Kapitel 36: Tintenfeder

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"Wie ihr mitbekommen habt, ist der Hogwarts-Express durchsucht worden", teilte uns Dumbledore bei seiner alljährlichen Willkommensrede mit, "und ihr wisst inzwischen, dass unsere Schule gegenwärtig einige Dementoren von Askaban beherbergt, die im Auftrag des Zaubereiministeriums hier sind."

Er hielt inne und ließ seinen Blick durch die Große Halle schweifen.

Die Erstklässler, die noch ganz aufgeregt von der Häusereinteilung waren, starrten ihn mit großen Augen an und auch einige andere Schüler rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum.

Ich hatte mich inzwischen von der Angst erholt, die mit der Kontrolle durch die Dementoren einhergegangen war, aber der Gedanke, sie auf dem Schulgelände zu haben, gefiel mir auch nicht großartig.

"Sie sind an allen Eingängen zum Gelände postiert", ergriff Dumbledore wieder das Wort, "und ich muss euch klar sagen, dass niemand unerlaubt das Gelände verlassen darf, während sie hier sind. Dementoren dürfen nicht mit Tricks oder Verkleidungen zum Narren gehalten werden- nicht einmal mit Tarnumhängen."

Ich runzelte die Stirn. Was waren Tarnumhänge? Anscheinend etwas sehr Mächtiges, denn einige Schüler starrten Dumbledore ungläubig an.

"Es liegt nicht in der Natur eines Dementors, Bitten oder Ausreden zu verstehen. Ich mahne daher jeden Einzelnen von Euch: Gebt ihnen keinen Grund, euch Leid zuzufügen. Ich erwarte von unseren Vertrauensschülern und von unserem neuen Schulsprecherpaar, dass sie dafür sorgen, dass kein Schüler und keine Schülerin den Dementoren in die Quere kommt.", schloss Dumbledore.

Clearwater, die ein paar Schüler entfernt von mir saß, warf Percy Weasley verliebte Blicke zu, welcher sich wichtigtuerisch aufgebaut hatte.

"Und nun zu etwas Angenehmeren", fuhr Dumbledore seine Rede fort und stellte die Veränderungen im Kollegium vor.

Zuerst Professor Lupin, der im wachen Zustand und zwischen den anderen Lehrern noch abgekämpfter als im Zug wirkte und- wer hätte es gedacht- Verteidigung gegen die dunklen Künste lehrte. Snape funkelte ihn mit purem Hass in seinem Blick an und ich fragte mich, was zwischen ihnen vorgefallen war. Vielleicht wusste Jenny ja etwas darüber.

Danach verkündete Dumbledore, dass Hagrid der neue Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe sein würde.

Geklatscht wurde vor allem am Tisch der Gryffindors, während ich mich eher dem höflicheren Applaus anschloss. Es war allgemein bekannt, dass der Wildhüter eine große Vorliebe für besonders gefährliche Monster hatte.

Ich hatte nicht vor, in meiner ersten Stunde dieses Faches schon von einem Drachen gefressen zu werden.

Zack schien das ähnlich zu sehen. "Na dann viel Spaß mit Hagrid", flüsterte er mir grinsend zu und ich stieß ihm als Antwort den Ellenbogen in die Rippen.

Kurz darauf wurde auch schon das Abendessen aufgetischt und danach ging ich zusammen mit den Mädchen meiner Stufe in unseren Schlafsaal, auf dessen Tür nun das Wort Drittklässler prangte.

Vor dem Schlafengehen schrieb ich noch schnell einen Brief an Jenny, den ich mit Sue Lis Eule abschickte.

Ich beobachtete durch das große Panorama-Fenster, wie sie durch die Nacht glitt und langsam im Dunkel verschwand.

"Oh nein, Hilfe! Da ist ein Dementor!", rief Malfoy und sackte in sich zusammen.

Die Slytherins lachten gehässig, als Potter und seine Freunde an ihrem Tisch vorbeigingen. Parkinson kreischte ihnen etwas hinterher, das ich zum Glück nicht verstand.

Die Nachricht, dass Potter bei der Durchsuchung durch die Dementoren ohnmächtig geworden war, hatte sich wie ein Leuchtfeuer verbreitet und wurde schon heute morgen überall herumerzählt.

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt