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• J A M I E •

Im Krankenhaus ist erstaunlicherweise wenig los. Würde ich behaupten. Und was auch immer das hier ist, aber sobald ich angemeldet bin, kommt jemand geeilt und bittet mich in einen der Behandlungsräume. Wenig später kommt Mom an. Sicherlich ist im System hinterlegt, dass ich eine Sonderbehandlung bekomme, weil Mama hier arbeitet.

„Schatz. Was hast du schon wieder angestellt?" besorgt dreht sie mein Gesicht in ihren Händen.
„Lass es dir draußen von den Jungs erklären." seufze ich kurz. Sie flippt doch sonst direkt aus und so lieb wie ich sie habe, aber das brauche ich nicht.
„Wir machen dich erst einmal wieder hübsch." lächelt sie mich liebevoll an und beginnt mir das, mittlerweile fast angetrocknete, Blut aus dem Gesicht zu wischen. Immer wieder verziehe ich das Gesicht. Angenehm ist auch etwas anderes.

Noch während sie sich darum kümmert, marschiert er Arzt zur Tür rein.
„Hmm. Da ist aber wer in eine Prügelei geraten." lacht er mich amüsiert an, wobei er sich Handschuhe anzieht. Sehr witzig. Mein Humor ist auf dem Weg hier her, wohl nun doch verloren gegangen.
„Dann wollen wir mal gucken, was etwas abbekommen hat." lacht der Arzt auf. Danach weißt er mich an, dass ich mich hinlegen soll. Wieder tastet jemand meinen Bauch ab und das wird immer unangenehmer. So langsam könnte mal jemand den Schmerz abstellen. Das ist unerträglich.

Skeptisch verzieht er das Gesicht während er weiter tastet und mich dabei beobachtet, wie ich darauf reagiere.
„Das gefällt mir nicht." sagt er schließlich und lässt endlich von mir ab. Endlich.
„Mir auch nicht." brumme ich, als ich mich mühsam aufsetze und gegen die Wand lehne.

Der Arzt verlässt kurz den Raum. Besorgt schaut mich Mama wieder an. Sie weiß doch schon wieder mehr als ich. Klasse.
„Sag Sam nichts." bitte ich sie leise. Irritiert zieht sie die Stirn kraus und setzt sich auf den Hocker.
„Er schreibt morgen eine Klausur. Sonst wird die wieder nichts." erkläre ich leise. Ich möchte nicht, dass er die Klausur verhaut. Nicht noch eine. Das ist sicherlich nicht förderlich für sein Studium. Und auch nicht für ihn. Ab morgen Nachmittag darf er es erfahren und mich meinetwegen auch anmeckern, weil er von nichts wusste, aber das ist dann das kleinere Übel.

Mit einer weiteren Schwester kommt der Arzt zurück. Jetzt wird es beinahe unheimlich. Besonders gruselig ist der Rollstuhl. Da werde ich mich nicht reinsetzen. Auf keinen Fall. Ich bin zwar langsam zu Fuß, aber das kommt gar nicht in Frage. Wirklich nicht.
"Dann wollen wir mal ein CT machen." berichtet der Arzt voller Tatendrang. Der wird mir langsam, auch unheimlich. Der hat doch was genommen. Wer ist bitte so drauf?
"Nimm bitte Platz. Wir chauffieren dich dorthin." Mit einem breiten Lächeln und einer ausladenden Handbewegung deutet er auf den Rollstuhl.
"Nicht mal, wenn ich mir das Bein gebrochen hätte." Ich mache keine Anstalten mich zu bewegen. Ich lasse mich doch nicht durch die Gegend schieben. So weit kommt's noch.
"Jamie. Lass den Unsinn." Mama hält mir die Hand hin, damit ich von der Liege runterkomme.

Wieso benehmen sich alle, als wäre ich schwerstbehindert oder lebensgefährlich verletzt? Mir geht es doch halbwegs gut. Bis auf diese tierischen Schmerzen, aber laufen kann ich deswegen immer noch.

"Vergiss es." protestiere ich etwas, als ich mich hinstelle und kurzerhand den Arm um ihre Schultern lege. So lange wie sie standhaft ist, schaffe ich das schon.
"Du oller Sturkopf." murrt Mama leise, während wir uns auf den Weg machen. Dabei kann ich deutlich beobachten, wie der Arzt sich über uns amüsiert. Wenn ich hier bleiben muss, dann wird der seinen Spaß noch mit mir haben.

Als wir am Wartebereich vorbei gehen, springen sofort Colton und Eric auf. Schnell fragen sie was los ist und wollen alles wissen.
"Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr ihn her gebracht habt, aber jetzt geht wieder zur Schule. Jamie muss das schließlich nachholen." erklärt Mom ruhig. Beinahe fassungslos wird sie angesehen. Die Jungs fühlen sich vor den Kopf gestoßen.
"Das dauert hier noch eine ganze Weile. Ich halte euch auch auf dem laufenden." sagt sie weiter.
"Und kein Wort zu Sam. Erst morgen nach seiner Klausur." eindringlich schaut Mom beide an. Deutlich ist zu sehen, dass sie es nicht verstehen, aber dennoch nicken. Dabei erreichen wir die Tür, welche den Weg für beide beendet. Ich werfe einen Blick über meine Schulter zurück und sehe beide immer noch da stehen und mir nachschauen.

SeelenverwandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt