Prolog

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Es regnete in Strömen, als eine dunkle Gestalt durch die toten, verlassenen Gassen jagte. Keine Menschenseele trieb sich bei diesem Wetter auf den Straßen herum, selbst die Ratten hatten sich verkrochen.

Ihre Schritte, die über das Pflaster hallten, wurden von dem wütenden Donnergrollen verschluckt. Obwohl es gerade einmal Nachmittag war, ließen die dichten Gewitterwolken kein Licht hindurch, sodass es schien, als wäre es spät in der Nacht.

Nur ein heller Blitz zuckte gelegentlich über den Himmel, erhellte die Gegend für einen Augenblick. Bei jedem Mal fuhr die Gestalt erschrocken zusammen, als fürchte sie, bei etwas ertappt worden zu sein.

In ihren Armen trug sie etwas, das genauso dunkel und nicht zu erkennen war wie sie. Unauffällig huschte sie weiter, verschmolz mit den Schatten der Dunkelheit. Es wirkte fast, als wäre die Gestalt nur eine Einbildung, eine Lichtreflektion, hervorgerufen durch die sich ständig entladenden Wolken.

Ein gewöhnlicher Mensch hätte einfach weggesehen und es vergessen, so wie ihm die Gesichter, die er heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit flüchtig wahrgenommen hatte, in der gleichen Sekunde wieder entfallen waren. Selbst jene, denen der Anblick ungewöhnlich vorgekommen war, hätten im folgenden Moment nichts mehr gesehen, als wäre der Schatten, der durch die Finsternis jagte, einfach verschwunden. Genauso wie die Erinnerung daran in wenigen Stunden wieder verschwinden würde.

Die Schatten die der Gestalt in geringen Abständen folgten, hatte an diesem Nachmittag niemand zur Notitz genommen. Selbst die grünen Lichtblitze, die ab und zu von ihnen ausgingen, wurden als Illusion abgetan. Höchstens ein paar Verschwörungstheoretiker oder Abergläubische hätten diese merkwürdigen, grünen Lichter als Zeichen für etwas Unheimliches gesehen. Ein Zeichen des Teufels, Gespenster, Aliens, darüber hätten sie spekuliert, doch auf die Wahrheit würde keiner kommen.

Die Todesflüche, die zu dieser Zeit über den Asphalt schossen, an Backsteinwänden abprallten, ihr Ziel verfehlten, hätten den härtesten Kerl binnen einer Sekunde umgelegt. Ein streunender Hund, der in dem Unwetter nach einem Unterschlupf Ausschau hielt, lief ihnen zu seiner Ungunst über den Weg und wurde zum Opfer eines der tödlichen Flüche. Wäre er nicht gerade direkt vor der Gestalt aus einer Seitengasse gehechtet, wäre diese erwischt worden.

Ihre Verfolger konnten sich so viel darüber ärgern, wie sie wollten, ändern würde es nichts daran, dass dies der einzige Zauber gewesen war, der heute ein Leben auslöschen sollte. Denn bevor sie erneut irgendwelche Zaubersprüche schreien konnten, ertönte ein lautes 'Plopp', das diesmal nicht von dem Widerhall des Blitzes vertuscht werden konnte und die Gestalt sich in Luft auflöste.

Sie ließ nur etwas Blut zurück, das sich mit dem verdreckten Regenwasser, das wie Bäche über den Boden schwemmte, vermischte und sich verflüchtigte. Mit dem Wissen, dass ihre Zielperson höchstwahrscheinlich verletzt war, zogen sich ihre Verfolger wieder die Kapuzen in ihr Gesicht und machten sich ebenfalls aus dem Staub.

Einige Kilometer entfernt klingelte es an der Tür eines Waisenheims, als die alte Besitzerin gerade die Kinder tröstete, die sich vor dem Gewitter fürchteten. Beinahe hätte sie das schwache Läuten überhört, doch sie schob eine zerknitterte Einkaufsliste in das Märchenbuch und machte sich auf den Weg zur Tür.

Ein kleiner Junge- der wahrscheinlich jüngste in diesem Haushalt- hielt immer noch ihre Hand, als sie die Türklinke herunterdrückte und ihm im nächsten Moment die Hand vor die Augen hielt.

Ihnen zu Füßen lag eine in schwarze Roben gekleidete Frau. Sie wirkte schwach und zerbrechlich und unter ihr bildete sich eine Lache aus dunklem Blut, das sich schnell ausbreitete. Die Alte schickte den Jungen und die restlichen Kinder wieder in den Raum, in dem sie vorhin noch zusammengesessen hatten, konnte jedoch nicht verhindern, dass der Kleine einen Blick auf das Bild draußen werfen konnte. Im nächsten Moment wurde er schon die Treppen hochgezogen.

Die Frau vor der Tür verstarb innerhalb weniger Minuten an ihren Blutungen. Das einzige, wozu sie noch Kraft aufbringen konnte, war es, ein einzelnes Wort zu krächzen. "Sam."
Das Bündel in ihren Armen regte sich leicht.

***


Hallo, willkommen zu einer meiner neuen Stories, diesmal eine Harry Potter-FF! Ich schreibe gerne an dieser hier und hoffe, dass sie euch gefallen wird!
Ich werde jedes Wochenende updaten, wenn alles gut läuft und versuchen, sie nicht allzu Mainstream zu gestalten.
Feedback und Kritik sind jederzeit willkommen^^

Das erste Kapitel werde ich wahrscheinlich schon heute oder morgen hochladen, ich hoffe, der Prolog hat euer Interesse ein wenig geweckt...

-Absolina

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt