Kapitel 49: Neugierde

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"Und, was machst du so in den Ferien?", fragte ich Lea, die ich vor ein paar Minuten angerufen hatte.

Diese schien kurz am anderen Ende der Leitung zu überlegen. "Nächste Woche fliege ich mit Sarah und Richard nach Spanien. Tris kommt auch mit. Irgendwo südlich oder so."

"Cool", erwiederte ich. Für mich klang es komplett unvorstellbar, mich in irgendeinem anderen Land aufzuhalten. Ich hatte noch nie zuvor die britische Insel verlassen.
Obwohl ich jederzeit mit Flohpulver auf die andere Seite der Erde reisen konnte.

"Ich bin so aufgeregt!", rief Lea nervös aus, "ich hab vorher noch nie in einem Flugzeug gesessen! Kannst du dir das vorstellen, Sam? Ich werde fliegen! Durch die Luft!"

Ich lachte. In der Luft zu fliegen war für mich nichts Neues. Schon oft war ich mit irgendeinem Schulbesen über das Schulgelände geschwebt oder hatte mit Zack Quidditch gespielt. Noch vor ungefähr einem Monat, kurz bevor wir aus Hogwarts abgereist waren, hatten wir mit den anderen Ravenclaws ein kleines Turnier gespielt.

Ich hatte mein Schuljahr mit zufriedenstellenden Leistungen abgeschlossen und freute mich wie jedes Jahr schon auf das Nächste.
Aber jetzt waren erst einmal Ferien und die würde ich zusammen mit meinen Freunden genießen!

"Und, was machst du so?", hakte Lea nun nach.

Ich grinste. "Zack hat mir gestern einen Brief geschickt", erzählte ich, "nächste Woche findet das Finale der Quidditch-WM statt - du weißt schon, diese Sportart, von der ich mal erzählt hab - und seine Mum hat Tickets für mich mitgesichert. Am Samstag holen sie mich ab und dann reisen wir zusammen dorthin.
Ich freue mich schon total darauf!"

"Das klingt interessant", erwiederte Lea, von der ich ganz genau wusste, dass sie kaum etwas verstanden hatte, "gibt es da heiße Spieler?"

Ich rollte mit den Augen. "Lea, du hast ne'n Freund."

"Ja ja, ich frag ja nur! Bei Stars ist das doch was anderes!", verteidigte sie sich.

"Schon klar", erwiederte ich, während ich die Telefonschnur um meine Hand wickelte, "apropos, wie geht es Tristan?"

"Super", antwortete Lea sofort. Ich hörte das Strahlen in ihrer Stimme, "der verbringt eigentlich die ganze Zeit im Wasser! Wir surfen jede Menge zusammen und ich mache schon Fortschritte!
In Spanien werde ich den gar nicht mehr aus dem Wasser rauskriegen, die Wellen da sollen super sein!"

Ich stellte mir Lea vor, die Tag und Nacht im Wasser verbrachte, um ihrem Freund nahe zu sein.
"Pass auf, dass du keine schrumpeligen Finger bekommst", neckte ich sie also und fuhr fort: "bringst du mir ein Souvenir mit?"

Kurz herrschte Stille am anderen Ende. "Mal schauen", sagte Lea schließlich, "wenn ich es mit meinen schrumpeligen Fingern hinbekomme, ein Päckchen zu verpacken..."

"Gut, ich warte auf die Post. Ich kann dir ja auch was von der WM schicken, wenn ich was Brauchbares für Muggel finde."

Lea schnaubte. "Solange es nichts ist, was in die Luft fliegt, oder in Flammen aufgeht-"

"Vielleicht lieber doch nichts..."

"Vergiss es, Sam! Du bringst mir was mit, oder ich komme persönlich her, um es mir selber abzuholen."

Ich tat so, als würde ich kurz überlegen. "Ich glaube, die Hexen und Zauberer hätten Angst vor dir, wenn du plötzlich über das Spielfeld rennen würdest."

"Und ich dachte schon, ich würde als Opfergabe über einem Feuer landen."

Ich lachte bei der Vorstellung.
Der Gedanke daran, dass meine Freunde, mit denen ich aufgewachsen war, kein bisschen von meiner Welt verstanden, belustigte mich, stimmte mich aber gleichzeitig auch ein wenig traurig.

She Who Can Not Be Named Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt