Kapitel 19: Ein Lächeln zum Wegrennen

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"Guten Morgen, Sam!"

Dylan stand am Türrahmen unseres Zimmers und grinste mich an.

"Morgen", nuschelte ich verschlafen und warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach acht. Oh Gott, Lea musste auf mich abfärben!

"Heute geht's in die Winkelgasse!", versuchte Dylan wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Augenrollend sprang ich auf und machte Anstalten, ihn aus dem Raum zu schieben. "Ja, ich weiß Mr Obvious, aber lass mich mich wenigstens umziehen!"

Lachend ließ der Vierzehnjährige sich aus dem Zimmer verscheuchen, sodass ich endlich die Tür zuknallen konnte.

Plötzlich voller Energie ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich war alleine in unserem Zimmer, denn Lea hatte heute ein Treffen mit einer Familie, die an einer Adoption interessiert war.

Ausnahmsweise war sie heute dafür in aller Herrgottsfrühe aufgestanden und hatte sich wohl erfolgreich aus dem Raum geschlichen, ohne mich zu wecken.

In mich hineingrinsend streifte ich mir ein luftiges Sommerkleid über. Ich freute mich echt für meine Zimmergenossin und hoffte, dass sie eine schöne Zeit hatte.

Meines Wissens machte sie einen Ausflug an die Küste, wo besagte Familie anscheinend wohnte. Ob ich wohl jemals ebenfalls solch eine Erfahrung machen würde?

Energisch schüttelte ich den Kopf. Ich fürchtete, dass dies nicht möglich war. Ich war eine Hexe, weshalb Jenny mich inoffiziell auch nicht zur Adoption freigegeben hatte.

Mit meinen magischen Wurzeln war Alles noch einmal komplizierter und riskanter, schließlich würde meine 'Familie' erst im Nachhinein von meinen Fähigkeiten erfahren.

Als ich mir noch meine Jeansjacke übergeworfen und meinen Zauberstab darin verstaut hatte, trat ich hinaus in den Flur.

Auf dem Weg in den Speiseraum begegnete ich Matthew, der in den letzten Wochen stiller geworden war als sonst. Bei meinem Anblick senkte er schnell den Kopf.

Stirnrunzelnd wich ich seinem Blick ebenfalls aus, bis wir aneinander vorbeigelaufen waren. Sein Verhalten war in den letzten Tagen extrem merkwürdig gewesen. Hatte es vielleicht etwas mit dem Vorfall letzte Weihnachten zu tun? Aber Jenny hatte doch gesagt, ich hätte es mir eingebildet? Ein Schauder lief mir bei dem Gedanken an den Weihnachtsabend über den Rücken.

"Guten Morgen", begrüßte mich Jenny mit ernster Miene und verdrängte damit die bitteren Gedanken, die wieder dabei waren, hervorzukommen.

Wie immer gefiel ihr die Vorstellung nicht, etwas mit der Zaubererwelt zu tun zu haben, weshalb sie es geschafft hatte, Zacks Eltern dazu zu bringen, Dylan und mich mit ihnen in die Winkelgasse zu nehmen.

Ich hatte noch nie ein Wort mit den Odairs gewechselt, doch dem Brief nach zu urteilen, den Zack's Vater uns hatte zukommen lassen, war er ziemlich in Ordnung.

Zack hatte mir erzählt, dass dieser, zusammen mit seiner Mutter, eine hohe Stellung im Zaubereiministerium bezog, weshalb es eine Seltenheit war, dass sich Beide gleichzeitig genug Zeit für einen Einkaufsbummel in der Winkelgasse nehmen konnten.

Mr Odair war in der Abteilung für magische Strafverfolgung tätig, Mrs Odair bei der für magische Spiele und Sportarten- kein Wunder also, dass Zack unbedingt in unserer Hausmannschaft spielen wollte, wie er mir geschrieben hatte.

Doch so spannend es auch klang, der Erfolg der Odairs hatte auch Schattenseiten. Ständig mussten Zacks Eltern von morgens bis abends im Büro arbeiten und vor stapelweise Papierkram hocken, während Zack und seine kleine Schwester alleine waren.

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt