Kapitel 18: Nachforschungen

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Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert.

Gefühlt die ganze Nacht lang hatte ich wach gelegen und war meinen Gedanken nachgehangen. Der Stein der Weisen, Harry Potter, Draco, der dunkle Lord und zwischendurch schlichen sich Bilder der Kreatur, die das silberne Blut aus dem Einhorn trank, in meinen Kopf. Immer wieder sah ich, wie es ihr Kinn heruntertropfte, während sie aufstand, um auf mich zuzuschnellen.

Ich hatte dem Gespräch gestern entnommen, dass der, dessen Name nicht genannt werden darf, den Stein haben wollte und dass dieser sich in der Schule befand. Doch wie sollte eine tote Person an den Stein gelangen, der sich im gut bewachten Hogwarts befand?

Grübelnd stieg ich aus meinem Bett, zog mir meine Alltagskleidung über und ging in den Speisesaal, um zu Frühstücken.

Eine Eule warf einen Brief über mir ab, den ich geschickt auffing. Er war von Jenny.

Das Schlimmste ahnend überflog ich die Zeilen, doch es war nicht so katastrophal, wie ich erwartet hatte. Im Moment war mein Kopf eh woanders.

Die Heimleiterin hielt mir in wütenden Lettern eine Standpauke, entschuldigte sich nachher über ihren Ausbruch und bat mich dann, mich in Zukunft an die Schulregeln zu halten oder mich einfach nicht erwischen zu lassen. Das erspare ihr zusätzliche Mühen und Briefpapier. Außerdem bat sie mich, spätestens nächstes Schuljahr meine Zeit nicht mehr mit dem "Malfoy-Jungen" zu verbringen. Immerhin gab sie mir noch etwas Zeit.

"Finde ich gut", kommentierte Zack mit dem Finger auf der entsprechenden Zeile.

Ich riss ihm den Brief weg. "Warum liest du eigentlich immer mit?" Zack zuckte mit den Schultern und biss von seinem Brötchen ab. "Wie lief es eigentlich bei der Strafarbeit gestern?"

"Später. Lass uns darüber an einem ruhigeren Ort sprechen."
Zack hob fragend eine Augenbraue, hakte aber nicht weiter nach.

Nachher traf ich ihn im Gemeinschaftsraum, der glücklicherweise noch nicht allzu voll war und erzählte von den Ereignissen gestern. Als ich bei dem Gespräch, das ich belauscht hätte, ankam, senkte ich meine Stimme.

"Er meinte, der Stein der Weisen sei an der Schule. Und dass Du-weißt-schon-wer ihn haben will."

"Der Stein der Weisen?", wiederholte Zack verwirrt, "was ist das?"

Ungläubig sah ich ihn an. "Der Stein der Weisen? Nicholas Flamel? Noch nie gehört?"

Er schüttelte den Kopf.

"Na gut. Scheint in der Zaubererwelt ja nicht so bekannt zu sein wie unter Muggeln, naja.
Der Stein der Weisen ist ein Lebenselixier, das einem die Unsterblichkeit ermöglicht und weitere Kräfte aufweist, die jetzt aber nicht wichtig sind. Tausende Alchemisten suchten nach ihm und Nicholas Flamel war derjenige, der ihn fand und auf sich anwandte. Das ist zumindest die grobe Sage.

"Jedenfalls will der, dessen Name nicht genannt werden darf, ihn benutzen, um wieder aufzuerstehen und seine ursprüngliche Macht zu erlangen. Aber dafür muss er erst in Hogwarts eindringen und ihn finden."

"Und dafür schickt er einen Untergebenen hierher, der das für ihn tut, während du-weißt-schon-wer sich draußen im Wald von Einhornblut ernährt, um am Leben zu bleiben", ergänzte Zack.

"Gut kombiniert", bemerkte ich.

Ich zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. "Die Einhörner sterben im Wald schon seit längerer Zeit. Das heißt, dass dieser Untergebene sich auch schon in Hogwarts eingenistet hat."

Zack nickte. "Vielleicht hat sich jemand als Schüler getarnt. Wenn man sich hier für einen längeren Zeitraum einschleichen will, dann am Anfang des Schuljahres. Da fällt das Keinem auf. Lass uns nachforschen, ob es jemanden Verdächtigen gibt, der den Anderen nicht bekannt vorkommt", schlug er vor.

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt