Kapitel 11: Feindseligkeiten und Schwärmereien

1.5K 75 1
                                    

"Ich bin zutiefst enttäuscht von ihnen beiden."

Professor Flitwick saß hinter seinem Schreibtisch und sah mit einem strengen Blick von mir zu Zack und wieder zurück.

Beschämt senkte ich den Kopf. Ich hasste diesen Ausdruck in seinem Gesicht.

"Vor allem von ihnen, Miss Pears", fuhr er fort.

Ich zuckte zusammen.

"Sie haben mich während des Unterrichts heute sehr beeindruckt. Aber wie es aussieht, habe ich mich in ihnen geirrt."

"Es tut mir Leid, Professor Flitwick", sagte ich kleinlaut, konnte ihm nicht in die Augen sehen, "Ich-"

"Sam hat nichts falsches getan. Ich habe sie dazu angestiftet, Professor! Ich wollte unbedingt meine Eule retten und sie wollte mich davon abhalten. Wäre sie mir nicht hinterhergeeilt, um mich zu schützen, weiß ich nicht, ob es so gut ausgegangen wäre. Sie hatte nicht vor, der Schule damit zu schaden!", unterbrach Zack mich.

Flitwick musterte mich mit gerunzelter Stirn und ich wünschte mir, im Boden zu vesinken.

"Nun, natürlich kann ich darüber nicht einfach so hinwegsehen, doch ich möchte ihnen noch eine Chance geben. Sie entgehen ihrer Strafe, doch wenn sie noch einmal dabei erwischt werden, nur darüber nachzudenken, die Schulregeln zu brechen, werde ich nicht zögern, sie dafür büßen zu lassen."

Ich schluckte.

Das klang nicht wirklich erstrebenswert, doch ich senkte dankbar für sein Entgegenkommen den Kopf.

"Nichtsdestotrotz werde ich Ihnen Hauspunkte abziehen müssen. Fünfzig Punkte Abzug für Ravenclaw. Sie sind entlassen."

Mit diesen Worten wandte er sich wieder einem Stapel Papierkram zu, den er mit finsterer Miene bearbeitete. Zack und ich tauschten einen niedergeschlagenen Blick, bevor wir sein Büro wieder verließen.

Wir hatten mit dieser Aktion 50 Hauspunkte verloren! Hatten wir vorher überhaupt schon welche gehabt?

Zack, der neben mir herlief, bog auf einmal in einen Gang ab, in dem ich noch nicht gewesen war und ich blieb verwundert stehen.

"Wo gehst du hin?", wollte ich wissen. Zack drehte sich zu mir um.

"Ich bringe Eden zum Eulenturm, bevor es dunkel wird. Willst du mitkommen?"

Ich überlegte kurz, wir hatten noch eine knappe Stunde Zeit bis zur Nachtruhe, das Abendessen hatten wir verpasst.

Allerdings würde die Zeit für einen kurzen Umweg reichen und außerdem musste ich eh noch einen Brief an Jenny, Lea und Dylan schreiben.

Ich nickte. "Klar, gerne!"

Schnell schloss ich zu ihm auf und folgte ihm zum Eulenturm.

Zack schien einen sehr guten Orientierungssinn zu haben, denn während ich mir alle Wege genau einprägte und trotzdem noch Schwierigkeiten hatte, die verschiedenen Räume zu finden, fand Zack sich zurecht, als würde er schon seit Jahren diese Schule besuchen.

Allerdings hatte er sich auch mit Hogwarts im Vorhinein sehr vertraut gemacht, einerseits durch Erzählungen von Familienmitgliedern, andererseits durch vielzählige Bücher darüber.

Wenige Minuten später fanden wir uns an einer steinernen Wendeltreppe wieder, die in die Spitze des Westturms führte, wie Zack mir erklärte.

Oben lebten die Posteulen der Schüler und auch Eulen, die die Schule zur Verfügung stellte.

Zack erklärte mir, ich könne jederzeit eine davon ausleihen, um Briefe abzuschicken.

Erleichtert darüber lief ich die Wendeltreppe hinauf und fand mich in einem runden, mit Stroh ausgelegtem Raum wieder. Der Wind, der durch hohe, glaslose Fenster pfiff, zerrte an meinem Umhang und augenblicklich fröstelte ich ein wenig.

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt