Kapitel 33: Heimweh

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"Hast du alles?", fragte Jenny mich, als ich die Tür zu meinem Zimmer hinter mir schloss.

Ich nickte und hielt ihr meine Sporttasche hin, in die ich alles Nötige gepackt hatte.
"Alles da. Ist Dylan schon unten?"

"Ja, er wartet mit Mr Kersh am Auto."

Sie schob mich in den Flur
"Los, beeil dich. Du trödelst doch sonst nicht so herum!"

Verlegen grinste ich und ließ mich von ihr Richtung Ausgang geleiten.

Jenny hatte Recht, normalerweise war ich blitzschnell fertig mit Allem, Packen, Duschen, Anziehen, in unter fünfzehn Minuten.

Nur diesesmal hatte ich versucht, mich etwas mehr zurecht zu machen als sonst... vielleicht einfach, weil ich Lea zeigen wollte, dass ich auch ohne sie auskam.

Nur tat ich das anscheinend gar nicht. Meinen üblichen Zopf hatte ich ausnahmsweise einmal ausgelassen und versucht, mir eine hübsche Frisur mit offenen Haaren zu machen, nur leider tauchten ständig irgendwelche Locken an den falschen Stellen auf, sodass ich aussah wie ein gerupftes Huhn.

Nach ein paar gescheiterten Versuchen hatte ich mir frustriert einen Pferdeschwanz gebunden und den nächsten dummen Fehler begangen: ich hatte mir gedacht, dass ich ja mal das Schminkset in Einsatz bringen konnte, das Lea hier gelassen hatte und allmählich verstaubte.

Das mit der Wimperntusche hatte tatsächlich funktioniert und ich war auch echt stolz auf mich gewesen, nur leider hatte ich auch noch den Eyeliner ausprobieren wollen.

Als Dylan an meiner Tür geklopft hatte, um zu fragen, warum ich denn so lange brauchte, hatte ich es irgendwie geschafft ihn draußen zu behalten und runter zu schicken, während ich verzweifelt versuchte, die schwarzen Ränder um meine Augen zu entfernen.

Letztendlich hatte ich mich wieder vollständig abgeschminkt und mir einen lockeren Zopf geflochten, nachdem ich wieder eine Locke gefunden hatte, die von meinem Kopf abstand.

Schnell wischte ich den Gedanken beiseite und lief, die Tasche geschultert nach draußen.

Dylan warf theatralisch die Hände in die Luft, als er mich sah und entlockte Mr Kersh, Leas neuem Vater ein belustigtes Lächeln.

Ich hatte ihn und seine Frau vor zwei Wochen zum ersten Mal kennengelernt, als sie meine beste Freundin abgeholt hatten.

Mr und Mrs Kersh waren beide einflussreiche Business-Leute, die irgendetwas in der IT-Branche zu schaffen hatten. Lea hatte erzählt, dass sie vor vier Jahren von Amerika nach England gezogen waren, um dort ansässig zu werden und eine Familie zu gründen.

Die Tatsache, dass sie sich entschieden hatten, ein Waisenkind aufzunehmen, das auch noch fast erwachsen war, machte sie mir extrem sympathisch. In Leas Alter noch in eine Familie aufgenommen zu werden und dann auch noch in eine so Nette grenzte an die Unmöglichkeit.

Jedenfalls hatte Mrs Kersh vor einigen Tagen angerufen und uns- also Dylan und mir- angeboten, Lea für eine Woche zu besuchen. Wir hatten natürlich sofort zugesagt und Mr Kersh hatte sich bereit erklärt, uns abzuholen.

Dieser lehnte lässig an seinem Wagen und warf mir ein freundliches Lächeln zu. "Wie ich sehe, sind wir vollständig."

Er klopfte auf die Motorhaube. "Alle Mann einsteigen!"

Zusammen mit Dylan machte ich es mir auf der Rückbank bequem, nachdem wir uns von Jenny verabschiedet und unser Gepäck verstaut hatten.

Auf der Fahrt unterhielten wir uns gelegentlich über belanglose Dinge und aßen ein wenig von dem Proviant, den wir uns für die Fahrt eingepackt hatten.

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt