Kapitel 26: Eisige Weihnachten

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Zwei Wochen nach dem Vorfall beim Duellierclub begannen die Weihnachtsferien.

Seit Potter Parsel gesprochen hatte, wurde besonders er verdächtigt, der Erbe Slytherins zu sein und umso erleichterter war ich, dass keiner wusste, dass ich die gleichen Fähigkeiten hatte.

Natürlich nagte das Gefühl, ich könnte womöglich ebenfalls von Slytherin abstammen, gelegentlich an mir, doch ich war ja nicht diejenige, die hinter den Anschlägen steckte, also musste ich einfach zufällig zu der geringen Minderheit zählen, die mit Schlangen sprechen konnte.

Zauberer mit dem Blut Slytherins konnten ja nicht die Einzigen sein, die über diese Gabe verfügten! Ob es unter Muggeln wohl auch Menschen gab, die Parsel sprachen, so wie Dylan dazu in der Lage war, die Zauber zu durchschauen, die magische Wesen vor den Blicken der Nichtmagier abschirmten?

Ich hatte mit Tom Riddle über meine Fähigkeiten und Gedanken dazu geredet, doch ich konnte aus seinen Antworten nicht schlau werden. Er schien erfreut darüber gewesen zu sein, dass ich ein Parselmund war und hatte mir versichert, dass ich eine fantastische Gabe besaß.

Natürlich hatte mich das gefreut, doch als Riddle stolz damit fortfuhr, dass es eine Ehre sei, Slytherins Blut zu besitzen und den Aufgaben seiner Vorfahren nachzukommen, war diese Freude schnell wieder verflogen.

"Tom", war ich ihm ins Wort gefallen, "ich kann doch gar nicht mit Slytherin verwandt sein! Ich bin eine Waise und womöglich Muggelstämmig!"

Nicht nur die Tatsache, dass Tom einfach davon ausging, dass ich die Erbin Slytherins war, sondern auch die, dass er hinter den Anschlägen an Muggelstämmigen stand, beunruhigte mich. Klar, er war ein Slytherin, aber nur weil man in Slytherin war, musste es ja nicht bedeuten, dass man automatisch alles verabscheute, das nicht komplett magisches Blut in seinem Familienstammbaum vorzuweisen hatte, so hatte ich gedacht.

Irgendwie stimmte es mich nun traurig, dass selbst Tom, der doch so nett und charmant war, diese Ansichten teilte.

Bis jetzt hatte ich tatsächlich nicht mit Slytherins zu tun gehabt, die anderer Meinung waren. Andererseits machte es natürlich Sinn, dass gerade diejenigen, die Wert auf den Blutstatus nahmen, in ein Haus kamen, in dem darauf geachtet wurde.

Schließlich nahm der sprechende Hut bei der Häusereinteilung auch auf die Familienhintergründe, den Charakter, der einem teilweise auch anerzogen wurde und den eigenen Wunsch Rücksicht.

Wer, der aus einer altmodischen Reinblutfamilie stammte, wollte Mami und Papi schon nicht stolz damit machen, dass er nach Slytherin kam?

Wenn ich so darüber nachdachte, war ich manchmal tatsächlich ganz froh darüber, dass hinter mir kein Elternteil stand, das meine Entscheidungen und mein Denken beeinflusste.

Auch wenn ab und zu die Frage aufkam, ob ich denn Muggelstämmig sei, konnte ich nicht vergessen, dass mein Vater in Slytherin war und so mindestens halbblütig gewesen sein musste.

Ob er wohl auch solche Ansichten wie Tom gehabt hatte?
Hätte ich sie nun auch, wenn ich an der Seite meiner Eltern aufgewachsen worden wäre? Wäre ich womöglich in Slytherin gelandet?

Ich spielte, wie so oft, wenn ich nachdenklich war, mit meiner Kette, die ich gedankenverloren unter meinem Pullover hervorgeklaubt hatte.

Ich saß auf meinem Bett in dem Zimmer, das ich mir mit Lea teilte, seit Jenny mich hier abgesetzt hatte.

Vor einer knappen Stunde war ich mit dem Hogwartsexpress aus Hogsmeade angereist und war von meiner Heimleiterin in Empfang genommen worden, die mich, wie schon letztes Jahr, schnell abgeholt hatte, um noch die Kinder beim Gottesdienst beaufsichtigen zu können.

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt