüchtiger. Und Jamie macht es nicht besser. Er lehnt sich vor und flüstert ihm auch noch ins Ohr, was den Kerl zu lachen bringt. Daraufhin winkt er den Barkeeper ran und Jamie hat einen nennen Drink und eine Telefonnummer.

Und zu Glück lässt er Jamie wieder allein. Meine Blick muss er bemerkt haben, denn er grinst mich breit an, zerknüllt den Zettel mit der Nummer und katapultiert ihn zielsicher in einen Mülleimer hinter der Bar. Für solche Aktion liebe ich diesen Kerl noch mehr.

Nach eineinhalb Stunden beendet Laurel unseren Test. Genug zum Auswerten haben wir auf jeden Fall.
„Bää. Hab mich lieb. Ich fühle mich so missbraucht. Einfach meine Unerfahrenheit ausnutzen. Du lebst mit scheußlichen Menschen zusammen." jammert Jamie sofort los und möchte in den Arm genommen werden. Er ist wirklich nicht für Mädchen zu haben, das wird wieder etwas mehr deutlich.
„Ohh. Mein armer Großer. Aber soll ich dir was sagen. Du hast gewonnen." grinse ich ihn an, wobei ich ihn mehr an mich drücke. Sein Körper spendet wieder so schöne Wärme, die ich jedes Mal so genieße.
„Echt jetzt?" fragt David ungläubig als er zu uns kommt und es scheinbar schon gehört hat.
„Aber Haus hoch." bestätigt Laurel und zeigt ihm unsere Strichliste, die wir gemacht haben.
„Und das obwohl mein kleiner Jamie noch nie mit einem Mädchen geflirtet hat." stänkere ich mit David. Was nicht so leicht ist, da Jamie sich mittlerweile auf meinen Schoß gesetzt hat und ich kaum an ihm vorbei sehen kann. Und verdammt schwer ist er auch noch.
„Ist nicht dein Ernst?" David glaubt mir kein Wort. Tja, ich weiß es besser.
„Oh doch." grinst jetzt auch Jamie. Ich sag es doch. Wir haben doch darüber geredet. Daher weiß ich, dass Jamie wirklich kein Interesse an Mädchen hat. Was soll er da dann noch flirten.
„Und dann verliere ich? Unmöglich. Die Jury war voreingenommen." blafft David uns an.
„Quatsch nicht. Du hast dich einfach angestellt wie ein Trottel." fährt Laurel ihn an. Das hat er wirklich. Was auch immer er gesagt hat, aber bei den Frauen kam das nicht so gut an.

„Was war denn dein toller Anmachspruch? Vielleicht liegt es daran." hake ich nach. David ist doch Meister der dämlichen Sprüche. Da verziehe selbst ich das Gesicht.
„Hab jemanden eine Lektion verpasst. Freche Aussagen kann ich ja überhaupt nicht ab." stolz strahlt er uns auch noch an. Manchmal frage ich mich wirklich wie blöd er eigentlich ist.
„Neandertaler lässt grüßen." lacht Laurel frech und nippt an ihrem Drink.

Jamie und ich haben mittlerweile getauscht, sodass ich auf seinem Schoß sitze. Meine Oberschenkel fühlen sich platt gedrückt an. Er kann ruhig ein bisschen abnehmen. Er hört uns auch gar nicht mehr richtig zu und auch mir fällt es deutlich schwerer, da er zärtlich meinen Hals küsst und mir stumm klar macht, was wir heute Abend noch machen.

„Und was hast du immer erzählt?" möchte Laurel von Jamie wissen. Er reagiert jedoch nicht und beschäftigt sich weiter mit meinem Hals. Eiskalt schnippt sie ihm gegen die Stirn. Irritiert schaut er sie an und sie wiederholt die Frage nochmal.
„Bin mit einem Buch in der Hand beim Lesen gegen eine Tür gelaufen. Und mein Tollpatschgen hat den Rest gemacht." erzählt er kurz. Guter Einfall. Tollpatschige Männer sind eigentlich immer ganz süß. Besonders, wenn sie noch belesen sind. So ja Jamie's Aussage. David rollt die Augen und Laurel ist verzückt. Das war wohl der Punkt für Jamie.

Ein bisschen trinken wir noch was, doch Jamie wird langsam aufdringlich. Er kann die Hände nicht mehr bei sich behalten. Klar, dass wir jetzt auf dem Weg zu ihm sind. Felicity, soll sich ja nicht wieder aufregen, dass mein Bett quietscht. Ich glaube, ich muss doch mal ein neues kaufen, auch wenn Jamie das Quietschen mag.

SeelenverwandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt